Digital X
Digital X

Am 29. November habe ich an der Digital X, der großen Digitalisierungsparty in der Kölnmesse, teilgenommen. Ein zweitägiges Event der Deutschen Telekom AG zu dem ich bereits im letzten Jahr eingeladen* war.

Zwischen zahlreichen Ausstellern gab es auf mehreren Bühnen spannende Vorträge und die tatsächliche Party am Abend habe ich verpasst, musste ja am nächsten Morgen wieder früh raus. Ein Tag war definitiv nicht genug, um alles zu entdecken.

Eröffnung mit Hagen Rickmann und Tim Höttges

Hagen Rickmann, Geschäftsführer der Telekom Deutschland GmbH und Schirmherr der Digital X eröffnete am Dienstag Morgen die zweitägige Veranstaltung, erzählte von einer schlaflosen Nacht und wie glücklich er sei, dass wir alle da wären. Er richtet seine Worte vor allem an die kleinen und Mittelständischen Unternehmen (KMU), um diese ginge es an den beiden Tagen. Sie, die Kunden der Telekom, stünden im Mittelpunkt des Events.

Digital X ~ Hagen Rickmann
Digital X ~ Hagen Rickmann

Wir brauchen eine vielfältige Unternehmerlandschaft

Vielleicht sind es die Worte, die er an einem solchen Tag sagen musste. Doch es steckt etwas wichtiges in diesen Worten, wenn ein Geschäftsführer eines großen Unternehmens kleinere wertschätzt. Vielleicht geht es nur um Kundenbindung. Ich bin überzeugt, dass wir für eine funktionierende Wirtschaft und auch Gesellschaft unbedingt eine vielfältige Unternehmerlandschaft brauchen. Mehr dazu habe ich bereits im Zusammenhang mit der Dystopie „Der Store“ geschrieben.

Wo steht Europa im Wettlauf zwischen China und den USA?

TIm Höttges, Vorstandsvorsitzender der Telekom AG warf mit uns nach den einleitenden Worten von Hagen Rickmann einen Blick in die Zukunft. Sein Symbol dafür ist ein Seesteern. Der Pekinger Flughafen, an dessen Bau (4 Jahre Bauzeit) die Telekom beteiligt war, hat die Form eines Seesterns. Dann stellt er die Frage, welche Rolle Europa in der Digitalisierung spielt, während die USA und China sich einen Wettkampf liefern.

Tim Höttges ist unzufrieden.

Digital X ~ Tim Höttges
Digital X ~ Tim Höttges

Wir brauchen mehr Einhörner!

Wir haben viele kluge Köpfe, sagt er, aber es fehlt an Unicorns. Es gibt viele kluge Köpfe in Deutschland, gute Forschung, allerdings hakt es am Transfer in die Praxis.

Er ist ein Fan von Google und Co, aber diese Unternehmen dürfen ihre Marktmacht nicht missbrauchen. Dann gibt er einige Impulse wie wir (Deutschland/ Europa) das schaffen können.

Zunächst brauchen wir bessere Rahmenbedingungen und Investitionen. Geld sei billig meint Tim Höttges, warum also wird nicht mehr investiert?
Warum liegen eigentlich nur ca. 5% unserer Daten auf europäischen Servern? Neue Ideen müssen besser gefördert werden, daher StartUps fördern.
Die Stärke Europas ist Ethik und Frieden, darauf müssen wir aufbauen. Wir müssen für unsere Werte einstehen, denn die Welt, so wie sie ist, ist keine Selbstverständlichkeit.

  1. Different Horses fr different Corses
  2. Wir brauchen Digitale Souveränität
  3. Wir brauchen mehr Sprung-Innovationen.
  4. Wir brauchen Integrität.

Transhumanismus

So humanoid manche Roboter auch wirken, gibt es gravierende Unterschiede zwischen Menschen und Maschinen. Zu diesem Thema gab es auch einen spannenden Vortrag von Volker Busch, dazu weiter unten mehr.

