Heute sind wir zu Gast bei Tea Loewe. Herzlichen Dank, dass wir einen Blick auf Deinen Schreibtisch werfen dürfen.
Steckbrief von Tea Loewe
- Verlagsautorin und als Selfpublisher in einer Anthologie für einen guten Zweck vertreten
- schreib vorrangig Fantasy, am liebsten High Fantasy
- ein veröffentlichter Roman
- Debütroman: Das Geheimnis von Talmi’il
- Psychologin & Suchttherapeutin
Wie dürfen wir uns deinen Schreibplatz vorstellen?
Tea Loewe: Mein Schreibtisch zu Hause steht in einer Ecke unseres Wohnzimmers. Von Hand zusammengeschustert, damit er überhaupt reinpasst. Und so klein, dass er eher eine gute Ablage als eine Arbeitsfläche bildet xD. An meinem neuen Roman arbeite ich daher entweder am Esstisch oder auch mal auf der Couch im Liegen. Zumeist aber in einer Bäckerei in unmittelbarer Nähe zur KiTa meiner Tochter. Der Sitzbereich dort ist modern eingerichtet, meist sehr leer, aber ordentlich und weitestgehend ablenkungsfrei. Wenn es draußen warm und trocken ist, findet man mich auch mal im Park unter einem Baum. Ich habe es ungern totenstill, sondern brauche immer einen seichten Geräuschpegel im Hintergrund. Ob das Vogelzwitschern oder Tellerklappern ist, spielt dabei weniger eine Rolle. Manchmal tut es auch Musik im Ohr, aber das ist unterschiedlich.
Wann schreibst du am liebsten?
Tea Loewe: Leider habe ich im Moment eher ungeregelte Schreibzeiten, da mir dank Hauptjob (den ich aber auch sehr gern mache) und Kindern wenig Freiräume bleiben. Manchmal kann ich bewusst nach der Arbeit eine Schreibstunde einfügen bevor ich die Kinder abhole und alle 2 bis 3 Wochen habe ich einen Schreibfreitag, an dem ich ein paar Stunden am Stück Zeit habe. Am besten kann ich tatsächlich tagsüber schreiben, wenn es im Sommer zeitig hell ist, auch mal morgens eine halbe Stunde vorm alltäglichen Chaos. Abends gelingt mir das meist auch nur, wenn es draußen lange hell ist. Irgendwie reagiert mein Körper ordnungsgemäß auf Licht und schickt mich im Winter zeitig schlafen xD.
Konzentrierst du dich auf ein einziges Schreibprojekt oder schreibst du flexibel?
Tea Loewe: Ein Roman braucht viel mehr Zeit, Planung, Tiefe und Komplexität als eine Kurzgeschichte – zumindest bei mir – weshalb ich auch nur an einem großen Projekt zeitgleich arbeiten kann. Wenn mir dazwischen neue Ideen für andere Projekte kommen, werden die aufgeschrieben und weggeheftet für den richtigen Zeitpunkt. Was ich aber sehr gern mache, ist, zwischen große Projekte mal eine Kurzgeschichte zu schieben. Das hilft mir total, vom aktuellen Projekt auch mal den Kopf wieder freizubekommen und durchzuatmen. Eine Kurzgeschichte ist schneller geplottet und schneller fertig. Das hilft dem AutorenEgo xD. Und danach kann ich auch in die komplexe Welt meines aktuellen Romans wieder besser eintauchen.
Woher kommt deine Motivation zum Schreiben?
Tea Loewe: Die Motivation kommt irgendwo aus mir heraus. Keine Ahnung. Mein kreativer Kanal schreit, wenn mein Leben ausreichend ruhig verläuft, danach, gepflegt zu werden. Irgendwie war ich schon immer eine kreative Nudel, hab ständig irgendwas gemacht und entworfen und mich ausprobiert. Nun ist es seit Längerem das Schreiben, mit dem ich einen kontinuierlichen Weg gefunden habe. Ohne Schreiben würde mir einfach total was fehlen.
Was inspiriert dich?
Tea Loewe: Inspirationen kommen von überall her. Manchmal fallen irgendwelche Worte oder Sätze, zu denen mir ganze Universen in den Kopf springen, manchmal ist es auch nur eine aktuelle Stimmungslage, die mir zB hilft, eine Konfliktszene gut auszuarbeiten. Die meisten Inspirationen entspringen meinem Kopf selbst, indem ich Plots und Szenen hin- und her-, hoch- und runterspule und nachdenke, was jetzt Sinn macht, womit ich die Protagonisten ärgern könnte, was sie da eigentlich antreibt. Und meist entwickeln meine Ideen – trotz aller Plotterei – ein organisches Eigenleben. Sie entwickeln sich ab einem bestimmten Punkt quasi auch ein bisschen selbständig.
Wie gehst du beim Schreiben vor?
Tea Loewe: Ich habe vor allem am Anfang furchtbar viel intuitiv geschrieben. Ein Glück ist davon in meiner ersten Veröffentlichung nicht mehr so viel übrig geblieben xD. Mittlerweile lerne ich immer besser, bestimmtes Handwerkszeug einzusetzen: Show, don’t tell; Motivation-Reaction-Units; Szenenaufbau; Infodump; uvm. Ich könnte dazu vermutlich stundenlang referieren, wenn man mich ließe … oder besser nicht. Lol.
