Für zahlreiche Kinder war heute der erste Schultag (NRW). Mit klopfendem Herzen und einer Schultüte bewaffnet sind sie in einen neuen Lebensabschnitt gestartet. Eltern begleiten sie mit Hoffnungen, Sorgen und Erwartungen. Der erste Tag ist etwas Besonderes, alles ist neu und fremd. Werden die Lehrer und die anderen Kinder nett sein? Wird man neue Freunde finden? Der Alltag in der Schule ist vollkommen anders als im Kindergarten. Die Erwartungen der Kinder sind hier unterschiedlich, ebenso ihr Wissen über die Schule. Wer Geschwister hat, weiß meist ziemlich gut Bescheid, was einen erwartet. Genau wie die Kinder, haben auch die Eltern unterschiedliche Erwartungen.
Alle haben eins gemeinsam: Die Hoffnung auf eine gute Zeit!
Tipp 1: Neugier zulassen und fördern
Eine der besten, manchmal auch nervigen Eigenschaften von Kindern, ist ihre Neugier. Kinder sind Entdecker, haben eine Menge Fragen über die Welt und wollen viel wissen. Manche stellen sie lautstark, andere schweigen lieber. Einige erhalten geduldige Antworten, andere werden weggeschickt.
Neugier ist der beste Lehrmeister. Etwas wissen wollen, etwas ausprobieren, etwas lernen wollen. So macht lernen Freude. Es macht einfach Sinn, denn es ist ein ganz natürlicher Vorgang. Es beginnt mit einer interessanten Frage, worauf das Finden der Antwort folgt. Gelingt es, Kinder für Themen zu begeistern, kann Lernen sehr viel Spaß machen.
Warum soll lernen Spaß machen?
Ganz einfach: so funktioniert es. Jede Erfahrung, dir wir machen, wird von unserem Gehirn verarbeitet. Alles, was positiv bewertet ist, wird leichter gemerkt. Je mehr Freude und Interesse im Spiel ist, desto stärker sind die Gedächtnisspuren, die die neuen Informationen im Gehirn hinterlassen.
Wenn die Neugier geweckt ist, braucht es nur noch die richtigen Materialien und verständliche Antworten. Dies ist in unserem Schulsystem mit großen Klassen nicht immer möglich. Doch genau hier können Eltern unterstützen! Lasst Fragen zu, auch wenn ein mehrfach aufeinanderfolgendes Warum nervt. Signalisiert, dass es grundsätzlich in Ordnung ist Fragen zu stellen. Dann ist es auch kein Problem, mal zu sagen: „Darüber sprechen wir ein anderes Mal.“
Tipp 2: Höre zu, zeig Interesse
Hört euren Kindern zu, wenn sie etwas zu erzählen haben. Nicht alle Themen in der Schule sind gleich spannend, aber bei der großen Themenvielfalt dürfte für jeden irgendwann auch was Spannendes dabei sein. Wer etwas mit Interesse gelernt hat, mag sein Wissen vielleicht auch mit anderen teilen.
5 Gründe, neugierigen Lernen zu zuhören:
- Du zeigst deinem Kind, dass es dir wichtig ist und du es als Schulkind ernst nimmst.
- Vertiefen sich die Gedächtnisspuren und das Gelernte wird besser behalten.
- Ergeben sich vielleicht weitere Fragen, denen freiwillig weiter nachgegangen wird, vielleicht gemeinsam.
- Bleibt die Freude am Lernen erhalten.
- Du könntest selbst noch etwas lernen.
Nur eine Bitte: Dränge dein Kind nicht, etwas zu erzählen. „Wie war es in der Schule“ kann eine ebenso nervige Frage sein, wie das kindliche „Warum?“. Hier gilt es sensibel den richtigen Weg für jedes Kind zu finden.
Tipp 3: Lernen für den Alltag
Lesen, Schreiben und Rechnen sind Fähigkeiten, die wir in unserem täglichen Leben brauchen. Daher ist es sinnvoll, die Kinder diese Fähigkeiten auch außerhalb der Schule anwenden zu lassen. Zählen, rechen und schreiben. Dazu ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, ohne spezielle Fördermaterialien in die Hand zu nehmen. Nutzt sie!