Tim Höttges ging auf das Moravec´sche Paradox ein:

Alles was leicht für Menschen ist, ist schwer für Maschinen – und umgekehrt.

Moravec´sches Paradox

Intuitive Handllungen fallen uns leicht, sind allerdings komplexe Prozesse für Maschinen. Dagegen sind komplexe Dinge für Maschinen leicht zu berechnen. Daraus schlussfolgert Tim Höttges, dass der Mensch-Maschine-Interaktion eine zunehmend hohe Bedeutung zukommt. Wir ergänzen uns.

Dies passt zu meiner Haltung gegenüber digitalen Tools. Es gibt nicht die separate Online-Welt in die wir gehen können. Wir haben digitale Tools, die wir nutzen können, um unser Leben zu gestalten. Die Kontrolle darüber muss immer bei uns selbst liegen.

Digital X ~ Transhumanismus, Tim Höttges
Digital X ~ Transhumanismus, Tim Höttges

Wie weit darf diese Mensch-Maschine-Interaktion gehen?

Gehirn-Computer-Interfaces sind Realität!
Gene sind manipulierbar!
Es stellt sich die Frage, wie wir Menschen den Maschinen hinterher kommen. Ist das überhaupt die richtige Frage, frage ich mich.
Wird es kommen, dass wir Menschen züchten und stetig verbessern?

Der Mensch wird in der Neugier niemals aufhören, sagt Tim Höttges und ich fürchte er hat damit Recht. Hinzu kommt der Faktor, dass Erkenntnisse, die medizinisch wertvoll sein können, militärisch missbraucht werden können.

Wir brauchen Ethik!

Biohax

Es war kein Scherz, es ist kein Science Fiction. Es ist Realität. Menschen lassen sich einen Chip unter die Haut implantieren, live auf der DigitalX.

Digital X ~ Biohax
Digital X ~ Biohax

Ich war überrascht zu sehen, dass Tätowierer die Implantate einsetzen dürfen.
Ich war überrascht zu sehen, dass so viele Menschen sich haben implantieren lassen.
Vor allem, da die Chips noch keinen Nutzen zu haben scheinen. Irgendwann kann mit ihnen per Kreditkarte bezahlt werden. Es werden wohl keine Bewegungsdaten erhoben.

Mobilität der Zukunft – Luft oder Straße?

Begeisterte ich mich im vergangenen Jahr noch für humanoide Roboter, suchte ich diese auf der Digital X vergeblich. Stattdessen befasste ich mich mit der Frage, wie wir uns in Zukunft fortbewegen werden?

Autonomes Fahren ist ein sehr aktuelles Thema. Wird es sicherer oder ethisch unlösbar? Wird die Reisezeit im autonomen Fahrzeug zu wertvoller Lebenszeit, die wir für anderes nutzen können, anstatt hinter dem Steuer zu sitzen? Genau deswegen fahre ich so gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln, weil ich die Zeit zum Lesen nutzen kann, wenn die Fahrzeuge nicht zu überfüllt sind. Der größte Nachteil an öffentlichen Verkehrsmitteln ist, dass ich oft viel länger unterwegs bin und sie mich selten direkt bis zu meinem Ziel bringen. Daher benötige ich für manche Strecken eine Alternative. Persönlich wäge ich jede Fahrt ab.

Dann wäre da auch noch der Umweltaspekt, der in der Mobilität der Zukunft eine wichtige Rolle spielen muss!

Auf Twitter und Instagram habe ich gefragt, wo die Mobilität der Zukunft wohl liegt, in der Luft oder auf der Straße. Auf Instagram stimmten 75% für die Straße und 25% für die Luft. Auf Twitter konnte ich drei Antwortmöglichkeiten anbieten, daher sieht auch das Ergebnis ein wenig anders aus: 43% stimmten für den Boden, die restlichen 57% für eine Kombination aus Luft und Boden, was auch meine Prognose ist, frei aus dem Bauch heraus.