Ich bin gerade dabei, mir anzugewöhnen, mit meiner Ersttestleserin und Lieblingslektorin öfter vorzuploten. Danach folgt in der Regel ein Detailplot und das wilde Niederschreiben erster Ideen für eine einzelne Szene oder ein Kapitel. Danach schreibe ich einfach drauflos. Egal wie es klingt und wo Lücken bleiben. Nach einer Pause lese ich alles nochmal und fange an, handwerklich drüberzuarbeiten (Wortdopplungen, korrekter Point-of-View, Atmosphäre schaffen, usw.)
Wenn jemand Fragen zu irgendeinem der Begriffe hat, möge er mich gern kontaktieren xD.
Welchen Tipp würdest du gerne anderen angehenden Autor*innen geben?
Tea Loewe: Tipp1: Fangt einfach an zu schreiben! Das ist der erste Schritt. Und wisst, dass es mitnichten perfekt sein wird. Anfängerkrankheiten hat jedes Manuskript. Immer. Selbst bei erfahrenen Autoren gibt es genug zu finden und zu verbessern. Ich würde mein Leben lang nicht mehr auf ein Lektorat verzichten wollen. Meine Ersttestleserin hat sich mittlerweile den Namen „Reißwolf“ verpasst – zu Recht. Sie zerhackt mir alles, das nicht Niet- und Nagelfest ist und das ist so verdammt wichtig. Aber es hat einige Jahre gedauert, bis wir derart offen und vertrauensvoll zueinander gefunden haben.
Tipp 2: Wenn ihr nach Kritik fragt, beschwert euch nicht, wenn ihr welche bekommt. Besser die Testleser und Lektoren fischen es raus, als später der eigentliche Leser.
Tipp 3: Verzichtet niemals – und ich meine wirklich NIEMALS – auf ein gutes Lektorat. Ein Lektorat ist nicht gleichzusetzen mit einem Korrektorat. Ein Korrektor schaut nur auf Rechtschreibung und Grammatik, ein Lektor hingegen auf den Plot, die Charakterentwicklung, den Szenenaufbau, die Absatzgestaltung, den Sprachstil etc. Auch ein guter Lektor kann niemals gleichzeitig auf den Inhalt und die Grammatik achten. Ob ihr zu einem Verlag geht oder über Selfpublishing nachdenkt ist aus meiner Sicht eine sehr individuelle Entscheidung. Aber egal wie – gönnt euch Lektorat UND Korrektorat.
Gerade für angehende Autoren können kleine Verlage eine große Chance sein. Sie nehmen auch Manuskripte unerfahrener Autoren entgegen und arbeiten mit ihnen gemeinsam daran, besser zu werden. Man verdient vielleicht nicht viel Geld damit und erlangt keinen Ruhm, aber das schafft man als Selfpublisher mit dem ersten Buch auch selten. Dafür kann man aber eine riesige Menge an Erfahrung mitnehmen, etwas, dass ich nicht missen möchte. Der Erfahrungsschatz ist in Geld nicht aufzuwiegen. Aber man erlangt ihn auch nur, wenn man sich nicht für den tollsten Autor aller Zeiten hält, sondern offen dafür ist, zu lernen 😉
Erzähl uns bitte was über deinen Debütroman.
Tea Loewe: Mein Debütroman ist im August erschienen beim Hybrid Verlag, einem kleinen Verlag aus dem Saarland. Für mich als Leipziger total um die Ecke xD, aber in Zeiten der Digitalisierung auch keine Katastrophe. Wir haben insgesamt 1 Jahr lang mit 2 Lektorats- und einem Korrekturdurchlauf an dem Buch gearbeitet – Hand in Hand, eng und offen. Ich durfte beim Cover super viel mitbestimmen und habe auch da sehr eng mit dem Grafiker zusammengearbeitet. Das hat mir großen Spaß gemacht, wenn es auch ein hartes Lehrjahr mit vielen abendlichen Arbeitsstunden (die mir ja eigentlich nicht liegen) war.
Mein Debüt „Das Geheimnis von Talmi’il“ ist ein klassischer High Fantasy Roman in einer mittelalterlich anmutenden Welt. Es geht um zwei Königreiche, eine uralte Fehde und eine Todeswelle aus Magie. Als das Zarkonische Reich förmlich überrollt wird, reitet ein Rettungstrupp in die Ruinen von Talmi’il um der alten Sage nach einer magischen Waffe zu folgen, die als einzige Rettung für das Reich gilt. Auf dem Weg begeht Thronfolger Migal Zarkon jedoch einen schweren Fehler, der nicht nur sein eigenes Schicksal verändert.
Beim Verlag gibt es eine XXL-Leseprobe. Das Buch ist als Softcover oder EBook erhältlich auch bei KU.
Herzlichen Dank für das Interview und die tollen Tipps
Tea Loewe: Wer sich für mein nächstes Projekt interessiert, darf mir gern auf Facebook oder Instagram folgen. Die #wairua_trilogie ist am Entstehen, wird aber noch einige Zeit brauchen.
Ein Tipp, den ich oben vergessen habe und den ich beim neuen Projekt unbedingt berücksichtigen will – auch wenn es manchmal schwer fällt: Gut Ding will Weile haben!
Alle Interviews der Reihe “Ein Blick auf den Schreibtisch”