Vor einigen Jahren schenkte ich meiner Oma ein Buch zum Geburtstag, allein der Titel war so schräg, dass ich es mir im Buchladen näher ansah. „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster sprang und verschwand“ von Jonas Jonasson.
Ich las den Klappentext und hatte den Eindruck, dass es sich nach einer guten Geschichte anhört, unterhaltsam und hoffentlich mit einer positiven Darstellung des Alters. Alt werden wollte meine Oma noch nie. Sie feierte schon immer lieber ihren Namenstag als ihren Geburtstag. Das Feedback meiner Oma, als wir uns das nächste Mal wieder sahen lautete, dass es eine gute Geschichte gewesen sei, aber die vielen Anmerkungen am Rand hätten das Lesen etwas schwierig gemacht.
Der Hundertjährige hat keine Lust auf seinen Geburtstag im Altenheim
Allan Karlssons Geburtsag soll im Altenheim groß gefeiert werden. Kurz vor seiner Feier verschwindet er, in Pantoffeln, aus dem Fenster. Lange Strecken zu Laufen ist er nicht mehr gewöhnt und doch erreicht er entgegen aller Erwartungen, insbesondere derer, die ihn später suchen werden, den Bahnhof.
Dort möchte er den nächsten Bus nehmen, wohin auf immer, so weit ihn sein Bargeld eben bringt. Während er auf den Bus wartet, trifft er einen jungen Mann, der von ihm verlangt auf seinen großen Koffer aufzupassen, während er selbst zur Toilette geht.
Damit beginnt sein total verrücktes Abenteuer …
Mit 100 Jahren erlebt er noch einmal ein Abenteuer, hin und wieder erzählt er seinen neuen Freunden Geschichten aus seinem Leben, welches nicht weniger abenteuerlich gewesen ist. Aus dem spanischen Bürgerkrieg, als er dem General der Gegenseite das Leben rettet oder von seiner Begegnung in den USA, als Truman Präsident wurde und ihn nach China schickte …
Lesevergnügen in einfacher Sprache
Es ist ein völlig verrücktes Buch. Die Geschichte zieht mich schnell in ihren Bann und ich sitze kichernd auf dem Sofa.
Ich habe mich bestens amüsiert, auch wenn es Leichen gibt. Tatsächlich ist das Ableben insbesondere der zweiten Person durchaus amüsant.
Jonas Jonasson beherrscht den schwarzen Humor und Eva Dix hat diesen in ihrer Übersetzung in einfache Sprache sehr gut erhalten. Vielleicht entwickelt man eine ordentliche Portion Humor, wenn man mit dem Namen aufwächst …?
Der Hundertjährige hatte unter anderem Aufenthalte in der Psychiatrie und einem ausländischen Gefängnis. Mit sehr unterschiedlichen Staatsmännern machte er Bekanntschaft und so fließt ein wenig Historie in das Buch ein. Zeitweise erinnern mich Allans Stationen an Forrest Gump, wenn sie auch inhaltlich ganz anders sind.
Ich bin nicht ganz sicher, ob es an der einfachen Sprache und der Verkürzung liegt, dass Allan mir reichlich naiv vorkommt. Ein naiver Sprengstoff Experte ist verdammt gefährlich, meint ihr nicht auch?
Die verschiedenen Abenteuer seines Lebens scheinen sich eher zufällig ergeben zu haben, auch das aktuelle. Abgesehen von seiner Entscheidung aus dem Fenster zu steigen …
Das Buch wurde mir vom Spaß am Lesen Verlag zur Verfügung gestellt. Link zur Verlagsseite mit Leseprobe
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster sprang und verschwand
Jonas Jonasson
Text in einfacher Sprache Eva Dix
Spaß am Lesen Verlag
Sprachniveau A2/B1
ISBN 978-3-947185-60-3
Liebe Stephanie,
ich habe die Geschichte des Hundertjährigen in nicht-einfacher Sprache gelesen und fand es damals recht gut. Leider habe ich gehört, dass die anderen Romane von Jonas Jonasson nach demselben Muster aufgebaut und deshalb gar nicht mehr so gut sein sollen.
Aber ich finde es toll, dass es das Buch in einfacher Sprache gibt! Gerade im sonderpädagogischen Bereich mangelt es doch sehr an Geschichten für Erwachsene. Der Spaß am Lesen Verlag scheint mir eine tolle Arbeit zu leisten!
Liebe Grüße,
Nico
Lieber Nico,
ja, den Eindruck habe ich auch. Zielgruppe der Bücher sind u.a. Menschen, die als Erwachsene lesen lernen und da braucht es ganz andere Literatur als für Grundschulkinder. Wenn Lesen noch anstrengend ist, muss die Geschichte ansprechend sein, damit sich die Mühe lohnt sich da durch zu kämpfen, denke ich.
Es macht mir selbst viel Spaß, die „einfachen Bücher“ zu lesen.
Liebe Grüße
Stephanie