Das 17. Buch
Bereits am 10. Mai habe ich das Maibuch ausgelesen. Woran das wohl liegt?
Gefunden habe ich das Buch diesmal nicht in Bonn, sondern in Oberhausen-Holten, in einer alten Telefonzelle.
Eine liebe Kollegin gab mir den Rat: Nimm das 17. Buch von links. Es war ein sehr guter Rat! Herzlichen Dank!
Im Anschluss habe ich noch in dem Bücherschrank gestöbert und vergeblich nach Klassikern für meine Challenge gesucht. Es scheint mir, das 17. Buch war das Beste.
Das Buch
„The Scorpion`s Gate“ von Richard A. Clarke ist ein Geheimdienst-Thriller. Im Original 2005 erschienen spielt die Geschichte 10 Jahre nach dem 11. September.
Die Geschichte ist komplex, die USA, England, China und verschiedene Länder Saudi-Arabiens sind beteiligt. Der Leser bekommt einen guten Einblick in die verschiedenen Perspektiven der handelnden Figuren aus den verschiedenen Ländern in unterschiedlichen Positionen mit ihren ganz eigenen Ansichten.
Der Autor widmet das Buch allen,
die im Kampf gegen den Terrorismus gefochten haben, die starben oder verwundet wurden und den Menschen, die sie lieben.
Die Geschichte ist spannend erzählt. Auch wenn im Zentrum der Geschichte ein fiktiver Staat steht, sind die Ereignisse und Handlungen nah an der Realität.
Ich liebe gute erste Sätze. Dieses Buch hat definitiv einen:
Der Kellner flog quer durch das Café in der Hotelhalle.
Wir beginnen mitten im Geschehen, begreifen schnell, was passiert und erfahren immer mehr über die komplexen Hintergründe.
Eine Meinung aus dem „neuen“ fiktiven Staat über die USA:
Vielleicht war das, was wir bis jetzt getan haben, noch nicht genug. Was haben die Amerikaner und die Perser vorzuweisen, dass sie glauben, unsere junge Nation einschüchtern zu können? Du kennst die Antwort: Es ist die Bombe von Hiroshima, die todbringende Kraft, die Sand in Glas verwandelt und das Land viele Generationen lang vergiftet. Wenn wir uns widersetzen, werden sie unsere Städte in Schutt und Asche legen und unser Volk verbrennen, damit sie uns wieder das Öl stehlen können. Deshalb, Ahmed, denken meine sogenannten Freunde in der Shura, dass wir unsere eigene Bombe brauchen.
Derweil betritt in den USA eine junge Frau zum ersten Mal das weiße Haus. Ehrfurcht?
Sie müssen sich immer vor Augen halten, dass es sich eigentlich nur um eine Behörde voller Beamter mit einer Einliegerwohnung für den Chef handelt.
Ein zentraler Aspekt der Geschichte ist das Öl. Der Arzt Ahmed vertritt hier eine eine interessante Meinung über sein Volk. Hierzu gibt es zwei starke Textstellen:
Man kann modern und trotzdem Moslem sein. Die islamischen Wissenschaftler, die ich in Kanada, Deutschland und Amerika kennen gelernt habe, sind gläubige Menschen. Der Islam ist die am schnellsten wachsende Religion in den Vereinigten Staaten. Niemand hindert die dortigen Moslems daran, den Lehren des Propheten zu folgen. Außerdem hat der Prophet nie von uns verlangt, Christen und Juden zu bekehren oder zu töten. Und wenn wir es versuchen, werden wir dabei diesen kleinen Planeten verwüsten, auch wenn es vielleicht Jahrhunderte dauern würde. Ist das Allahs Wille?
Stattdessen könnten wir unseren Reichtum zum Eintritt ins einundzwanzigste Jahrhundert nutzen. Wir könnten die großen Zeiten wieder auferstehen lassen, in denen Araber die Mathematik, die Astronomie, die Pharmazie und die übrigen Wissenschaften begründeten.
Eigentlich habe ich noch ein paar weitere sehr schöne Textstellen rausgesucht, aber damit würde ich dann doch zu viel verraten. Lest lieber selbst das Buch.
Fazit
Einzelne Stellen habe ich nicht so gerne gelesen, aber im großen Ganzen ist es ein gut geschriebenes spannendes Buch, das ich gerne weiter empfehle.
Beeindruckend finde ich, wie sich der amerikanische Autor gut in die verschiedenen Perspektiven hineinversetzen kann, einen aussichtslosen Konflikt schildert, dabei viele reale Schwachpunkte aufzeigt und einen Weg findet, seiner Geschichte ein vorläufiges Ende zu geben. Er weist uns auf einen eigentlich offensichtlichen „Lösungsansatz“ hin, der in der aktuellen politischen Diskussion eine wesentlich geringere Rolle spielt als der drohende Terrorismus. Ich bezweifle, dass es so „einfach“ tatsächlich funktionieren kann. Hier liegt eben der Unterschied zwischen Fiktion und Realität.
Aus seiner Danksagung am Anfang des Buches:
Die Fragen mit denen die handelnden Personen konfrontiert werden, sind jedoch genau die, dich sich uns allen in den kommenden Jahren stellen werden: …
Ein Roman kann nicht die endgültige Lösung liefern, aber zum Nachdenken und diskutieren anregen und hierzu ist dieses Buch auf jeden Fall ein guter Ansatz.
Wie geht es weiter?
Mein Vater möchte das Buch auch gerne lesen. Also werde ich es ihm geben, sobald wir uns wieder sehen. Er hat versprochen es anschließend wieder in einen Bücherschrank zu stellen.
Mein Märzbuch hat inzwischen übrigens auch den Weg zurück in einen Bücherschrank gefunden.
Ich bin schon gespannt auf das Junibuch.
The Scorpions´s Gate
Richard A. Clarke
EDITIONSNOVA GmbH, Dornhalde – genehmigte Sonderausgabe
Originalausgabe: Scoroion`s Gate, RCA Enterorise, Inc, 2005
348 Seiten