Drei Varianten an Fortbewegungsmitteln sind mir auf der DigitalX begegnet:

Der Volocopter

Flugtaxis hat Doro Bär auf ihre Agenda gesetzt. Sie war übrigens auch vor Ort, ihren Vortrag habe ich allerdings verpasst. Auf der Digital X habe ich eines gesehen. Es erinnert stark an einen Helikopter und sah für mich gar nicht so futuristisch aus. Aber die Realität ist ja auch kein Science Fiction Film. Im Volocopter saß übrigens Philipp Depiereux (siehe weiter unten) und führte Interviews, wie er sie sonst als Change Rider in seinem Tesla führt.

Digital X ~ Volocopter
Digital X ~ Volocopter

Mehr über den Volocopter, der in Deutschland entwickelt und elektrisch betrieben wird findet ihr auf der Herstellerwebseite.

Schlafen, Arbeiten oder Party mit Volvo

Volvo ist davon überzeugt, dass ihre autonomen Fahrzeuge der Reihe „360c“ in 15 Jahren auf dem Markt sind. Es gibt nicht ein, sondern gleich drei Modelle, je nach Bedarf, wie wir die Fahrtzeit nutzen wollen: Schlafen, Arbeiten oder Party machen …

Digital X ~ Volvo 360c
Digital X ~ Volvo 360c

Das Fahrzeug wirkte auf mich riesig, benötigt also viel Platz es zu parken. Es ist ein Elektromobil und der Vertreter der Firma Volvo mit dem ich sprach ist überzeugt, dass autonome Elektromobile unsere Zukunft sind. Mehr dazu auf den Seiten von Volvo.

Mich erschreckte die Vision, dass wir dann jeweils mehrere Fahrzeugtypen in den Garagen stehen haben, damit wir das passende jeweils parat haben. Die Option exklusiver Mietfahrzeuge, die man sich flexibel rufen kann, hielt der Mitarbeiter am Stand ebenfalls für realistisch. Wir werden sehen, wie das funktionieren kann.

Solarauto

Lightyear präsentiert ein Auto mit eigenen Solarzellen auf der Dachfläche. Ein interessanter Ansatz, aber es fällt mir schwer zu beurteilen, ob dieses Fahrzeug wirklich nachhaltig ist, so wie es das Unternehmen anpreist.

Digital X ~ Lightyear
Digital X ~ Lightyear

Wir sind eine mobile sesshafte Gesellschaft

Leonie Müller (Twitterprofil) hatte einst Ärger mit ihrem Vermieter, zog aus und anstatt sich eine neue Wohnung zu suchen, kaufte sie eine BahnCard100. Zuvor war sie ein Jahr als Backpackerin unterwegs gewesen, warum konnte sie so nicht auch weiterhin in Deutschland leben? Sich treiben lassen, mal hier oder da bei Freunden übernachten? Sie konnte.

Digital X ~ Leonie Müller
Digital X ~ Leonie Müller

Digitalisierung ist für Leonie Müller Poligamie. Menschen, die uns wichtig sind, wohnen meist nicht mehr um die Ecke, sind an vielen Orten verteilt. Wir stehen in vielen Beziehungen, mit verschiedenen Menschen an verschiedenen Orten.

Auch unsere Arbeitsweise verändert sich. Das Büro ist für uns noch immer ein traditioneller Ort. Wir sagen „Ich gehe zur Arbeit“. Wir bleiben analog und verbringen 90% unserer Zeit in geschlossenen Räumen. Die ersten Coworking-Spaces entstanden in Wiener Cafés. Attraktive Arbeitsplätze, Orte an denen Menschen sich wohl fühlen.

Wir wohnen sesshaft und leben mobil, betont Leonie Müller immer wieder.

Unsere Arbeitswelt verändert sich, insbesondere für die Wissensarbeiter unter uns, wie Leonie Müller die traditionellen Büromenschen bezeichnet.

Büros sind Werkzeuge nicht feste Arbeitsplätze. Büros sind einer von vielen Orten an denen wir uns mit anderen austauschen und mit ihnen zusammen arbeiten können. Wir leben und arbeiten multilokal, das ist menschlich.

