Kannst du dir vorstellen, einen völlig fremden Menschen für unbestimmte Zeit bei dir aufzunehmen?
Ich bin ehrlich, ich kann es nicht.
Adrienne Friedlaender hat es getan
Sie hat einen jungen Syrer aus der Flüchtlingsunterkunft heraus bei sich aufgenommen. Moaaz war 22 Jahre alt, sprach kein Deutsch, aber Englisch. Sie kannten sich nicht. Die Idee stammte von ihrem 12-jährigen Sohn Juri:
Warum nehmen wir eigentlich keinen Flüchtling auf? Alle reden über sie. Aber keiner will sie ins Haus lassen.
Willkommen bei den Friedlaenders!, Seite 7
Adrienne Friedlaender lebt zusammen mit dreien ihrer vier Söhne, der älteste ist bereits ausgezogen. Zwei teilen sich erneut ein Zimmer und machen Platz für das neue Familienmitglied, denn genau zu dem wird er. Moaaz gehört mit zur Familie.
Familienleben international
Moaaz muss vieles lernen, nicht nur die deutsche Sprache. Vieles ist hier anders, aber er gibt sich Mühe, ist höflich, fleißig und er bleibt bei allem er selbst. Auch wenn Adrienne ihm erklärt, dass Menschen ihn wegen seines Bartes ablehnen, rasiert er ihn nicht ab. Sie sollen ihn akzeptieren, wie er ist. Genauso hat der älteste Sohn auf ihre Bedenken zu seinem Tattoo reagiert.
Doch nicht nur Moaaz lernt von der Familie viel über die deutsche Kultur und Pünktlichkeit, auch die Familie lernt viel von ihm. Sie haben nun ein neues Lieblingsgericht, Kabsi, das ist Reis mit Huhn. Die Familie gibt viel, bekommt aber auch viel zurück. Nicht nur seinen Respekt oder die Hilfe im Haushalt, wenn er „ein deutscher Mann“ ist, denn Adrienne hat ihm erklärt,dass sich in Deutschland Männer an der Hausarbeit beteiligen.
Vieles ist für ihn anders, doch Adrienne hört ihm auch zu und lässt tatsächlich von ihrer eigenen Pünktlichkeit ab. Termine sind ihr weiterhin wichtig, doch in der Freizeit ist es auch wichtig mal los zu lassen, achtsamer zu sein.
Voneinander lernen ist wertvoll! Lehnt nicht alles ab, was fremd ist und probiert auch mal was neues aus.
Roman in einfacher Sprache
Adrienne Friedlaender lässt uns in ihrem Roman teilhaben an ihrem Familienleben, den Monaten in denen Moaaz bei ihnen gelebt hat und Teil ihrer Familie wurde.
Die Übersetzung in einfacher Sprache ist sehr stimmig, mir fehlt nichts, auch wenn gekürzt wurde. Der einfache Stil passt zur Geschichte, Deutsch einfach auszudrücken für jemanden, der diese Sprache gerade erst lernt, jemand wie Moaaz um den es hier ja geht.
Die Geschichte hat mich sehr berührt. Sie schreibt über seine Ängste, Schwierigkeiten im Zusammenleben und lustige Erlebnisse. Viele Menschen haben mitgeholfen, sie und Moaaz unterstützt. Das ist wundervoll!
Es gab und gibt mehr Gemeinsames als Trennendes. Egal woher wir kommen.
Willkommen bei den Friedlaenders!, Seite 109
Mir wurde das Buch vom Spaß am Lesen Verlag zur Verfügung gestellt.
Willkommen bei den Friedlaenders! (Link zur Verlagsseite mit Lesenprobe)
Adrienne Friedlaender
Text in einfacher Sprache: Sonja Markowski
Spaß am Lesen Verlag, 2019
Sprachniveau A2/B1
ISBN: 978-3-947185-58-0