Es ist mir eine liebgewonnene Tradition das neue Jahr mit einem Buch zu beginnen. Ich mache erst etwas anderes, wenn das Buch beendet ist. Inzwischen kennt meine Familie das Spiel. Bei einem der ersten Bücher haben sie geduldig mit dem Essen warten müssen …
Schwierige Auswahl
Während im letzten Jahr das Buch schon Tage vorher feststand, fiel mir die Auswahl dieses Jahr wirklich schwer. Zu Weihnachten habe ich tolle Bücher geschenkt bekommen. Doch bereits während der Bescherung stand fest, keines davon eignete sich als Neujahrsbuch. Meine Familie stimmte mir zu.
Nachdem ich die letzten Tage sehr viel gelesen habe, sollte es wirklich kein dickes Buch sein, es sollte noch etwas vom Tag übrig bleiben. Allerdings muss das Neujahrsbuch unbedingt ein Print sein. Ich möchte es in der Hand halten, die Seiten umblättern und das Papier spüren, das volle Leseerlebnis. Während auf dem Reader spannende Bücher sehnsüchtig warten, die dem Anspruch der Kürze genügt hätten, lächelten mich aus dem Regal lauter dicke Bücher an …
Dann entdeckte ich ein kleines Büchlein, eines, dass ich schon fast vergessen hatte und das sich als ein wirklich gutes Neujahrsbuch herausstellte: „Das Mädchen, das in der Metro las“ von Christine Féret-Fleury.
Immer ein Buch in der Tasche
Egal wohin ich gehe, auch wenn ich mit dem Auto fahre, ein Buch bzw. den Reader habe ich immer dabei. Ich fahre gerne Bus und Bahn, so habe ich unterwegs Zeit zum lesen. So macht es mir auch weniger aus, wenn ich länger als mit dem Auto brauche.
Nach einem Jahr Homeoffice habe ich inzwischen wieder einen Job mit festen Arbeitszeiten. Das bedeutet auch feste Fahrtzeiten. Während der morgendlichen Bahnfahrt treffe ich immer wieder auf inzwischen bekannte Gesichter. Lesende Menschen, strickende Menschen, Menschen, die ihre Zigaretten drehen, Menschen, die noch ein wenig die Augen schließen, Musik hören oder auf ihr Smartphone schauen. Viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Zielen. Entgegen vieler Behauptungen sehe ich viele Leser und Leserinnen, mit dicken Büchern, dünnen Büchern, zerlesenen oder ganz neuen Büchern, mit Readern oder auch auf dem Smartphone lesend. Es gibt diese kleinen Momente, der Blick auf den Titel des anderen, ein Lächeln, in dem manchmal die Botschaft liegt, „gutes Buch“ oder einfach nur ein „Viel Spaß beim Lesen“.
Wandernde Bücher
Es gibt Menschen, die lesen ausschließlich neue Bücher. An ihre Bücher darf nichts dran kommen, keine Leserille, kein Fleck. Ich kann das respektieren. Allerdings fürchte ich, wer noch nie ein zerlesenes Buch in der Hand hatte, verpasst etwas. Ein Buch, das bereits durch zahlreiche Hände ging, ein Buch, das viel erlebt hat …
Ich liebe auch neue und unberührte Bücher, liebe es, sie als erste zu lesen. Doch ebenso liebe ich Bücher aus offenen Bücherschränken, aus Büchereien oder Regalen von Freunden.
Während ich selbst Wanderbücher auf Reisen schicke und jeden Monat ein Buch aus einem offenen Bücherschrank lese, ist mir bisher noch nie ein Bookcossing-Buch begegnet, ein freigelassenes Buch in der Straßenbahn, auf einer Parkbank, irgendwo …
Das richtige Buch im richtigen Moment
Bücher sind so viel mehr als Geschichten über andere Personen, die nichts mit uns selbst zu tun haben. Die richtige Geschichte, im richtigen Moment ist so wertvoll! Ein Buch kann trösten, ermuntern, bestärken, inspirieren oder auch einfach ablenken und unterhalten. Es kann dir ein Freund sein, ein Begleiter. Ein Buch kann so viel, es muss nur das richtige im richtigen Moment sein. Ich durfte das schon häufiger erleben und dafür bin ich dankbar. Manchmal greife ich auch zum falschen Buch, lege es wieder zur Seite und lese es zu einem anderen Zeitpunkt, wenn es besser passt.
Lesen und Leben
All diese Aspekte stecken in dem kleinen Roman „Das Mädchen, das in der Metro las“. Die für mich wichtigste Botschaft aus diesem Buch ist aber auch, dass wir unser eigenes Leben nicht über die Bücher vergessen dürfen. Es gilt die Inspiration anzunehmen, vielleicht sogar das Leben völlig auf den Kopf zu stellen, aber vor allem gilt es, selbst etwas zu erleben!
Hinausgehen in die Welt, mit offenen Augen. Menschen treffen, reale, nicht nur Romanfiguren. Persönliche Begegnungen, kleine Reisen, eigene Erfahrungen sammeln. In Romanen können wir die ganze Welt bereisen und manche Orte bleiben vielleicht auch besser in unserer Phantasie, doch keine Romanfigur kann unser eigenes Leben stellvertretend für uns leben.
Frohes neues Jahr euch allen!
In diesem Sinne wünsche ich euch viele wunderbare Lebens- und Lesemomente. Macht wunderbare Erfahrungen und erkennt vielleicht auch in schlechten Zeiten, welche wertvollen Erfahrungen ihr daraus mitnehmen konntet. Ich wünsche euch viel Kraft, schlechte Zeiten durchzustehen!
Möge 2019 für euch alle ein gutes Jahr werden! Lebt euer Leben, genießt es und achtet aufeinander!
Alles Liebe! Wir lesen uns und vielleicht begegnen wir uns auch!
Euer kleiner Komet
Das Buch fand ich in meiner Goodiebag der LitBlogCon 2018.
- Das Mädchen, das in der Metro las
- Christine Féret-Fleury
- aus dem Französischen von Sylvia Spatz
- Dumont, 2017
- ISBN: 978-3-8321-9886-2