Mein Leben verlief ein wenig anders, als so allgemein üblich. Nicht: Schule – Ausbildung – Heiraten – Kinder kriegen und dazwischen die Karriere aufbauen. Ich habe mit dem Kinderkriegen angefangen, dann das Abi gemacht, geheiratet, ein zweites Kind bekommen. Dann erst das Studium begonnen.

Dazu durfte ich mir einiges anhören, bis hin zu der Aussage einer vermeintlich besten Freundin: „Jetzt versaust du dir dein Leben völlig“, als ich ihr mitteilte, dass ich ein zweites Kind wollte …

Seifenblasen

Drei Sätze. die ich früher oft gesagt habe

Diese Sätze fielen in unterschiedlichen Kontexten und unterschiedlichen Formulierungen, teils als Erwiderung auf die merkwürdigen Reaktionen anderer auf meine Lebensgeschichte.

Ohne die Kinder hätte ich wahrscheinlich nie Psychologie studiert.

Mein Abitur war mit 1,9 einfach nicht gut genug, um direkt nach dem Abitur einen Studienplatz zu bekommen, auch nicht 2 Jahre später, als ich es dann versucht habe. Über die Wartezeit kam ich im dann rein. Diese Wartezeit war meine Elternzeit für zwei Kinder, wertvolle Zeit.

Was wäre wenn, ist eine schwierige Frage. Was wäre, wenn ich direkt nach dem Abitur gemerkt hätte, es reicht nicht für Psychologie? Wahrscheinlich hätte ich was anderes studiert. Ein Studium zählt nicht auf die Wartezeit.

Es ist gut so, wie es ist.

Und das habe ich auf verschiedenen Ebenen genau so gemeint.

Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Kinder zu bekommen?
Ich durfte diese Frage bei einigen Frauen mitbekommen und komme zu dem Schluss: Es gibt keinen optimalen Zeitpunkt. Natürlich war es für mich nicht immer einfach, aber das ist es nie. Die Herausforderungen sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Lebens teilweise andere. Daher gebe ich hier auch keine Empfehlung, es mir nachzumachen. Findet euren eigenen Weg. Das hier ist meiner und für mich ist es gut so, wie es ist.

Was mich schließlich zum dritten Satz führt, der Anlass dieses Beitrages ist:

Wenn meine Kinder groß sind, starte ich durch.

Das bezog sich zum einen auf meinen beruflichen Weg, welcher durch den anderen Lebenslauf, nicht durch eine Elternzeit oder Teilzeit unterbrochen wird, sondern eher kontinuierlich aufgebaut werden konnte. Zum anderen fiel dieser Satz im Japanischkurs an der Uni, wenn die anderen darüber sprachen, wann sie nach Japan fliegen wollten. Reisen war damals allein finanziell keine Option, aber es würde auch für mich eine Zeit geben, um zu reisen. Ob ich je nach Japan komme, weiß ich nicht, aber das wäre auch nicht so schlimm.

Und jetzt ist später

Jetzt im Oktober 2022 bin ich 40 Jahre alt und habe zwei erwachsene Töchter, die ihren eigenen Weg gehen.

Ob ich alles richtig gemacht habe?
Sicher nicht, das schafft niemand. Die Zwei sind großartig und wir haben eine gute Beziehung.
Sie sind übrigens vom selben Vater, mit dem ich immer noch verheiratet bin. Noch so eine Sache, die scheinbar unmöglich ist und oft Anlass für Fragen gegeben hat.

Jetzt ist es auf jeden Fall so weit. Wenn nicht jetzt wann dann?

Ich bin seit einem Jahr selbstständig, habe einiges ausprobiert und ich brauche keine Rücksicht mehr auf Betreuungszeiten der Kinder zu nehmen. Jetzt habe ich die Freiheiten von denen ich immer gesprochen habe und bin gewillt sie zu nutzen.

Aktuell schreibe ich an meiner Abschlussarbeit für die Ausbildung zur Systemischen Beraterin. 2023 bis 2024  setze ich noch die Systemische Therapeutin obendrauf. Seit Januar habe ich bereits mein eigenes Beratungsangebot als Onlineberatung und Pläne für das kommende Jahr.

Ich starte durch und lebe mein Leben!

Was kann ich euch mitgeben?

Finde deinen eigenen Weg, der sich für dich richtig anfühlt.
Dann lass dir von niemandem sagen, dass du es falsch sei oder du es nicht schaffen kannst!

Es ist niemals immer leicht und wir alle haben unsere persönlichen Herausforderungen. Nimm die Unterstützung an, die sich dir bietet und lass diejenigen reden, die nicht verstehen, was du tust.

Mir hat es geholfen, zu denken, dass für diejenigen, die blöde Kommentare abgegeben haben, mein Weg nichts wäre. Sie sind eben nicht ich. Und alles was zählt, ist doch letztendlich, dass ich und in meinem Fall auch meine Familie, wir unseren Weg finden.

In all diesen Herausforderungen steckt auch etwas Gutes. Ich wäre heute nicht, wer ich bin, wenn mein Weg anders gelaufen wäre.

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