Unsere Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern bunt.
Dennoch gibt es viele Gegensätze, die einander brauchen, um das Farbspektrum aufzuspannen, egal ob es sich dabei um tatsächliche Farben, Gut-Böse oder andere Eigenschaften handelt. Wir sind Menschen, sind vielfältig und haben alle unsere Fehler. Beim Spektrum von Richtig-Falsch bewegen wir uns philosophisch/ psychologisch im Bereich der moralischen Dilemmata.
Kann es ein Utopia geben, in dem alles nur „gut“ ist?
Für mich unvorstellbar und gerade das macht uns Menschen doch aus, oder nicht?
Wir sind Individuen und niemand von uns ist nur „gut“. Dagegen aber auch niemand absolut „böse“, auch wenn dies oft zu wirkt.
Im Farbspektrum des Regenbogens sind Schwarz und Weiß auch nicht enthalten, vielleicht ein gutes Symbol für das Spektrum der menschlichen Eigenschaften, es gibt keine reinen Extreme.
Wenn das Gute das Böse braucht, ist es dann sinnlos gegen das Böse zu kämpfen?
NEIN!
Ja, wir brauchen ein Spektrum der Individualität, wir brauchen Gegensätze, aber wir Menschen brauchen vor allem Aktivität und Entwicklung.
Wir streben nach „Verbesserung“, was dieses „besser“ sein soll, ist für jeden wieder anders. Ohne Veränderungen und Entwicklung, gäbe es einen Stillstand. Das Streben nach „Gleichheit“ im Sinne von „Gleichbehandlung“ ist ideologisch sicher nicht verwerflich. Eine tatsächliche Gleichheit auf Kosten der Individualität, ergäbe für mich eine Utopie, die mit Stillstand und Langeweile gleich zu setzen wäre.
In diesem Sinne halte ich es für erstrebenswert, sich individuell und auch gesellschaftlich, wissenschaftlich, technologisch weiter zu entwickeln, in allen Lebens- und Erfahrungsbereichen.
Doch bei aller Entwicklung brauchen wir auch Akzeptanz, sich selbst akzeptieren mit seinen Fehlern udn Schwächen und auch unsere Mitmenschen in ihrer vielfältigen Individualität.
Es gibt noch vieles in unserer Welt, dass so nicht sein müsste! Manche Spektren brauchen auch nicht so weit auseinander zu klaffen, wie sie es aktuell tun, beispielsweise Reichtum und Armut oder Gesundheit und Krankheit.
Der Kampf gegen das Böse
Krieg und Frieden – ist das auch ein Spektrum, das wir brauchen?
Schon immer gab es Kriege auf der Welt. Wird das immer so sein? Muss es das?
Geht es dabei tatsächlich um den Kampf gegen „Das Böse“?
Haben diesen Anspruch nicht sogar meist beide Seiten, den Anspruch die eigenen Überzeugungen und das eigene Leben, sowie das der eigenen Gruppe/ des eigenen Volkes zu verteidigen?
Muss es immer zum „Kampf“ kommen, mit dem Ziel zu töten?
Schicksal gegen Liebe
Inspiriert zu diesen Gedanken hat mich Stefanie Diem mit ihrem Roman „Fairies – Diamantweiß“, dem dritten Teil der Fairies-Reihe.
Die zwölfte und die dreizehnte Urfairy stehen für zwei wichtige Elemente unseres Lebens, die Liebe und das Schicksal. Kann das Schicksal, welches von der dreizehnten Urfairy bestimmt wurde, gebrochen werden? Kann Liebe, für die die zwölfte Fairy steht, stärker sein?
Es stellt sich sogar eine noch weitreichendere Frage: Ist die Liebe immer gut?
Ganz im Sinne eines alten Spruches „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“ wird deutlich, dass im Namen der Liebe auch Böses geschehen kann.
Es sind Kriege aus Eifersucht geführt worden, Kriege im Namen des Glaubens, Kriege aus unsinnigen Gründen, Kriege um des Krieges willen …
Des Aspekt des Schicksals bringt eine weitere Frage auf: Wer bestimmt dieses und wie viel Selbstbestimmung bleibt den Menschen? Im Buch ist Tanian die Schicksalsfairy, die einzige der dreizehn Schwestern, die sich noch um das Gleichgewicht der Welt kümmert.
Wie ist es um unser eigenes Gleichgewicht bestellt, individuell, so wie in der Gesellschaft?
Welche Mittel sind geeignet dieses Gleichgewicht aufrecht zu erhalten?
Im Buch wird von den Fairies das Töten als mögliche Lösung angesehen, um das scheinbar Unvermeidliche aufzuhalten, aufzuschieben, denn die unsterblichen Seelen werden wieder geboren, bis sie neu erwachen.
Das Buch
Den ersten Teil der Reihe „Kristallblau“ habe ich sehr gerne gelesen, es hatte mich auch zu einigen Gedanken inspiriert, der zweite Teil „Amethysviolett“ war schwächer. Dieser dritte Teil war von Anfang bis Ende wieder magisch und spannend. Fairies leben in der Welt der Menschen, ihr Schicksal ist inspiriert vom Märchen „Dornröschen“. Wenn sich der Fluch erfüllt geht die Welt unter und die Fairies beginnen auf einer neuen Welt von vorne, ein endloser Kreislauf des Schicksals.
Sophie war zu Beginn des ersten Bandes noch ein unwissendes menschliches Mädchen, die sich für die Welt der Fairies entschieden hat. Seit dem zweiten Band weiß sie, wer sie wirklich ist und welche Aufgabe sie zu erfüllen hat, um den Fluch Tanians aufzuhalten oder sogar zu brechen.
Doch da die Welt nicht schwarz-weiß, sondern bunt ist, ist es Stefanie Diem gelungen eine vielschichtige Geschichte zu schreiben, die dem Thema Kampf des Guten gegen das Böse in diesem Sinne gerecht wird.
Es geht um Liebe gegen Schicksal. Genau wie im ersten Band kommt es auch im dritten Teil zu einem dramatischen Showdown, der gespannt auf den vierten warten lässt, der für November 2017 angekündigt ist.
Dieses Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks erhalten.
Fairies Diamantweiß
Stefanie Diem
Impress, Carlsen
ISBN: 978-3-646-60323-1