Menschen Gesucht - Die Vrew der Sirius7, Band 2 - Thorsten Hoß

Menschen Gesucht – Die Vrew der Sirius7, Band 2 – Thorsten Hoß

Der erste Band der Lunaria-Reihe von Thorsten Hoß war für mich ein Feuerwerk an Überraschungen. Ich war sehr gespannt, ob ihm das wieder gelingen würde, aber sehr skeptisch, denn ich war darauf vorbereitet, dass wirklich alles möglich sein würde. Auch ohne riesige Überraschungseffekte, hatte ich viel Spaß beim Lesen, der Autor sprüht vor kreativen Ideen.

Ein Satz aus einem der letzten Kapitel fasst die Situation zu Beginn des Buches gut zusammen:

Wir haben einen Weg nach Hause gesucht, dann haben wir uns selbst gesucht, da wir getrennt wurden, und schließlich suchten wir nach Unseresgleichen.

In derselben Rede gibt es weitere wunderbare Zitate, die leider zu viel verraten würden, aber eine Botschaft in sich tragen, die weit über die Zuhörer hinaus auch uns betrifft. Eine zentrale Aussage zitiere ich daher mit einer kleinen Auslassung im ersten Teil:

Herkunft, Abstammung, Geschlecht und Spezies selbst sind nicht von Bedeutung! Einzig die Einstellung zählt! Alles Andere ist egal!

Was macht den Menschen zum Menschen?

Überspringen wir mal den Schritt, dass wir Menschen in unterschiedlichen Kulturen leben, denn wir haben in diesen mehr gemeinsam, als die meisten von uns wahrhaben wollen. Erst im Kontrast mit Nicht-Menschen, seien es Tiere oder außerirdische Lebensformen, können wir uns scheinbar als Menschen der Erde sehen. Persönlich finde ich diese Perspektive sehr wichtig und daher großartig, dass wir sie dank Literatur und Filmen oder Serien immer wieder einnehmen dürfen. Insbesondere wenn es dann auch noch unterhaltsam ist, ohne offensichtliche Moralkeule.

Hinter allem steht die Frage, was macht uns Menschen aus, was macht uns menschlich? Immer wieder werden Menschen ja auch als unmenschlich bezeichnet. Welche Möglichkeiten und Fähigkeiten haben wir, die andere Lebensformen nicht haben? Welche fehlen uns, welche sollten wir vielleicht stärker entwickeln? Wo liegen unsere Schwächen und für wen sind wir eine Gefahr?

Mich faszinieren diese Fragen, euch auch?

Sexualität als Kulturfrage

Ich lebe in einer Kultur in der das romantische Idealbild eine monogame Beziehung zwischen zwei Personen ist. Dieses Paar kann aus Mann und Frau, zwei Männern oder zwei Frauen bestehen. Abgesehen von einigen homophoben Individuen ist diese Vorstellung inzwischen akzeptiert. Seht ihr anders? Dann fangt an, es zu akzeptieren, Liebe zwischen Männern oder Frauen ist Teil unserer Gesellschaft und stellt kein Problem dar!

Jenseits der Paarbeziehung ist Sexualität mit wechselnden Partnern, ohne feste Beziehung, ebenfalls Teil unserer Kultur. Dabei immer wichtig, das gegenseitige Einvernehmen! Häufig wird dies nur unter dem Label des Ausprobierens und Suchens akzeptiert, als Übergangsphase zum Ideal der monogamen Paarbeziehung.

Es wird viel geheiratet und viel geschieden. Es wird auch viel fremd gegangen. Paarbeziehungen haben offenbar begrenzte Haltbarkeit. Früher wurde weniger geschieden. Waren die Menschen glücklicher? Glaube ich nicht. Es gibt noch immer finanzielle Vorteile für Ehepaare, aber es ist inzwischen durchaus möglich auch unverheiratet ein finanziell gutes Leben zu führen. Frau ist nicht mehr auf einen Ehemann angewiesen. Trennungen sind leichter möglich.

Aber können diese monogamen Beziehungen auch funktionieren? Allen Widrigkeiten zum Trotz zu zweit ein Team sein, einander vertrauen, sich aufeinander verlassen und sich gegenseitig unterstützen. Eine Beziehung ist so viel mehr als romantische Liebe. Es gehört auch dazu, gemeinsam Krisen auszuhalten, durchzustehen und Probleme zu lösen.

Ich glaube, dass es möglich ist, erlebe, dass es möglich ist!

Ich wünsche euch, dass ihr euer Liebesglück findet, in der Form, die für euch Liebesglück bedeutet..

Doch ist das monogame Zweipersonenkonzept das einzig wahre Modell der Sexualität?