Der Klassiker der Schreibaufgabe ist den Einkaufszettel oder eine kurze Notiz schreiben zu lassen. Inzwischen machen viele das am Smartphone. Ist ein Schulanfänger im Haus, ist es sinnvoll altmodische Notizzettel wieder im Alltag zu nutzen. Jede geschriebene Notiz ist ein Erfolg. Jedes geschriebene Wort, das wichtig ist und nicht bloß eine Hausaufgabe, verleiht dem Schreiben lernen Sinn.
Wird von digitalen Notizzetteln auf Papier umgestellt, ist es wichtig mit dem Kind zu besprechen, warum dies gemacht wird. Welcher Sinn dahinter steckt, so dass das Kind helfen kann. Natürlich könnte das Kind auch die Apps bedienen, ein Smartphone ist dem Kind sicher nicht fremd. Doch gerade beim Schreiben lernen ist es wichtig aktiv mit der Hand zu und frei von kreativer Autokorrektur zu schreiben.
Tipp 3: Lesefreude
Bücher endlich selbst lesen zu können, kann ein großartiges Gefühl sein. Die beste Grundvoraussetzung für dieses Gefühl ist ein vertrauter Umgang mit Büchern. Gemeinsam Bücher anschauen, vorlesen, Geschichten entdecken. All das macht Lust, selbst lesen zu können. Eltern, die selbst lesen, sind Vorbilder, die zeigen: Lesen macht Spaß. Ein Kind, dass etwas tun kann, was die Eltern häufig machen, fühlt sich groß, ein bisschen erwachsen.
Lesen lernen ist eine komplexe Angelegenheit, die manchen schneller, anderen langsamer gelingt. Es braucht Zeit und viel Geduld. Hilfreich ist es hier anstatt „Wir müssen noch lesen üben“ zu sagen: „Lass uns ein wenig zusammen lesen“. Es gibt ein unglaublich vielfältiges Angebot an Erstlesebüchern. Geschichten zu den verschiedensten Themen. Büchereien bieten hier auch eine gute Auswahl an. Große klar erkennbare Buchstaben, kleine Abschnitte und bunte Bilder. Ein Buch muss dazu einladen, die Geschichte zu entdecken.
Eine schöne Methode zur Lesemotivation kann sein, dass die Kinder ein kleines Stück lesen, was anfangs harte Arbeit bedeutet und anschließend Mama oder Papa ein Stück übernehmen, bei dem einfach entspannt zugehört werden kann. Hierzu gibt es eine eigene Buchreihe „Erst ich ein Stück dann du“, aber das kann auch mit jeder anderen Geschichte so gemacht werden.
Wichtig ist es, sich eine schöne Geschichte zu erlesen, Erfolge zu erleben und Freude am lesen zu entwickeln. Das wünsche ich jedem einzelnen Kind! Auch für Eltern können das sehr schöne gemeinsame Momente werden. Für Kathi ist ihr erstes eigenes selbst gelesenes Buch eine besondere Kindheitserinnerung, ebenso das Buch „Zaubern mit der Zahlenfee“, welches im Text Bilder zum mitlesen enthält.
Tipp 5: Gelassenheit
Der wahrscheinlich wichtigste Tipp für Eltern: Geh gelassen an das Thema Schule. Am ersten Schultag muss sich noch niemand für einen Studiengang bewerben und der Doktortitel ist noch eine Utopie. Es muss auch nicht jeder studieren oder gar ein Abitur machen. Ein Irrglaube, der sich in vielen Elternköpfen festgesetzt hat, dass ausschließlich so, ein gutes Leben möglich sei. Ein guter Realschulabschluss kann mehr wert sein, als ein schlechtes Abitur. Nicht jedes Kind kann und will sich noch weiter mit Theorien plagen und ein Studium beginnen. Eine praxisnahe Berufsausbildung ist möglicherweise der idealere Weg zu einem zufriedenen Leben. Dafür ist es am ersten Schultag aber definitiv zu früh, das zeigt sich im Laufe der Schulzeit.
Kinder sind noch immer Kinder und das sollen sie bitte noch so lange wir möglich sein.
Sie sollen Blödsinn machen, Fehler machen dürfen und durch Erfahrungen lernen. Entwicklung braucht Freiraum. Der Ernst des Lebens beginnt nicht mit der Schule, dafür ist später noch Zeit!
In diesem Sinne wünsche ich allen Kindern, ihren Eltern und Lehrern, einen guten Start in der Schule!