Den Gegenpol dieser aufgeschlossenen mobil lebenden Gesellschaft sehe ich darin, dass einzelne Menschen sich auch einen einzelnen Ort konzentrieren und zu Hause bleiben. Die Japaner haben für dieses Phämomen bereits den Begriff Hikikomori geprägt. Vor Jahren schrieb ich eine satirische Kurzgeschichte „Lebe lieber online“.

Menschen sind keine Maschinen, aber wir haben Intuition

Dr. Volker Busch ist Neurowissenschaftler und Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Er sprach über die vielen Entscheidungen, die wir täglich treffen und welchen Vorteil wie gegenüber Maschinen haben.

Digital X ~ Dr. Volker Busch
Digital X ~ Dr. Volker Busch

Es sind tagtäglich unendlich viele kleine und größere Entscheidungen, die wir treffen. Die meisten davon treffen wir unbewusst, um sie uns wieder bewusst zu machen und sinnvolle Entscheidungen zu treffen, müssen wir mit uns selbst in Kontakt treten.

Volker Busch sagt, dass wir unserem Gehirn sehr viel verdanken, aber es manchmal auch mit zu vielen Daten überfordert ist. Zu viele Daten machen eine Entscheidung daher nicht unbedingt besser.

Die drei Enttäuschungen der Menschheit nach Volker Busch:

  1. Die Erde ist nicht das Zentrum des Universums
  2. Darwin – wir sind nichts besonderes, wir stammen von Tieren ab
  3. Unser Hirn ist mit zu vielen Daten überfordert

Maschinen dagegen können sehr gut mit vielen Daten umgehen. Es wird Zeit von unserem narzistischen Roß herunter zu steigen, fordert Volker Busch, denn es gibt etwas, dass unserem menschlichen Geist überlegen ist.

Allerdings haben wir den Maschinen noch immer etwas voraus. Wir erkennen den Sinn hinter den Daten. Wir können zwischen den Zeilen lesen, denn Denken ist mehr als Korrelation.

Digital X ~ Erfahrungsbibliothek nach Dr. Volker Busch
Digital X ~ Erfahrungsbibliothek nach Dr. Volker Busch

Der Hippocampus ist der Bibliothekar unseres Gehirns, der Erfahrungsbibliothek. Das Cingulum schlägt Alarm, wenn etwas nicht stimmt. Wir erlangen Expertise durch Erfahrung, Intuition durch Aufmerksamkeit.

Intuition ist eine Neurobiologische Kraft, die mit zunehmender Erfahrung steigt! Das ist keine Esoterik!

Volker Busch ermuntert uns, Erfahrungswissen anzusammeln und auch darauf zu vertrauen. Er berichtet von seinen eigenen Erfahrungen in der Klinik als junger Arzt. Die Krankenschwester wusste intuitiv oft besser als er, was mit dem Patienten los war. Ihre Erfahrung und der enge Kontakt zum Patienten gegen sein Medizinstudium.

Denken findet dazwischen statt.

Dr. Volker Busch

Change Rider

Auf der CUT 2018 begegnete mir Philipp Depiereux zum ersten Mal. Er sprach darüber wie digitale Transformation gelingen kann. Dies tat er auch auf der Digital X. Sein wertvoller Rat für alle, die sich an Veränderungen wagen lautet noch immer:

Scheitern ist kein Problem – im geschützen Raum!

Philipp Depiereux
Digital X ~ Philipp Depiereux
Digital X ~ Philipp Depiereux

Seit damals hat er sich aber auch verändert. Dank seiner 12-jährigen Tochter. Sie trat ihm liebevoll in den Arsch und forderte, dass Zuhause auf Verpackungen verzichtet werden und es nicht mehr jeden Tag Fleisch gab. Der erste Schritt war, den Forderungen seiner Tochter gerecht zu werden, der zweite sich zu fragen, was er noch tun könnte.