Thorsten Hoß zeigt auf interessante und kreative Weise, dass Sexualität tatsächlich eine Kulturfrage ist. Ein Blick in die Tierwelt zeigt uns ebenfalls andere Modelle. Ein phantastischer Blickwinkel auf menschenähnlichere Fantasywesen ist da noch mal eine andere Perspektive. Die Lunaria-Romane sind „all Age“ Romane, die laut Angabe des Autors nicht unter 12 Jahren geeignet sind. Sexualität wird thematisiert, aber es gibt keine expliziten Szenen, ganz gut gelöst. Gerade für Jugendliche, die ihre Sexualität entdecken, ist es vielleicht ein spannendes Thema, dass hier sehr unterhaltsam aufbereitet wird.

Da wäre beispielsweise das Feenvolk, welches ausschließlich weiblich ist. Wie pflanzen sie sich wohl fort?

Eine Idee, die für brisanten Stoff im Roman sorgt, ist Sexualität als Ritual, gepaart mit der Sichtweise, dass das Ritual besonders gut funktioniert, wenn die Partner eine tiefere Verbindung zueinander haben. Mehrere Ritualpartner zu haben ist hierbei überhaupt kein Problem.

Auf der Suche nach den Menschen trifft die Crew der Sirius 7 auf kriegerische Amazonen und Dörfer mit älteren Herren. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist auf Lunaria so völlig anders, als auf der Erde und ich glaube dazu wird es noch einiges im nächsten Band der Reihe zu berichten geben. Zweisamkeit ist auf jeden Fall kein Teil der Kultur der Amazonen. Sie finden sich offenbar in Dreierteams, jede hat stets zwei Schwertschwestern. Ob sich dies allein auf den Kampf bezieht, weiß ich noch nicht.

Einen besonderen Blickwinkel auf das Thema Partnerwahl ist der einer Dryade, die eine Symbiose mit einer Pflanze eingegangen ist.

Lieben und lieben lassen, meine Prämisse dazu: So lange sich alle beteiligten einig sind, ist alles gut!

Erklärungen

Was der Mensch nicht erklären kann, mag der Mensch nicht. Wenn es keine logische Erklärung gibt, wird trotzdem eine gefunden.

Lunaria ist anders als die Erde und doch gibt es viele Gemeinsamkeiten. Thorsten Hoß hat sich einige interessante Phänomene einfallen lassen, diese weiter zu benennen würde zu viel verraten.

Anhand einer Figur zeigt der Autor wunderbar auf, wie schnell ein Götterkult sich entwickeln kann. Gleichzeitig sehen wir, wie sich aus einer einzelnen Situation, aufgrund einer einzigen Entscheidung, unheimlich viel entwickelt und das rasend schnell in eine eigentlich unerwünschte Richtung.

Es muss kein Götterkult sein, wir erheben in unseren digitalen Zeiten schnell Menschen zu Ikonen, schreiben ihnen blind Fähigkeiten zu und vertrauen ihren Aussagen. So schnell sie aufsteigen, so schnell können sie auch wieder in Vergessenheit geraten.

Fazit zu „Menschen Gesucht“

Im Grund ist der Roman eine Erkundungsreise eines fremden Planeten, Entdeckung von Lebensformen, Kultur und Natur. Die Crew der Sirius 7 sammelt fleißig Lebewesen ein, die mit ihnen reisen. Der Spannungsfaktor ist nicht besonders hoch, dafür aber der Unterhaltungswert. Die Perspektiven der Crew werden permanent in kurzen Kapiteln abgewechselt. Sie haben auch alle einen unterschiedlichen Blick auf die Menschlichkeit im Allgemeinen und ihre eigene im Besonderen …

Manchmal ist der flotte Perspektivwechsel verwirrend, aber so kommt auch keine Langeweile auf. Irgendwo passiert immer etwas, ohne dass wir uns, wie für viele Fantasy-Abenteuer üblich in endlosen Beschreibungen verlieren. Die Interaktionen zwischen den Figuren stehen immer im Vordergrund, der Dialoganteil am Gesamttext ist sehr hoch.

Autor Thorsten Hoß ist übrigens Rollenspieler, leitet Rollenspielseminare für Kinder und Jugendliche zur Förderung von Kreativität und sozialen Kompetenzen. Meinem Empfinden nach, lesen sich die Lunaria-Romane wie ein fantastisches Rollenspielabenteuer. Wo sind meine Würfel?

 

Reihenfolge

Absturz unter Drachenfeuer – Die Crew der Sirius 7 Band 1

Menschen Gesucht – Die Crew der Sirius 7 Band 2

Clan der Astronauten – Die Crew der Sirius 7 Band 3

Kurtai der Amazonen – Die Crew der Sirius 7 Band 4


Das Buch habe ich bei Lovelybooks gewonnen. Wer mag kann hier gerne in die Leserunde reinlesen.

Menschen Gesucht – Die Crew der Sirius 7 Band 2 (Lunaria-Roman)
Thorsten Hoß
Selfpublisher
ISBN: 9783746031583