Weinen und Lachen liegen im Leben oft ganz nah beieinander.
Als wir nach dem Tod meines Mannes zusammen bei ihm auf dem Bett saßen, haben wir geweint und gelacht. Wir haben Erinnerungen geteilt und ja, dabei gab es trotz allen Schmerzes die Momente, wo wir über einzelne Episoden unter Tränen lachen konnten und das hat sich richtig angefühlt.

Als Kind habe ich den Beerdigungskaffee gehasst und konnte es nicht verstehen, dass die Menschen, die gerade noch am Grab bitterlich geweint hatten, nun plötzlich herzhaft lachen konnten. Auch als Erwachsene tat ich mich lange Zeit sehr schwer damit. Inzwischen habe ich aber verstanden, wie wichtig das ist.

Zeit der Trauer

In der ersten Zeit der Trauer ist der Schmerz so groß, dass man sich so gar nicht vorstellen kann je wieder fröhlich zu werden. Irgendwann „erwischt“ man sich dann quasi doch mal beim Lachen und ist vielleicht zunächst eher erschrocken. Doch nein, wir verraten unsere Trauer damit nicht. Im Gegenteil, diese kurzen positiven Momente helfen uns, diese leichter zu ertragen. Es ist so wichtig, dass wir uns diesen Momenten öffnen und sie zulassen. Es ist so wichtig, dass wir auch in der Trauer das „Fröhlichsein“ zulassen!

Was würden unsere Verstorbenen sich für uns wünschen?

Ich habe hier bereits die berührende Geschichte erzählt als mein Mann vom Palliativarzt gefragt wurde, was seine größte Sorge wäre. Für Klaus war es nicht die Angst vor Schmerzen oder vor dem Tod, seine größte Sorge galt mir. Seine Antwort: „Ich habe Angst, dass meine Frau sich nach meinem Tod verkriecht.“

Genau das ist es doch. Unsere Herzensmenschen wünschen sich, dass wir weiter leben, dass wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, dass wir irgendwann auch wieder glücklich werden! Auch, wenn nicht jeder das so deutlich formuliert wie mein Mann.

Mich hat dieser Satz während der ganzen Zeit begleitet und er war Aufgabe und Herausforderung zu gleich. Immer, wenn ich schlechte Tage hatte und mich tatsächlich am liebsten unter der Decke verkrochen hätte, war da dieser Satz im Hinterkopf.

Deshalb war es für mich nicht nur in Ordnung sondern eine wunderbare Fügung genau an seinem ersten Todestag zum ersten Mal zur Probe meines Gospelchores zu gehen. Es fühlte sich richtig an, dass ich da auch trotz dieses besonderen Tages – an dem ich natürlich auch viel geweint habe – tatsächlich Spaß zu haben. Klaus mochte nicht wirklich, wenn ich gesungen habe, aber ich bin mir sicher, das hat ihn gefreut.

Freude bedeutet nicht die Trauer zu verraten

Freude und Schmerz dürfen nebeneinander existieren. Es gibt kein entweder oder. Sich zu freuen, bedeutet nicht, dass wir den Verstorbenen nicht vermissen, bedeutet nicht, dass wir nicht trotzdem unendlich traurig sind, ihn nicht mehr bei uns zu haben.

Auch in der Trauer ein Ziel vor Augen haben

Oft fragt man sich, wann lässt dieser Schmerz endlich nach, wann hört diese Trauer endlich auf, aber man sieht nur den Schmerz. Man braucht auch einen positiven Ausblick, braucht Hoffnung, braucht ein Ziel.

Das Ziel ist nach dem Tod des geliebten Menschen wieder zurück ins Leben zu finden. Mit ihr/ihm im Herzen nun sein eigenes Leben weiter zu führen. Nicht nur Tag für Tag zu überstehen, sondern einen neuen Sinn finden und wieder Freude am Leben zu haben. Auch, wenn wir uns das zunächst nicht vorstellen können, ganz langsam Schritt für Schritt wird uns das gelingen, wenn wir es zulassen. Also erlauben wir uns doch ganz bewusst, die Freude, das Lachen, das Glück.