In letzter Zeit habe ich vor allem für mein Projekt Bücherschrank und meine Klassik Challenge gelesen, dazwischen Fachliteratur für meine Diss. Es erfasste mich eine Sehnsucht nach einem Fantasyroman, einem Roman, den ich einfach genießen wollte, der mich eintauchen lässt in eine fremde Welt.
Es ist immer gut, wenn in deinem Regal ungelesene Bücher auf dich warten!
Das wunderschöne Cover von „Die Tränen des Lichts“ ließ mich schnell entscheiden …

Die Tränen des Lichts – Deborah Chester
Die ersten Seiten führten zum Blogartikel über den bösen ersten Satz, die weitere Lektüre zu den Überlegungen im folgenden Abschnitt:
Schafft guter Stil Distanz zum Leser?
Die letzten Bücher, die ich gelesen habe waren alle auf ihre Art gute Bücher, aber keines von denen hat mich wirklich so sehr gefesselt, dass ich das Gefühl hatte Teil der Geschichte zu werden.
Was ist dieses ominöse „Teil der Geschichte“ sein?
Da handeln andere Figuren und der Leser ist nur Zuschauer. Er spielt faktisch nicht in der Geschichte mit.
Geht es also um die Identifikation mit der Hauptfigur?
Nein.
Dan Brown schreibt fesselnde Bücher. Die Geschichten um Robert Langdon habe ich nur ungern auf Seite gelegt, wollte wissen wie es weiter ging.
Identifiziere ich mich mit Robert Langdon?
Nein!
Er eignet sich in meinen Augen auch nicht gut dazu. Er ist außergewöhnlich und das Außergewöhnliche wird in seinem Charakter stark betont. Vielleicht stellt Dan Brown ihm daher eine Frau zur Seite, eine mit der die Leserin sich identifizieren kann, sich mit ihr in Robert Langdon verlieben kann. Vielleicht ist eine andere Frau aber auch Konkurrenz …
Ich glaube bei Dan Brown geht es weniger um Identifikation mit den Figuren, es ist die Spannung in der Geschichte, die mich weiter lesen lässt.
Sherlock Holmes ist ebenfalls ein extrem außergewöhnlicher Charakter, ein mögliches Vorbild in seiner Denkweise, aber keine Identifikationsfigur. Daher ist es geschickt, dass die Geschichten aus der Sicht des gewöhnlichen Watson geschrieben sind. Watson nimmt uns mit in die Geschichte, erklärt uns den komplexen Sherlock und seine Schlussfolgerungen.
Was ist es dann, was einen eintauchen lässt in die Geschichte? Einem das Gefühl gibt live dabei zu sein, Robert Langdon oder Sherlock über die Schulter zu schauen?
Was genau ist es bei anderen Büchern, das mich auf Distanz hält, mir bewusst sein lässt, dass ich nur ein Zuschauer bin, kein Teil der Geschichte?
Besteht vielleicht ein antiproportionaler Zusammenhang zwischen gutem Stil und der Nähe des Lesers zur Geschichte?
Oder braucht der Leser doch eine Identifikationsfigur in der Geschichte?
Diese Fragen stelle ich gerne zur Diskussion, beantworten kann ich sie (noch) nicht.
Über die Autorin Deborah Chester
Wie komme ich auf die Frage, dass es der „gute Stil“ ist, der Distanz zur Geschichte schafft? Es sind die Informationen, die ich über die Autorin Deborah Chester. Sie ist eine erfolgreiche Autorin, die mich nicht in ihre Geschichte rein lässt.
Wie ich den Informationen im Buch entnehmen kann, ist Deborah Chester nicht nur eine erfahrene Autorin, sondern sogar Professorin an der Universität von Oklahoma für Creative Writing. Offensichtlich ist sie eine Autorin, die etwas von ihrem Handwerk versteht. Sie wurde sogar in die „Writers Hall of Fame of America“ aufgenommen.
Beeindruckend finde ich, dass sie in verschiedenen Genres unterwegs ist. Auf ihrer Webseite präsentiert sie ihre Werke in vier Kategorien: Fantasy, Science Fiction, Romantik und Young Adult.
Die Story von „Die Tränen des Lichts“
Der Klappentext fasst das Buch zusammen, noch mehr verraten will ich wirklich nicht, weniger ist auch nicht ganz einfach, also zitiere ich:
Lady Lea ist die wunderschöne Schwester von König Cealan, dem Lichtbringer. Ihr reines Herz und ihre magischen Kräfte lassen sie in die Herzen der Menschen sehen. Und wenn sie dadurch zu Tränen gerührt ist, werden aus ihren Tränen Perlen. Shadrael hingegen ist ein Krieger des Schattenreichs, der seine Seele einst dem Bösen geopfert hat. Sein Bruder stiftet ihn nun an, das dunkle Reich zu befreien und Lea zu entführen. Doch als Lea Shadrael sieht, weiß sie sofort: Das Schicksal hat sie zusammengeführt und wird sie für immer aneinander binden …
Kritik
Die Geschichte hat eine gewisse Spannung, etwas geheimnisvolles. Das mag ich sehr gerne.
