Warnung: Dieser Beitrag kann Spuren von Sarkasmus enthalten, stellt Sachverhalte stellenweise übertrieben dar und ist daher nicht allzu wörtlich zu nehmen.
Schule, Uni, Traumjob
Du kannst alles werden, was du willst, du musst dich nur anstrengen.
Dieser und ähnliche Sätze fallen heutzutage doch immer wieder.
Alles scheint möglich und erreichbar. Wir müssen nur fleißig sein, uns anstrengen, ein Abitur machen.
Leistungsdruck ist ein ernstes Thema, ein Thema das von vielen belächelt wird, eines unter dem viele leiden, eines das noch immer kaum ernst genommen wird. Leistungsdruck herrscht bereits in der Grundschule, der sich bis in die Universitäten fortsetzt. Ich weiß nicht, wie es in Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben aussieht, daher beschränke ich mich in diesem Beitrag auf den goldenen Weg des Studiums, der von vielen Eltern als das einzig wahre Ziel angesehen wird. Ein Weg, der vor allem den Kinder offen steht, deren Eltern den Leistungsdruck ernst genommen und durchgesetzt haben, die vielleicht sogar ein Vermögen dafür ausgegeben haben, damit ihr Kind am Ende ein Abiturzeugnis in den Händen halten kann. Es gibt auch intelligente Kinder, ebenso intrinsisch motivierte, die ganz alleine ein gutes Abi schaffen.
Im Studienfach Psychologie herrscht der Notendruck ab dem ersten Semester, denn es wird schnell klar, dass nicht jeder einen Masterplatz bekommen wird. Dieses Problem besteht ganz bestimmt auch in anderen Fachbereichen.
Hast du die Schule und die Universität überlebt, stehen dir alle Tore offen!
Vergiss nicht zu atmen, zu leben!
Doch wohin soll es gehen?
Hattest du Zeit darüber nachzudenken, während du über deinen Büchern gebückt warst?
Direkt nach der Schule werden die ersten Weichen gestellt, wenn sich für ein Ausbildungsweg entschieden wird, doch damit ist noch lange nicht alles entschieden.
Wenn ich an meinen Schwiegervater denke, der seine Ausbildung in einem Unternehmen gemacht hat, dass er erst nach erfolgreicher Karriere zur Rente verlassen hat, wird mir klar: So etwas gibt es heute so gut wir gar nicht mehr. Berufswege, auch die ohne steile Karrieren, sind komplexer und vielfältiger geworden.
Vor den heutigen Schulabgängern liegen unglaublich viele Möglichkeiten, viele verschiedene Berufe und viele verschiedene mögliche Wege.
Vor den Uniabsolventen liegen noch immer viele Wege und viele Entscheidungen.
Dann gibt es da noch den Arbeitsmarkt, der nicht immer kompatibel mit den Wünschen der Absolventen ist.
Dumm gelaufen oder bist du nicht gut genug, wenn du jetzt deinen Traumjob nicht bekommst?
Das Leben
Neben dem vermeintlich wichtigen Lebensziel, Abi, Uni und Karriere, gilt es aber auch ein erfülltes Leben zu leben. Hier gibt es wieder unendliche Möglichkeiten toller Hobbies, traumhafter Reiseziele und Themen, für die man sich engagieren kann.
Was tun? Was bedeutet dir wirklich etwas? Was ist zielführend für dein Leben?
Wer sind die Menschen, die einen Platz in deinem Leben, deinem Herzen haben dürfen?
Was ist eigentlich ein glückliches Leben?
Buridans Esel
Ein Esel steht genau zwischen zwei Heufhaufen, beide sind verlockend, beide sind gleich weit entfernt. Er kann sich nicht entscheiden und verhungert genau in der Mitte.
Diese philosophische Geschichte passt wunderbar in die heutige Zeit, des Lebens voller Möglichkeiten, einer Zeit voller schwieriger, teils trivialer Entscheidungen, die wir täglich treffen müssen.
Die Kunst einen Dinosaurier zu falten
Kristina Pfister fängt die Stimmung, der Generation mit einem Leben voller Möglichkeiten, in einer Momentaufnahme in ihrem Roman ein.
Die Hauptfigur Annika hat ihren Bachelor in Kulturwissenschaften hinter sich und steht wie der Esel zwischen den Heuhaufen vor ihrer Zukunft. Was jetzt?
In diesem Moment trifft sie auf Marie-Louise, eine junge Frau, die im Hier und Jetzt lebt. Sie verkörpert den Wunsch zu leben, ein Mädchen mit einer #Löffeliste.
Annika hat auch einen jüngeren Bruder, der nur ab und zu via Skype auftaucht, denn er verbringt gerade sein Jahr nach der Schule im Ausland.
Die Geschichte ist ein Gemälde aus Szenen, ein emotionales Bild, eine Momentaufnahme unserer Zeit.
Es stecken viele negative Emotionen in der Geschichte, Ängste, Sorgen, Hoffnungslosigkeit und jede Menge Sehnsüchte. Es ist kein spannendes, kein fröhliches Buch. Es ist eine Geschichte, die ich lieber in kleinen Häppchen gelesen habe, eine Geschichte mit einer Tiefe, die vielen möglicherweise verborgen bleibt.
Lest es und versucht nachzuempfinden, wie schwierig das Leben sein kann. Es geht nicht um Existenzsorgen, es geht um das Leben. Es geht um Probleme des Lebens über die nicht gesprochen werden darf. Jemand der alles hat, hat glücklich zu sein.
Wir haben nur das eine Leben und die Sehnsucht es in vollen Zügen zu leben! Dabei können wir Menschen uns so wunderbar selbst im Weg stehen, denn „einfach leben“ ist so ganz und gar nicht leicht, zumindest für viele von uns nicht. Das Leben ist kompliziert, so wie es eine Kunst ist, einen Dinosaurier zu falten.
Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Die Kunst einen Dinosaurier zu falten
Kristina Pfister
Klett-Cotta, 2017
253 Seiten
ISBN: 978-3-608-50159-9