Ich zähle ja nicht zu den reiselustigsten Menschen. Koffer packen ist für mich immer noch stressig. Dennoch entdecke ich gerne Neues.
Bücher liebe ich und ich liebe es, Figuren für mich Abenteuer erleben zu lassen. Die Europareise Lesechallenge von Kathi & Cassiopeia war also genau das richtige für mich.
Dieser Beitrag ist mein Reisetagebuch.
Reisevorbereitungen
Das waren Reisevorbereitungen nach meinem Geschmack. Zunächst durchstöberte ich meine ungelesenen Bücher. Wo spielen diese? Eigenen sie sich für die Lesechallenge? Insbesondere über jedes Buch, das nicht in England spielt habe ich mich gefreut. Jedes Land darf maximal zwei mal und jede Stadt nur einmal besucht werden, also nur ein einziges Buch darf in London spielen.
Kathi hat eifrige Recherchen angestellt und wir haben dann einige gebrauchte Bücher erstanden.
Somit ergab sich dann eine Sammlung an Reiseführern, vielmehr Reisezielen oder genau genommen Stapel möglicher Bücher für März und April.
Zehn Reiseziele sind der Plan, die Auswahl ist größer und das ist gut so. Im Januar und Februar haben wir zu viert zehn Bücher gelesen, dieselben! Das war eine Herausforderung, inklusive Weitergabe des eReaders.
Diesmal wird alles entspannter, ganz bestimmt!
Die Reise
Ganz kurz hatte ich mal die Idee eine Route zu planen. Doch es entstehen mir weder Reisekosten noch gilt es die Umwelt oder meine Zeit zu schonen, indem ich auf kurze Verbindungen achte. Also lasse ich mich nach Lust und Laune treiben und reise kreuz und quer durch Europa.
Etappe 1 ~ Budapest, Ungarn: Die Paprikantin
Pünktlich am 1.März 2024 reiste ich nach Budapest. Lysann Heller nahm mich in „Die Paprikantin“ mit auf eine Reise ins Jahr 2003. Die Autorin ist selbst 2003 nach Budapest gezogen, um dort genau wie die gleichnamige Protagonistin als Journalistin tätig zu sein.
In ihrer Danksagung steht zwar „Die ganze Geschichte ist von vorne bis hinten erstunken und erlogen“, doch das glaube ich ihr nicht so ganz.
Passend war für mich, dass wir zu Beginn der Geschichte tatsächlich von Deutschland aus nach Budapest reisen, das wird mir so wahrscheinlich nicht weiterhin gelingen, machte den Einstieg aber sehr charmant.
Das Buch selbst hat mir in den ersten Kapiteln große Freude gemacht. Wir lernen Land und Leute kennen, sowie die Sprache. Es ist leicht zu lesen und sehr unterhaltsam. Dann sind wir so langsam in Budapest angekommen und die Mitte des Buches ist ein wenig zäh, es fehlt die Spannung und so rot das Buch auch ist, der rote Faden der Handlung ist sehr locker. Es reiht sich ein Kapitel an das nächste, ein Reisebericht, wie auch dieser Beitrag hier, du kannst die einzelnen Abschnitte in beliebiger Reihenfolge lesen.
Kritisch sehe ich die Neigung der Autorin zur Verallgemeinerin, sie bietet uns ein Bild an wie typische Ungarn so seien. Davon gibt es Ausnahmen, die als irritierend dargestellt werden. So schön es ist, Einblicke in die Kultur zu erhalten, stören mich die Stereotype sehr. Ich denke die Geschichte hätte in dieser Hinsicht auch ein wenig anders erzählt werden können und dabei keineswegs an Unterhaltunswert oder Informationsgehalt verloren.
Etappe 2 ~Amsterdam, Niederlande: Die Magie der kleinen Dinge
Als nächstes habe ich ein Zeitportal genutzt und bin nach Amsterdam ins Jahr 1686 gereist. Dort habe ich Nella ins Haus ihres Ehemannes begleitet. Sie hat große Hoffnungen in ihre Zukunft als Ehefrau gesetzt. Was sie vorfindet, war nicht das, was sie erwartet hatte. Der Kaufmann vollzieht die Ehe mit ihr nicht, seine unverheiratete Schwester führt den Haushalt und bis sie ein gutes Verhältnis zu ihrere Dienstmagd aufgebaut hat dauert es.