Den größten und schönsten Teil habe ich auf meiner Fahrt nach Dortmund gelesen. Daher ist das Cover auch auf meinem Leseplätzchen Nummer 6 am Bahnhof zu sehen.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof habe ich mich richtig auf das Buch gefreut. Es gelang mir sogar mehr oder weniger den lärmenden Trupp des Stammtisches „Nie Voll“ auszublenden.
Das Geheimnisvolle ist aber auch zugleich meine Kritik an dem Buch. Ich möchte hinter die Geheimnisse kommen, möchte sie verstehen und lüften.
In den ersten Kapiteln hatte ich das Gefühl, mir fehlen Informationen, ich habe das falsche Buch in der Hand. Es muss doch eine Vorgeschichte geben. Nach und nach erfährt man andeutungsweise, was geschehen war. Es liest sich tatsächlich wie ein Fortsetzungsroman, der den Leser an die wichtigsten Ereignisse aus dem letzten Band erinnert, dessen Erscheinen ja schon einige Monate/ Jahre zurückliegt. Dummerweise existiert kein anderer erster Band …
Die Story hat Potential, aber meine Laune wird in den letzten beiden Kapiteln richtig mies. Mir wird klar, dass die Fäden nicht aufgelöst werden können und ich mit zu vielen Fragen zurück gelassen werden.
Das Ende des Buches führte zu den folgenden beiden Reaktionen meinerseits auf Instagram und Twitter.
Habt ihr auch manchmal schlechte Laune wenn ihr ein #Buch ausgelesen habt? #bookstagram #lesen #buchstagram #Stimmung #deborahchester #tränendeslichts #ausgelesen
Wenn nach dem#lesen mehr Fragen offen sind, als vorher… #DieserMoment 😈
— Stephanie Braun (@StephKatBr) 10. September 2016
Der Klappentext auf der Rückseite des Buches verrät die Geschichte, im Buch erfahre ich Details, die mehr Fragen aufwerfen, als sie zu beantworten. Da bleibt bei mir das Gefühl: Deborah Chester will mich doch ärgern, oder sie will mich einfach dazu bringen, das zweite Buch zu kaufen … Im Verdacht habe ich da aber eher den Verlag, könnte mir gut vorstellen, dass die Autorin das Buch als einen Roman geplant hatte, bei 380 Buchseiten gut möglich.
Der Klappentext verrät sogar mehr, als ich im Buch finde.
Der wunderschöne fettgedruckte Satz vor der Inhaltsbeschreibung lautet:
Eine Liebe, mächtiger als die Dunkelheit – und ein Gegner kälter als die Nacht.
Für mich liest sich der Roman nicht wie ein Liebesroman.
*SPOILERWARNUNG*
Die Kraft der Liebe ist sicher am Werk, insbesondere bei Caelan, Leas Bruder, der mal als König, dann als Kaiser betitelt wird. Seine Liebe lässt ihn beinahe blind losreiten, seine Schwester zu suchen. Seine liebende Frau bringt ihn zur Vernunft. Liebe ist möglicherweise auch das, was viele Figuren für Lea empfinden, wahrscheinlicher Verehrung ihrer Person und außergewöhnlichen Schönheit. Liebe ist wahrscheinlich auch das, was Lea letztendlich ihre Entscheidung am Ende des Romans treffen lässt, doch es bleibt eine Andeutung. Betont wird vielmehr ihre Vision, deren Inhalt uns Deborah Chester nicht genau verrät.
*SPOILER ENDE*
Mein Lesefluss wird auch durch den Namen der Hauptfigur gestört: Prinzessin Lea. Wer denkt da bitte nicht an Star Wars? Warum ist sie die einzige, die keinen ungewöhnlichen Namen hat. Die anderen Figuren haben alle außergewöhnliche Namen: Shadrael, Caelan, Avitria, Hervan, Thirbe, Rinthella, Vineena , … oder der Name des Pferdes Ysandre.
Band 2 möchte ich auf jeden Fall lesen!
Ich bin neugierig, ob die Andeutungen noch aufgelöst werden.
Dazu werde ich mich auf die Suche in Bibliotheken begeben … Wünscht mir Glück.
Ich werde gerne berichten.