Jetzt ist er als Change Rider unterwegs. Er interviewt in seinem Tesla Leute und spricht mit ihnen über den Wandel, auf der Digital X saß er ausnahmsweise im Volocopter.

Was denkt der Mann, der das Internet erfand über das Netz heute?

Sir Tim Berners-Lee gilt als Vater des Internets. Er entwickelte 1989 am CERN die Idee des Internets und entwickelte grundlegende Funktionen, wie HTML, URL und HTTP. Auf der Digital X sprach er über die Entwicklung und seine Hoffnungen für die Zukunft.

Digital X ~ Sir Tim Berners-Lee
Digital X ~ Sir Tim Berners-Lee

Damals hatte er das Ziel Wissenschaftler miteinander zu vernetzen und ihre Arbeit zu erleichtern. Der Punkt an dem mehr als 50% der Weltbevölkerung online ist, ist längst überschritten. War einst eine nerdige Minderheit im Internet vertreten, ist es heute eine schwindende Minderheit, die noch offline ist.

Tim Berners-Lee ist ein charmanter sympathischer Mann, der uns vorne auf der Bühne sehr anschaulich mit auf eine Zeitreise nahm, zurück in eine Zeit, als es noch ein Abenteuer war ins WWW zu kommen, damit meinte er nicht mit dem Smartphone durch einen Wald zu rennen und Balken zu zählen.

Put your phone on the modem and than *great sound*

Tim Berners-Lee

Er hatte sich viel gutes von der Technologie erhofft, doch irgendwann musste er feststellen, dass es nicht genügt, diese bereit zu stellen. Es erscheint notwenig das Internet wieder ein wenig zu reparieren.

In den Sozialen Netzwerken sieht Tim Berners-Lee ein Problem. Es gibt so viele verschiedene. Stellt er seine Fotos in einem Netzwerk ein, können es die Freunde, die nur auf einem anderen sind, nicht sehen … Die Informationen stecken in einem Silo fest, welchem die Verbindung zu anderen Plattformen fehlt. Damit einher geht auch ein weiteres Problem: Der Vertrauensverlust in das Internet, die Angst um die persönlichen Daten und wie diese genutzt werden können.

Das Internet ist voll von Daten. Nicht nur wir Menschen auch unsere Geräte (IoT) produzieren täglich Unmengen von Daten. Wir müssen sensibel mit diesen Daten umgehen, fordert Tim Berners-Lee. Er fordert ein neues respektvolles Web und eine funktionierende Demokratie!

Der virtuelle Buchladen

Wenn ich etwas online bestelle, dann suche ich ganz gezielt nach einem Produkt. Ich mag es nicht in Online-Shops zu stöbern, weder nach Büchern noch nach Klamotten. Durch einen echten Laden streifen, an Regalen oder Ständern entlang schlendern hat mir früher immer sehr viel Freude gemacht. Inzwischen komme ich viel zu oft frustriert nach Hause und habe nichts gefunden, das Angebot entspricht nicht meinen Ansprüchen und ich muss dann doch online bestellen. Ich gebe die Läden in der Innenstadt noch nicht auf, keine Sorge!

Meine Meinung ist, dass es als Geschäftsinhaber sinnlos ist, den Onlinehandel zu verteufeln. Der wird nicht mehr weggehen. Stattdessen erscheint es mir ratsam sowohl online als auch analog zu verkaufen und beide Möglichkeiten miteinander zu verknüpfen.

Auf der Digital X durfte ich einen Blick in die Zukunft der Webshops erleben, wie einkaufen wieder Spaß machen kann. cuuub ist eine 3D-Webshop-Lösung. Löse dich von der Vorstellung einer langweiligen Shop-Oberfläche. Was wäre, wenn du virtuell einen Laden betreten könntest, einen mit Regalen und Ständern? Wenn du den Charme eines Laden sehen könntest, vielleicht am Computer oder sogar in VR?

