Leider gab es kein Februarbuch. Es fiel aus, wie so einige Blogartikel auch. Darüber berichtete ich in meinen kleinen Lebenszeichen. Streng genommen haben wir nun schon beinahe Mitte April, doch das Buch habe ich tatsächlich im März gelesen, also soll es auch das Märzbuch sein. Vielleicht schaffe ich das Aprilbuch noch, ich hoffe es!

öffentlicher Bücherschrank in Bonn Dottendorf, Quiriniusplatz
öffentlicher Bücherschrank in Bonn Dottendorf, Quiriniusplatz

Man soll das Praktische mit dem Nützlichen verbinden, heißt es doch, oder? So holte ich mir mein Märzbuch auf dem Weg zu einer Fortbildung bei der Lebenshilfe Bonn am Quiriniusplatz in Dottendorf.

Enid Blyton

Eine der liebsten Autorinnen meiner Kindheit war Enid Blyton. Ausführlicher habe ich hierzu bereits schon einmal berichtet, daher kürze ich das an dieser Stelle ab. Als ich „Die Burg der Abenteuer“ im Bücherschrank stehen sah, stand die Entscheidung sofort fest.

Die Geschichte erschien erstmals 1946. Von wann die Ausgabe aus dem Bücherschrank stammt, steht leider nicht im Buch. Es ist auf jeden Fall ein sehr altes Exemplar, da bin ich mir sicher. Ich liebe alte Bücher, sofern sie noch lesbar und nicht muffig sind.

Die Burg der Abenteurer

Es ist der zweite Band der Abenteurer-Reihe. Doch die Geschichte ist auch unabhängig gut lesbar, die Figuren werden zu Beginn vorgestellt und es kommt zu einer Begegnung, die Erinnerungen an das erste Abenteuer hervorruft. Diese werden kurz berichtet, aber eben so, dass mir nichts fehlte.

Typisch Enid Blyton handelt es sich um eine Feriengeschichte. Die vier Kinder sind zwei Geschwisterpaare, zwei Jungen und zwei Mädchen. Sie kommen zum ersten Mal an diesen Ort und die Burg erweckt natürlich sofort ihre Neugier. Jack ist ein Tierfreund und begeistert sich für die Adler. Für ihn ist es noch wichtiger den Adlerhorst zu finden, als die Burg selbst zu erkunden. Der Zugang zur Burg ist verschüttet. Dinas und Philipps Mutter verbietet den Kindern zur Burg hinaus zu gehen, der Weg sei zu gefährlich.

Mit Hilfe von Tassie, die sich in der Gegend gut auskennt, finden sie einen Weg …

Was seid ihr doch für merkwürdige Kinder, daß ihr immer so Hals über Kopf in solche Abenteuer geratet!

Die Burg der Abenteuer, Seite 167
Die Burg der Abenteuer ~ Enid Blyton
Die Burg der Abenteuer ~ Enid Blyton

Es war nicht mehr dasselbe

Ich weiß nicht, ob es an dem Buch selbst oder an mir lag. Die abenteuerliche Stimmung stellte sich bei mir nicht ein. Die Seiten zogen sich so dahin, waren stellenweise sogar langweilig. Es war schade, sehr schade. Vielleicht hatte ich aber auch zu viel erwartet.

Es ist ein Roman von 1946, da sind die Rollenbilder noch ganz andere. Es fehlt an Technik und es ist ganz normal, dass die Kinder weite Wege auf sich nehmen, um in die Stadt zu kommen, wohin nur ein Zug am Tag fährt.

Zigeuner

In einigen Enid Blyton Büchern tauchten sie bereits auf, die Zigeuner, ein Garant für ein Abenteuer. Die Kinder sind meist fasziniert von ihnen, haben Warnungen erhalten, sich von diesen Menschen fern zu halten. Tassie entspricht dem Klischee eines verwilderten Mädchens, dass von Dinas Mutter erst einmal gebadet und in ein frisches Kleid gesteckt wird. Schwierig aus heutiger Sicht, aber dennoch wertvoll zu lesen, wie die Sichtweise damals war. Wofür ich Enid Blyton schätze ist, dass sie neben den gängigen Vorurteilen ihrer Zeit deutlich macht, dass auch Zigeuner wertvolle Menschen sind. Sie sind anders, aber nicht gefährlich. Aus heutiger Sicht

Rollenverstännis Anno 1946

Aus meiner Erinnerung heraus, schrieb Enid Blyton starke weibliche Figuren. Diese kontrastierte sie mit typisch weiblichen, ängstlichen, auf ihre Kleidung bedachte Mädchen, denen es wichtig war, der Mutter keinen Kummer zu bereiten. Hanni und Nanni, sowie auch Dolly waren für mich starke Figuren. Allerdings trafen sie selten und ich bin mir nicht sicher, ob in der ursprünglichen Romanen überhaupt, auf Jungen.

George von den fünf Freunden dagegen ist eine besondere Figur. Sie möchte kein Mädchen sein und wer sie Georgina nennt oder erwartet, dass sie ein Kleid trägt, verärgert sie sehr. Sie hält mit den Jungen mit, behandelt Anne allerdings besser, als die Jungen, die sie ständig beschützen wollen. Anne ist eine dieser mädchenhaften Figuren. Ich könnte mir vorstellen, dass es bei einigen renommierten Verlagen heute schwierig wäre eine Figur wie George unterzubringen, wenn ich manch eine Diskussion in den sozialen Netzwerken lese.

Bei den Freunden aus „Die Burg der Abenteuer“ fehlte mir eine starke weibliche Figur. Dina und Lucy sind verschieden, aber stehen beide hinter den Jungen zurück. Tassie ist anders, aber ihre Wildheit steht im Fokus. Sie hat Fähigkeiten, die die Jungen nicht haben, aber sie bleibt ein Mädchen, deren Schwächen klar benannt werden. Die Jungen scheinen keine zu haben.

Ihr Mädchen bleibt am besten hier unten stehen. (…) Phillip und ich werden hinaufklettern. Ich glaube nicht, daß die Adler uns angreifen werden, Philipp. Aber wir wollen doch lieber vorsichtig sein.

Die Burg der Abenteurer, Seite 62

In guter Erinnerung behalten?

Mich beschäftigt die Frage, ob ich die alten Bücher lieber in guter Erinnerung behalte oder doch noch einmal lesen soll. Habt ihr Lieblingsbücher aus eurer Kindheit noch einmal gelesen? Falls ja, konnte der Zauber erneut wirken oder wart ihr enttäuscht?

Kathi stellt sich derzeit ihrer Kinderbuch-Lesechallenge, allerdings mit einem geringeren zeitlichen Abstand.


Die Burg der Abenteuer
Enid Blyton
übersetzt von Lena Stepath
Erika Klopp Verlag Titel-Nr. 05117 7
„The Castle of Adventures“ erschien 1946 bei Darell Waters Ltd., London