24. September 2022 – Eiserne Hochzeit meiner Großeltern.

In der Vorbereitung auf diesen Tag hat sich alles auf die beiden konzentriert, auf ihren großen Tag, den wir gemeinsam feiern wollten. Im Gottesdienst wurde mir klar, dass es keineswegs nur um ein Paar ging, welches an diesem Tag nun 65 Jahre verheiratet war und den Segen ihres Lieblingspfarrers bekam. Es ging um uns alle, die gesamte Familie.

Wenn die Familie zusammen kommt

Die Fäden aller Gäste liefen zu den beiden. Da war Opas Bruder mit seiner Frau und deren beiden Töchter, sowie die Cousine meines Opas mit Mann und Sohn. Personen, die ich ewig nicht mehr gesehen habe.

Dann die direkte Familie:

  • 3 Kinder, eine Schwiegertochter und ein Partner
  • 7 Enkelkinder, dazu 3 Ehepartner*innen und ein Freund
  • 6 Urenkelkinder

Dann noch die Schwester meiner Tante und liebe Freunde meiner Großeltern. Darunter eine, die für mich auch irgendwie zur Familie gehört. Bei jeder größeren Familienfeier waren sie und ihr Mann dabei und sie gehörte für mich immer zu den liebsten Freundinnen meiner Oma, wenn ich sie zum Handarbeitskreis begleitet habe.

Hätten die beiden sich vor so vielen Jahren nicht gefunden, gäbe es weder die 3 Kinder, noch mich und meine Cousins und Cousinen oder gar unsere Kinder …

Ob wir wollen oder nicht, wir sind verbunden, haben eine gemeinsame Geschichte und auch manch gemeinsame Charaktereigenschaft, so verschieden wir auch sein mögen.

Familienfeiern früher und heute

So eine Feier weckt Erinnerungen. Als ich noch klein war, wurden sämtliche größere Familienfeiern in einem Pfarrsaal gefeiert, der direkt unterhalb der Wohnung meiner Großeltern lag. Während der Messe spielten die Pfarrbläser dieser „alten“ Kirchengemeinde meiner Großeltern, die inzwischen umgezogen sind. In den Ferien schlief ich dabei ein, während die Bläser probten, gar nicht so einfach, denn Schlaflieder haben die wirklich nicht gespielt.

Eine meiner frühesten Erinnerungen an Familienfeiern ist mit dem Zwillingsbruder meines Opas verbunden, der mich irgendwann auf dem Arm hatte und mich frech angrinste. „Du bist gar nicht mein Opa“, habe ich plötzlich geschrien und er hat mich wieder runter gelassen. Danach habe ich mich von Opa fern gehalten, vom richtigen und vom falschen, bis es nur noch einen gab.

Ich kannte viele Menschen nicht auf diesen Feiern und war das einzige Kind, bis mein Onkel heiratete und ich meinen ersten Cousin bekam. Inzwischen sind wir so viele und die nächste Generation ist da, wobei meine Kinder bereits groß sind und ab und an in der Aufzählung der Urenkelchen vergessen werden …

Diesmal kannte ich alle, im Gegensatz zur jüngsten Generation.

Während ich im kleinen Saal eines Lokals saß, musste an diesen vertrauten Saal denken, in dem ich viele schöne Feste erlebt habe. In dem ich meiner Oma geholfen habe Stühle zu stellen oder auch einfach mal mit meinem Cousin gespielt habe … Der Saal war riesig – aus meiner kindlichen Perspektive. Seitdem hat sich vieles verändert.

Familien und ihre Muster

Manchmal ist es mir einfach zu viel, wenn so viele Menschen zusammen kommen und ich beobachte einfach nur. Dann fällt mir auf, wie verschieden wir alle doch sind und welche Gemeinsamkeiten sich durchziehen. Wenn ich mit einem systemischen Blick auf meine Familie schaue, gibt es so einige Muster, die sich durch die Generationen ziehen, Muster, die sich wiederholen oder gegen die sich bewusst entschieden wird. Zu jeder Familie gehört auch immer ein zweiter Zweig, der auch seine Einflüsse mit sich bringt. Das wird  in jeder Generation deutlich.

Diese Muster sind aus persönlicher und systemischer Perspektive spannend. Wenn wir sie uns einmal bewusst anschauen, können wir sie auch ganz bewusst akzeptieren oder uns dagegen entscheiden.  Wir können unser Verhalten verändern, indem wir erkennen, dass die Muster der Generationen vor uns für uns nicht mehr funktional sind, dass wir in anderen Lebensumständen leben oder schlicht andere Personen sind, zu denen das nicht passt.

Es ging an diesem Tag um meine Großeltern und ihr Vermächtnis, um sie als Paar und uns als Familie. Es gibt vieles, was sie uns mitgeben. Ihre Gene, Erinnerungen und Erfahrungen, die dazu beitragen, dass wir die sind, die wir sind. Wie in jeder Familie läuft auch bei uns nicht alles harmonisch. Das Leben und die Familie stellt uns ständig vor Herausforderungen, an denen wir wachsen können. Auch wenn wir uns nicht in allem einig sind, ist vieles leichter, wenn wir zusammen halten.

Je nachdem wen du fragst, du wirst eine andere Geschichte über unsere Familie hären. Jede von uns hat eine ganz eigene Perspektive, eigene Erfahrungen und doch gibt es viele gemeinsame, wie dieses Fest, welches wir sicher auch sehr unterschiedlich erlebt haben. Dann ist da noch der Unterschied in den Generationen, aber auch innerhalb. Ich bin sicher, dass meine Cousinen meine Großeltern ganz anders erlebt haben als ich. Wir sind alle verschieden und doch eine Familie, begründet auf der Liebe von zwei Menschen vor über 65 Jahren und den Generationen davor.

Zufall, Schicksal, eine Laune der Natur? 

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