Die Vorteile eines realen Ladens kombiniert mit den digitalen Möglichkeiten und der großen Auswahl, die Online-Shopping ermöglicht. Dr. Frank Dürr von Acameo gab mir einen spannenden Einblick in die Möglichkeiten von zu Hause aus weltweite Shopping-Trips zu unternehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese virtuellen Erfahrungen auch das Bedürfnis wecken, die Lieblingsläden einmal real zu besuchen und sich auf diese Weise der Onlinehandel auch wieder positiv auf den Handel in den Innenstädten auswirken kann.

Digital X - Frank Dürr zeigt mir, was mit Cuub möglich sein wird (c) Oliver Kepka
Digital X – Frank Dürr zeigt mir, was mit Cuub möglich sein wird (c) Oliver Kepka
(so sehe ich aus, wenn mir Ideen kommen, während mir jemand etwas erzählt)

Mein VR-Besuch in einem Buchladen war auf jeden Fall schon mal ein kleines Abenteuer. Auch wenn ich noch zwei Kritikpunkte an der kleinen Demoversion hatte: Der Blick nach unten fühlte sich ein wenig wie ein Blick in einen Abgrund an und ich konnte nicht nah genug an die Regale herantreten und nach den Büchern greifen. Die Haptik wird noch ein weiteres Thema sein, insbesondere für Bekleidung. Wer hat nicht schon mal einen Schal, Pullover oder auch ein Kleid, Bluse, etc. gekauft, einfach weil sich der Stoff so wunderbar anfühlt?

Sir Richard Branson

Der Saal war wegen Überfüllung geschlossen und so blieb mir nur den letzten Vortrag auf der großen Bühne an einer kleineren auf der Leinwand zu verfolgen. Richard Branson erzählte aus seinem Leben, und sprach mit Tim Höttges über aktuelle Projekte.

Digital X ~ Sir Richard Branson
Digital X ~ Sir Richard Branson

Ein wenig wirkt Richard Branson auf mich wie ein bockiger kleiner Junge, der nicht akzeptieren will, wenn etwas nicht so läuft wie er es will. Das erstaunliche ist allerdings, dass er nicht einfach bockig mit dem Fuß aufstampft, sondern die Dinge in die Hand nimmt und tatsächlich das bekommt was er will. Nach eigenen Angaben wartete er ca. 15 Jahre darauf, dass die NASA, die Russen oder die Chinesen ein Spaceship bauen, dass ihm ermöglichte in den Weltraum zu fliegen. Dann gründete er sein eigenes Unternehmen Virgin Galactic. Er selbst bezeichnet sich als Problemlöser.

Die Regeln zum Erfolg nach Richard Branson lauten:

  • Skip school
  • Ignore the law
  • Challenge big companies

Zumindest hat er das so gemacht.

Er hat noch eine Empfehlung, die Tim Höttges sehr irritiert, da sie dem widerspricht, was er gelernt hat, für mich dagegen Sinn ergibt: BE DEFOCUSED.

Während Tim Höttges und viele andere sich auf ein bestimmtes Ziel konzentrieren ist Richard Branson aufmerksam und offen für neue Eindrücke. Genau so funktioniert Kreativität. Was den einen ablenkt, ist dem anderen eine Inspiration. Doch das allein reicht nicht aus, um ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein. Mir scheint bei Richard Branson spielt genau das eine Rolle, was ihn wie einen bockigen kleinen Jungen wirken lässt. Wenn er eine Idee hat, will er sie auch unbedingt durchsetzen. Dabei scheut er keine Niederlage.

Ein weiterer Faktor ist seine Begeisterung. Er gründet Unternehmen an denen er selbst Freude hat. Sie stellen Orte da, an die er und seine Freunde gerne gehen würden. Seine Spiele und Träume werden Realität. Bei der Wahl seiner Mitarbeitenden spielen zwei Faktoren eine Rolle:

  1. Er sucht nach Menschen, die gut mit Menschen umgehen können.
  2. Er sucht nach den Besten.

Auch zum Thema Führung hat er einen Tipp:

Gibst du deinen Mitarbeitern Freiheiten, arbeiten sie auch gut. Ein Unternehmen muss die Welt verändern, es darf nicht nur eine Geldmaschine sein. Dann sind die Leute auch stolz dort zu arbeiten und schämen sich nicht, wenn sie in einer Bar gefragt werden wo sie arbeiten.

