Seit ich auf der Buch-Release-Party von C. E. Bernard einigen Schauspielern der „Bonn University Shakespeare Company“ (BUSC) begegnet bin, wollte ich die Gruppe gerne auf der Bühne sehen. Insbesondere Vanessa Basilio de Luca, die den ersten Teil der Lesung übernommen hatte und deren Stimme mir beim Lesen des Buches noch immer im Ohr klang. Sie wurde für mich zu Rea. Die Sache hat allerdings einen Haken: Sie spielen Shakespeare auf Englisch. Mein Englisch ist nicht das beste und reicht sicher nicht für Shakespeare im Original.

Kein Shakespeare

Schnell fand ich heraus, dass es auch ein aktuelles Stück gibt, dass kein Shakespeare ist. Ein modernes Stück, sicher leichter verständlich. Ein Stück, geschrieben von Ellie Lewerenz, langjährigem Mitglied der BUSC. Das Stück führte die Gruppe beim internationalen Theater Festival ‚FEATS‘ in Antwerpen auf. Am 22. und 23. Mai zum Glück auch zu Hause in der Brotfabrik Bonn.

Yeaaay! Fancies has been nominated for Best Original Script and Best Stage at this year’s Feats festival in Antwerp <…

Gepostet von Bonn University Shakespeare Company e.V. (BUSC) am Dienstag, 22. Mai 2018

Ein außergewöhnlicher Empfang

Es hatte mich ein wenig gewundert, dass weder online, noch auf meiner Eintrittskarte eine Einlasszeit vermerkt war. Doch ich habe mir nicht viel dabei gedacht, war einfach zeitig bei der Brotfabrik in Bonn Beuel. Der Hof füllte sich mit Theaterbesuchern, doch Einlass war erst zu Beginn des Stückes. Dann gab es für mich eine Überraschung: Bisher kannte ich ja nur die Situation, das Publikum nimmt Platz und dann beginnt das Stück. Doch bei „Fancies“ war das anders. Wir kamen in das kleine Theaterstudio, links die Stühle für das Publikum und rechts standen die Schauspieler, aufgereiht dekoriert wie Schaufensterpuppen.

Ein schöner Empfang. Vanessa Basilio de Luca stand gleich zu Beginn der Reihe und ich ging direkt an ihr vorbei. Diesmal war sie allerdings nicht Rea, sondern ein Kellner namens Quinn. Leider nur eine kleine Rolle, ich muss wohl doch „Hamlet“ besuchen, um sie spielen zu sehen. Robin Hemmersbach, der den zweiten Teil der Lesung von „Palace of Glass“ übernommen hatte, war ebenfalls dabei und spielte die männliche Hauptrolle, umwerfend!

Die Atmosphäre in dem kleinen Theater war sehr familiär und gemütlich. In der letzten Reihe entdeckte ich die beiden Regisseurinnen Christine Lehnen (auch bekannt als C. E. Bernard) und Ina Habermann.

„Fancies“

Ein Stück voller Liebe, Träume und Luftballons. Viele Liebesgeschichten beginnen mit dem Kennenlernen, dem ersten Kuss und enden mit „glücklich bis an ihr Lebensende“. Doch wie geht es weiter?

Darcy und Oliver sind bereits seit vier Jahren ein Paar, ziehen zu Beginn des Stückes in eine gemeinsame Wohnung.

Wie geht eine langjährige Beziehung nach dem Happy End weiter? Welche Rolle spielen Träume und Fantasien? Macht es einen Unterschied von einem berühmten Schauspieler zu träumen und Fantasien über Freunde zu haben?

Spannende Fragen, die Lisa Pohlers als Darcy und Robin Hemmersbach als Oliver uns auf amüsante und anschauliche Art mehr stellen, als beantworten. Sie fantasieren gemeinsam, teilen ihre Fantasien miteinander und lernen einander dabei besser kennen. Ob das alles gut geht?

Fazit

Die Schauspieltruppe ist großartig, viele junge Talente, die ein wunderbar verständliches Englisch sprechen. „Fancies“ ist ein wunderbares Stück, unglaublich kreativ umgesetzt. Die vielen Luftballons haben mir gut gefallen. Dieses Ende … Ich musste erst einmal begreifen, dass das Licht wirklich nicht wieder angeht …

Etwas ganz besonderes hat BUSC auch zu bieten: Clara Clasen! Eine Frau mit einer unglaublichen Stimme und einer Gitarre. Sie spielte die (Hintergrund)-Musik und war dabei Teil des Stückes. Ich bin ein wirklich unmusikalischer Mensch, aber ich bin mir sicher, diese Frau ist wunderbar!

„Fancies“ wird leider nur noch heute (23.5.2018) in der Brotfabrik aufgeführt, weitere Termine sind nicht bekannt.

Ihr wart alle großartig! Herzlichen Dank für diesen wunderbaren Abend!

Shakespeare

Im Juli spielt BUSC Hamlet. Ich werde es wagen, mir Shakespeare auf Englisch anzusehen. Wer nimmt die Herausforderung ebenfalls an?