Drei problematische Themen der Zeit werden angesprochen: Verdammung von Homosexualität, Sklaventum und Umgang mit Schwarzen, leider wird im Buch das N-Wort häufig genutzt. Das Thema Frauenrollen in dieser Zeit wird durch Nella, ihre Schwägerin, die Dienstmagd und die Miniaturistin interessant besetzt.
Es ist abgesehen von der Feindseligkeit gut geschrieben und es wird deutlich, dass die Autorin versucht, problematische Themen der Zeit kritisch darzustellen.
Am Ende sind für mich noch wichtige Fragen offen, es gibt auch eine Fortsetzung „Das Haus an der Herengracht“, die darauf möglicherweie Antworten gibt.
Etappe 3 ~ Zürich, Schweiz: Frau Einstein
Ein Roman über Einsteins erste Frau, eine intelligente Frau, die ihre serbische Heimat verließ, um in Zürich Physik und Mathematik zu studieren. Es ist keine Biografie und es unterliegen einige Szenen der künstlerischen Freiheit der Autorin, was das Buch so wundervoll lesbar macht.
Es könnte so oder so ähnlich gewesen sein. Eine Geschichte über wei Menschen, deren Liebe zur Wissenschaft sich zu einer Liebe zueinander entwickelt. Ein Versprechen, einen gemeinsamen wissenschaftlichen Weg zu gehen und dann geht doch einiges schief. Kontrastreich dazu die Begegnung mit Marie Curie, deren Leben anders verlief und doch scheinen beide Frauen sich in vielem ähnlich zu sein.
Zu Einsteins Relativitätstheorie gibt es viele Geschichten, unter anderem Spekulationen wie groß der Anteil seiner ersten Ehefrau an dieser Theorie ist. Hinweise gibt es wohl einige, klare Belege dagegen nicht.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und auch sehr mit ihr mitgefühlt. Es schmälert Einsteins Ruhm für die Wissenschaft keineswegs.
Etappe 4 ~ Dublin, Irland: Magic Agents, In Dublin sind die Feen los
Ich ahnte, dass dieses Buch ein Highlight werden würde, weil ich die Autorin bereits kannte. Sie hat mich bereits mit „Rabenkuss“ begeistert, welches sie als Anja Upkai veröffentlicht hat.
Diese Reise habe ich also am Morgen meines Geburtstages angetreten, weil ich viel zu früh wach war an diesem Samstag.
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, grandios geschrieben und von Dublin habe ich auch so einiges zu sehen bekommen.
Etappe 5 ~ Münzenberg, Deutschland: Fortunas Tor
Auf dieses Zeitreiseabenteuer machte mich eine Freundin aufmerksam. Nachdem ich in die Lesung von Barbara Molitor auf Youtube reingehört hatte, musste ich einfach wissen, wie es weiter geht.
Ich liebe Zeitreisegeschichten und das Mittelalter fasziniert mich, dort wirklich leben wäre für mich auch nichts. Die Burg würde ich jetzt sehr gerne einmal besichtigen.
Update: Beitrag zum Buch ist online
Etappe 6 ~ Delphi, Griechenland: Kassandras Weg
Das Buch hatten wir extra für die Reise gebraucht gekauft. Ich mag Griechenland und die griechische Mythologie und doch fiel es mir eingangs schwer, das Buch zu lesen. Ich war einfach genervt von den verschiedenen Figuren, die sich auf eine spirtuelle Reise begeben wollen. Das war mir zu esoterisch.
Nach der Zeitreise in die Antike habe ich mich etwas entspannt und doch bleibt das Gefühl, dass die Autorin mir ihre Wahrheit im Rahmen einer Geschichte vermitteln will, die nicht die meine ist. Interessant finde ich die Verknüfpung verschiedner mythologischer Ansätze. Eine Leseempfehlung gibt es von mir nicht.