Wenn du die Zeit mit den großartigen Leuten genießt, kommst du auch durch schwierige Zeiten mit deinem Unternehmen.

frei zitiert nach Richard Branson

Größenwahnsinniges Genie?
Ein Vorbild?
Ein Retter oder Zerstörer der Welt?
Entscheidet selbst.

Auf die Frage, wie er sich einerseits für soziale Projekte (Virgin Unite) und das Thema Nachhaltigkeit einsetzt, dann aber Unternehmen gründet, die die Umwelt stark belasten, wie Virgin Voyages (Kreuzfahrten), ist seine Antwort kurz und ausweichend. Sie arbeiten am Einsatz nachhaltiger Technologien. Er selbst lebt übrigens auf einer Privatinsel.

Seine Mama wollte damals, dass er Permierminister wird. Vielleicht sollte er doch noch auf seine Mama hören, den Brexit hält er nämlich für keine gute Sache.

Look for the best in everybody around you.

Richard Branson

Zum Abschluss war ich in der Ruhezelle

Es war ein aufregender Tag, voller Reize, die gefiltert und verarbeitet werden wollten. Das Ausblenden zahlreicher akustischer und visueller irrelevanter Reize ist auf Dauer anstrengend.

Eher zufällig kam ich am Ende in den erholsamen Genuss eines Gespräches in einer Ruhezelle. Bereits zuvor habe ich die kleinen Kabinen gesehen, die wirklich immer voll waren. Es gibt kleine für eine Person, die ihr euch ungefähr im Format einer altmodischen Telefonzelle vorstellen könnt. Von außen sah es für mich lustig aus, die Menschen in den kleinen Glaskäfigen.

Digital X ~ framery
Digital X ~ framery

Als ich bereits auf dem Weg hinaus aus der Halle war, stoppte ich an einer solchen Box und machte ein Foto in der Absicht einen lustigen Tweet zu posten, dann kam ich ins Gespräch ,it Eva Leitschuh von framery und wir setzten uns in die Box, eine in der vier Personen Platz haben. Kaum war die Tür geschlossen, war die Digital X weit weg, auch wenn ich mich räumlich noch in der Messehalle befand. Der Lärm war einfach weg, das anstrengende Licht ebenfalls. Ruhe. Entspannung.

Es tat gut, dort zu sitzen. Es gibt diese Boxen in verschiedenen Größen und Einrichtungsvarianten. Mir kamen gleich zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten und erneut der Wunsch auf, dass Coaching in Coworking-Spaces möglich sein könnte. Eine anderer Gedanke bezog sich auf die Möglichkeit Autisten den Zugang zu Events zu erleichtern, indem ihnen durch solche Boxen erholsame Rückzugsorte angeboten werden. Mehr über die Möglichkeiten mit diesen Ruheboxen findet ihr bei Framery Q.

Die Zukunft wird spannend

Wie wir uns fortbewegen, arbeiten, kommunizieren und einkaufen. Wir leben in spannenden Zeiten und es fasziniert mich wie schnell sich die Dinge verändern. Vieles von dem, was heute möglich ist, war in meine Kindheit noch der Stoff von phantastischen Geschichten.

Doch bei aller Aufregung und allem technischen Fortschritt dürfen wir die Ethik nicht aus den Augen lassen. Wir sind diejenigen, die die Zukunft gestalten! Wie Tim Berners-Lee sagt, es genügt nicht neue Technologien zur Verfügung zu stellen, wir müssen auch die Verantwortung übernehmen und darauf achten, wie sie genutzt werden.

Mensch First

Technologie Second

Phillipp Depiereux

* Oliver Kepka (Telekom Deutschland) hat mich zu dem Event auf Basis eines Freitickets persönlich eingeladen.