Ich liebe Zeitreisegeschichten. Wenn jemand aus unserer Zeit sich plötzlich in der Vergangenheit wiederfindet, wir gemeinsam die Zeit erkunden, herausfinden, was die besondere Aufgabe ist, die es ermöglicht wieder zurück zu kommen oder dazu einlädt in der Zeit zu bleiben. Es geht um Kontraste, Historie und eine ordentliche Prise Abenteuer.
Daher war es kein Wunder, dass ich bei dem Titel „Das Zeitenmedaillon“ nicht widerstehen konnte. Doch ich wurde bitter enttäuscht. Daher wird dies leider ein sehr untypischer Beitrag von mir, denn mir fällt nichts anderes ein, als euch zu erzählen, warum ich das Buch nicht mochte.
Das Konstrukt
Lange hatte ich nicht mehr eine so konstruierte Geschichte gelesen. Der Anfang braucht eine Krise. Daher erfährt die Protagonistin, dass ihr Freund ihre Freundin vögelt. Sie verlässt die gemeinsame Wohnung und erkennt später, dass sie ihn eigentlich nie geliebt hat. Auch ihre Freundin ist keine wahre Freundin. Dummerweise ist die einzige Person zu der sie gehen kann, die Mutter der besten Freundin, die für das Waisenkind zum Mutterersatz geworden ist.
Praktischerweise studiert unsere Protagonistin Geschichte, ist also bestens vorbereitet für eine Zeitreise. Und das lässt sie uns auch spüren, denn die historischen Elemente kommen für mich lehrbuchmäßig daher und passen nicht immer in den Kontext. Wird beispielsweise eine Stadt erwähnt, erinnert sie sich, was in dieser noch übles geschehen wird. Diese Informationen waren für mich komplett losgelöst von der eigentlichen Handlung.
Also gut, erst mal muss sie die Zeitreise ja antreten. Sie bekommt dafür ein Medaillon geschenkt. Damit verrate ich nicht zu viel, denn das Medaillon steht ja im Titel. Zufällig wird sie von jemand Nettem gefunden und gleich aufgenommen. Ihm passt es selbst gut in den Kram. Er hat eine Tochter und einen Sohn. Genau, die neue beste Freundin und der Traummann. Ganz so einfach ist die Geschichte mit dem Traummann nicht, da sind noch ein paar Stolpersteine eingebaut.
Die Erkenntnis eine Zeitreise gemacht zu haben ist häufig ein besonderer Moment. Nun, wir haben es mit einer gebildeten, aber naiven Protagonistin zu tun, die keine anderen Erklärungen hat, aber eine Zeitreise noch sehr lange ausschließt. Als sie es akzeptiert, will sie natürlich zurück … Überraschung – das funktioniert nicht so einfach.
Also müssen wir herausfinden, was ihre Aufgabe in dieser Zeit ist. Ich habe mich wirklich um Geduld bemüht, wollte wirklich wissen, was das Geheimnis hinter dem Medaillon ist und wozu sie auserwählt wurde …
Tja, die Antwort hat mir schlicht nicht gefallen.
Was die Autorin Tanja Neise gut herausgearbeitet hat, ist die Rolle der Frau zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Hier erlebt unsere Protagonistin einige Kontraste und muss ihren eigenen Weg finden, damit umzugehen. Sich gleichzeitig nicht selbst aufzugeben, aber auch nicht aufzufallen. Hier wäre noch einiges an Potential gewesen, die Geschichte lebendiger zu gestalten und sie weniger konstruiert wirken zu lassen.
Gegen Ende gab es einzelne kleine Szenen, die ein wenig Spannung aufgebaut haben. Leider für mich viel zu spät und zu wenig.
Fazit
Mir hat die Geschichte leider überhaupt nicht gefallen, daher kann ich sie nicht weiter empfehlen. Ich möchte aber auch niemanden davon abhalten, die Geschichte zu lesen, bloss weil sie mir nicht gefallen hat. Vielleicht haben andere Freude an der Liebesgeschichte oder dem feministischen Blickwinkel der Geschichte.
Das Buch wurde mir über NetGalley zur Verfügung gestellt.
Das Zeitenmedaillon – Die Auserwählte
Tanja Neise
SelfPublisher
ISBN 9782919800865