Der Name der Rose – Umberto Eco

Mein Exemplar von „Der Name der Rose“ von Umberto Eco ist dick und unhandlich, aber es fühlt sich wenigstens vom Papier her sehr gut an. Beim ersten Durchblättern stelle ich fest: oh, es geht nur um eine einzige Woche. Schön gleich vorne „Dramatis Personae“ – in Büchern mit vielen Personen blättere ich doch schon mal zurück und suche wer das denn jetzt nochmal war. Seite 7-29 finde ich Vorwort, Anmerkung, Prolog und dann erst geht es los mit dem ersten Tag.

Zum Inhalt

Dem Ende meines sündigen Lebens nahe, ergraut wie die Welt… in dieser Zelle meines geliebten Klosters zu Melk, hebe ich nunmehr an, diesem Pergament die denkwürdigen und entsetzlichen Ereignisse anzuvertrauen, deren Zeuge zu werden mir in meiner Jugend einst widerfuhr.

Es geht um eine Woche im Jahr 1327. Er (der Erzähler) war damals ein blutjunger Benediktiner-Novize, den sein Vater (ein Baron) mit nach Italien nahm um die erwartete Kaiserkrönung in Rom zu erleben. Dort wurde er dann aber in die Obhut eines gelehrten Franziskaners, des Bruders William von Baskervile gegeben und er wurde sein Adlatus und sein Schüler zugleich. Mit ihm gemeinsam hat er die geschilderte Woche in „einer stolzen Benediktiner-Abtei an den Hängen des Apennin“  erlebt.

Bruder William ist als Sondergesandter des Kaisers unterwegs um in der Abtei ein Gespräch zwischen Abgesandten des Kaisers, des Papstes und einigen Mönchsorden zu wichtigen Fragen der Kirche vorzubereiten. Der erste Tag beginnt mit der Ankunft und Bruder Williams, ein ehemaliger Inquisitor, erstem Beweis seiner Scharfsichtigkeit.

Er wird vom Abt gebeten einen mysteriösen Todesfall aufzuklären, dem noch weitere folgen werden.

Gleichzeitig geht es aber auch um die Diskussion entscheidender Fragen der Kirche.

Mein Eindruck

Zunächst war da ein „Na, ja“. Ein alter Mann beschreibt eine Woche in seinem Leben und das so detailliert, dass es einfach unrealistisch ist. So kann sich kein Mensch erinnern … In diesem Buch finden sich viele lateinische Passagen, die zwar größtenteils im Anhang übersetzt werden, aber dieses ständige hin und her blättern ist schon lästig. Und dann sind da diese gruseligen Geschichten aus der Kirche wie die von missbrauchten Nonnen, deren Babys nach der Geburt regelrecht zerfetzt worden sind… Teilweise habe ich mich wirklich gefragt, ob ich mich jetzt schämen muss, katholisch zu sein.

Aber dann packt es mich doch.

Bruder William ist einfach eine Persönlichkeit mit faszinierender Logik und auch unser alternder Erzähler kommt ehrlich und sympathisch rüber. Besonders als er auch seine Jugendsünde gesteht, die das Ganze etwas auflockert und die detaillierte Schilderung von Menschenfressern in den Hintergrund drängt.

Interessant sind auch die entscheidenden Fragen, die ich mir bisher noch nie über die Kirche gestellt habe. „Hat Jesus gelacht?“ oder „Hatte Jesus Besitz?“

Natürlich sind die Morde am Ende aufgeklärt und das Mordmotiv ist etwas überraschend, genau wie das Ende überhaupt.

Zwischendurch hab ich immer wieder über den Titel nachgedacht, aber da musste ich bis zum Schlusssatz warten.

Fazit

Es ist ein absolut lesenswertes Buch. Wer gut Latein kann, hat aber sicher noch mehr Freude daran.