Fitnessarmband und Smartwatch

Viele halten es für Schwachsinn, seine Schritte zu zählen, aber trotzdem gibt es einen großen Markt für diese Dinger. Es werden auch bereitwillig hohe Preise gezahlt.

Ich hatte auch eins, ein einfaches, für wenig Geld. Es zählte meine Schritte, war unpräzise beim Schwimmen und beurteilte anhand meiner Bewegungen auch meinen Schlaf. Das mit dem Schlaf war witzig, das mit den Schritten hat eine Zeit lang geholfen. Zum einen war es interessant zu wissen, wie viel ich mich an einem gewöhnlichen Arbeitstag bewege und wie wenig an einem richtig faulen freien Tag. Ziele setzen und Fortschritte beobachten, war eine gute Methode für allgemein mehr Bewegung, doch irgendwann wurde das Armband an sich für mich überflüssig.

Viele Armbänder können noch mehr und präzisere Daten sammeln. Überflüssig oder praktisch?

Interessanter wäre die Frage: Was passiert mit den Daten?

Bei meinem Armband wurden die Daten per Bluetooth auf eine App übertragen. Auf diese Daten konnte die Firma zugreifen. Anonym und natürlich, um das Gerät weiter entwickeln zu können. Es waren reine Bewegungshäufigkeiten in Abhängigkeit der Zeit, ohne GPS Koordinaten.

Je mehr ein Gerät kann und auch nach Hause funkt, desto wichtiger wird die Frage:

Wie viel bin ich bereit preis zu geben? Überwiegt der Nutzen die Kosten?

Die Fragen sollte man sich nicht nur bei Armbändern, sondern auch bei Apps und den tollen Produkten aus der Kategorie „Internet der Dinge“ stellen. Sollte Alexa mit dem Echo Dot wirklich zu Hause im Wohnzimmer einziehen? Bei mir nicht, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Was wäre, wenn es ein Armband gäbe, das noch mehr kann, als die die heute als Fitnessarmband oder Smartwatch verkauft werden?

Ein Armband, das eine kleine virtuelle Figur erscheinen lässt, die eine unglaubliche KI besitzt, dich kennen lernt und sich deinem Verhalten anpasst. Du kannst alle Informationen über die KI erhalten, du kannst deine Erinnerungen abspeichern und deinen Alltag organisieren.

Klingt super oder? Finde ich auch.

Dieses Gerät ist eine Selbstverständlichkeit in der Welt von Deleted, eine Dystopie, die in meinen Augen verflucht nah an der Realität spielt.

Deleted – Margit Ruile

Deleted

Manchmal wünschte ich mir, ich könnte alles noch einmal erleben, mit all dem , was ich heute weiß. Aber das würde diese ganze Linie aus Punkten durcheinanderbringen und sie würde sich krümmen und irgendwelche anderen seltsamen Dinge machen. Und wer will schon eine Gerade, die sich krümmt.

Dieses Zitat findet sich relativ am Anfang der Geschichte, als Ben, frei von seinem „Slave“, der Figur, die aus dem Armband, E-brace genannt, auftaucht, in einem Versteck sitzt, seine Gedanken sammelt und schließlich die ganze Geschichte von vorne erzählt.

Er erzählt uns, was diese Slaves sind, wie er zu seinem gekommen ist und was an seinem so anders war.

Dies alles erzählt er auf eine sprachlich sehr schöne Art, dass die Seiten einfach nur so dahinfliegen. Er erzählt uns von der Normalität der Überwachungskameras und wie er entdeckte mit Hilfe seines Slave selbst die Kameras nutzen zu können und noch viel viel mehr. Wenn man einmal an dem bestehenden System zu Zweifeln beginnt …

Jetzt habe ich mich sozusagen selbst entführt, hocke in diesem winzigen Zimmer und warte mit Herzklopfen darauf, dass sie mich nicht finden.

Fazit

Herzklopfen habe ich auch beim Lesen, so sehr fesselt mich die Geschichte. Zu viel will ich nicht verraten, das würde euch die Spannung nehmen.

Es ist ein Jugendbuch, dessen Geschichte im Jahre 2034 in Deutschland spielt und vielleicht einen kleinen Anstoß gibt über Selbstverständlichkeiten nachzudenken.

Wie gesagt, finde ich die Digitalisierung faszinierend. Würde das E-Brace wahrscheinlich selbst tragen, dennoch finde ich es wichtig wachsam zu bleiben.

Es ist trotz allem keine Geschichte mit erhobenem Zeigefinger, es ist eine spannende Geschichte, eine in der Freundschaft eine große Rolle spielt und die einige Überraschungen bereit hält.

Eine ganz klare Leseempfehlung meinerseits!

 


Das Buch wurde mir freundlicherweise von ArsEdition zur Verfügung gestellt.

Deleted – Traue niemandem
Margit Ruile
Bloomoon, arsEdition
256 Seiten
ISBN: 978-3-8458-0639-6
Erschienen am 31.03.2015