Hannes ~ Rita Falk
Hannes ~ Rita Falk

Was würdest du tun, wenn ein guter Freund plötzlich im Koma läge? Du hast ihm oder ihr bisher alles erzählt, was nun? Erzählst du weiterhin alles im Krankenhaus, schreibst du Briefe oder wendest du dich vielleicht ab und suchst dir „lebendige“ Freunde, die auch antworten?

Hannes

Als Hannes nach einem Motorradunfall im Koma liegt, beginnt sein bester Freund Uli ihm Briefe zu schreiben. Sie kennen sich bereits seit Kindertagen, Uli war bei dem Unfall dabei. Allerdings fuhr er vor und weiß somit nicht, was passiert ist. Uli besucht Hannes regelmäßig, die Briefe schreibt er auf, damit Hannes sie später lesen kann und erfährt, was er alles verpasst hat.

Schreiben um zu verarbeiten

Ich denke schreibend. Das Schreiben hilft mir persönlich dabei meine Gedanken zu ordnen und zu reflektieren. Hierzu habe ich bereits einiges gesagt und geschrieben.

Uli hilft es Briefe an Hannes zu schreiben, um seine eigenen Gefühle zu verareiten und mit der außergewähnlichen und schwierigen Situation umzugehen.

Insofern kann die Geschichte eine schöne Inspiration sein. Gerade in einfacher Sprache macht sie Mut, denn man muss kein Poet sein, einfache Formulierungen genügen, um sich auszudrücken und das eigene Gefühlschaos zu sortieren.

Kritik am Roman

So gut mir die Idee der Geschichte gefällt, so störe ich mich doch an einigen Szenen, die Uli beschreibt. Ich habe kein Problem damit, dass er eine Affäre mit einer älteren Frau hat, auch wenn er selbst erst 18 Jahre alt ist. Wie er sie und andere Frauen dagegen beschreibt, wirkt auf mich sehr antiquiert. Mit ihr in geschlossenen Räumen Spaß zu haben ist für ihn in Ordnung, sie auf seinem Motorrad mitnehmen würde er dagegen niemals. Sie ist schließlich ein „heißer Feger“, aber eigentlich ist sie „ziemlich eingebildet“. Der Original-Roman stammt aus dem Jahre 2012, die Tatsache, dass Uli Zivi ist, hatte mich hoffen lassen, die Geschichte sei tatsächlich älter, leider sind es lediglich die Ansichten. Vielleicht überspitzt die Übersetzung in einfacher Sprache die Darstellung etwas, aber so treu Uli auch zu seinem Freund Hannes steht, wird er mir einfach nicht sympathisch.

Am Ende der Bücher aus dem Spaß am Lesen Verlag gibt es immer Wörter-Listen, ein Glossar, um schwierigere Wörter zu erklären. Das erste Wort diesmal lautet „Psychologin“:

Eine besondere Ärztin. Zu einer Psychologin geht man nicht, weil einem etwas weh tut oder weil man eine Krankheit am Körper hat. Die Psychologin hilft einem. wenn man Schwierigkeiten mit seinen Gefühlen hat. Oder die Welt und die Menschen nicht versteht.

Die Kunst Begriffe in einfacher Sprache zu erklären ist, sie dabei nicht falsch darzustellen. Psychologen sind keine Ärzte! Mit der anschließenden Erklärung tue ich mich ebenfalls schwer, sie in dieser Einfachheit zu akzeptieren.


Mir wurde das Buch vom Spaß am Lesen Verlag zur Verfügung gestellt.

Hannes (Link zur Verlagsseite mit Lesenprobe)
Rita Falk
Text in einfacher Sprache: Judith Kutzner
Spaß am Lesen Verlag, 2018
Sprachniveau A2/B1
ISBN: 978-3-947185-59-7