Etappe 7 ~ Positano, Griechenland: Der Himmel über Positano
Lara reist zur Hochzeit ihrer Freundin nach Italien und findet in ihrem Bruder Romeo einen Urlaubsflirt. Oder doch mehr? Sie wehrt sich dagegen und wird schnell in die Familiengeschichte der Geschwister verwickelt.
Das Buch hat mir Kathi gegeben und es war wahrlich eine kleine Urlaubsreise, entspannte und unterhaltsame Lektüre, ganz gut geschrieben. Lediglich genervt hat die Bezeichnung „Wikingerin“ für die Hamburgerin, was für mich so gar nicht passte und das Ende kommt dann etwas platt um die Ecke.
Etappe 8 ~ Bukarest, Rumänien: Null Komma Irgendwas
Ich war sehr gespannt auf das Buch, da es auf dem Klappentext hoch gelobt wurde. Ein zeitgenössischer Roman aus Rumänien, das war mal etwas völlig anderes, als was ich sonst lese.
Kunst ist, was mit den Regeln der Kunst bricht, oder?
Nur so kann ich mir die Auszeichnungen erklären, die dem Buch gegeben werden. Es ist trostlos und fürchterlich zu lesen. Christina geht es nicht gut, in allen Lebensbereichen. Während ich auf eine Wendung warte, lese ich weiter und wünsche mir, dass es kein Buch ist, dass ich mit Christina sprechen, mit ihr therapeutisch arbeiten kann.
Das kann ich nicht und es ist irgendwann einfach vorbei. Es ist eine Dokumentation der Hoffnungslosigkeit unserer Zeit.
Etappe 9 ~ Paris, Frankreich: Léon & Claire
Nachdem ich entschieden hatte, dass ich jedes Land nur enmal besuchen wollte, brauchte ich ein weiteres Buch aus dem Bücherregal meiner Tochter. Frankreich und vor allem Paris findet sich dort einiges an Auswahl.
Claire ist 15 Jahre alt und mit ihren Eltern gerade von New York nach Paris gezogen. Ihre Mama ist Kuratorin im Louvre und sie selbst entdeckt die Welt unterhalb von Paris. Die Geschichte ist urban Fantasy und es ist lange nicht klar, was Léon ist, er besitzt auf jeden Fall magische Kräfte.
Ein Roman, der verschiedene Facetten von Paris aufgreift und ein spannendes Abenteuer erzählt. Den zweiten Band musste ich direkt hinterher lesen, der konnte mich leider nicht ganz so begeistern.
Etappe 10 ~ Kopenhagen, Dänemark: Annas Lied
Es ist die Geschichte von Anna Koppel, aufgeschrieben von ihrem Neffen, der seine Protagonistin Hanna Koppelmann nennt, das Ende erzählt sehr schön, wie es zu diesem Roman gekommen ist.
Ich lerne eine junge Frau kennen, die miterlebt wie ihre Brüder heiraten und sich allesamt gegen ihre Eltern zur Wehr setzen, die ihre Ehen gerne arrangieren möchten. Sie alle lieben die Musik und Hanna wäre gerne Konzertpanistin geworden.
Dann wird sie mit einem Franzosen verlobt, mit dem sie sich nicht einmal verständigen kann. Der Krieg erspart ihr erst einmal die Ehe …
Es ist eine berührende Geschichte, tragisch, persönlich und liebevoll erzählt. Hannah ist eine faszinierende Person und das Buch sehr lesenswert, wenn auch keine leichte Lektüre. Die Geschichte einer jüdischen Familie zu Zeiten des zweiten Weltkrieges bis ins neue Jahrtausend hinein.
Update: Beitrag zum Buch ist online
Kleines Fazit zu meiner Europareise
Berits am 7. April habe ich meine Europareise abgeschlossen. Diese Lesechallenge hat mich sehr begeistert!
Die gelesenen Bücher waren sehr unterschiedlich, verschiedene Genres, versschiede Grade der Begeisterung bis hin zu Entsetzen. Einige der Orte würde ich gerne besuchen, gewesen bin ich bisher nur in Paris und das hat beim Lesen große Freude gemacht, da ich einige der Orte bereits gesehen habe.
Begib dich selbst mal Lesend auf Reisen, es macht großen Spaß!
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