Der Monat hat gerade erst angefangen und das Julibuch ist bereits ausgelesen – 4 Tage habe ich gebraucht für die 336 Seiten.
Gefunden habe ich das Buch im Bonner Bücherschrank an der Poppelsdorfer Allee, über den mir gesagt wurde, dort ständen eigentlich keine Schätze. Meine Tochter hat einen für mich gefunden:
Der Tag des Watussi – Verwegene Spiele von dem spanischen Autor Francisco Casavella.
Gekauft hätte ich das Buch niemals – weder das Cover, noch der Klappentext sprachen mich spontan an. Über die hochwertige Qualität des Buches habe ich mich gefreut – kein Vergleich zum Zerlesenen dicken Taschenbuch des Junibuches – Buchseiten zum Streicheln.
Lesevergnügen
Die ersten drei Seiten verwirrten mich. Was genau ist das für ein Buch? Worum geht es hier?
Meine ersten Eindrücke habe ich getwittert:
#Romanzitat von Francisco Casavella: „Von welchem Blatt kommen Sie? – Von einem unbeschriebenen.“ #Lesen
— Stephanie Braun (@StephKatBr) 4. Juli 2016
#Prolog – Ich lese schöne Worte, aber die Geschichte dahinter erschließt sich noch nicht… Kapitel 1 beginnt erst auf Seite 41… #lesen
— Stephanie Braun (@StephKatBr) 4. Juli 2016
#Romanzitat von Francisco Casavella: „Die Mitglieder des Mäntelclans zielen nun mit ihrem Spott auf die Schuhe des Finanzmagnaten…“ #Lesen
— Stephanie Braun (@StephKatBr) 4. Juli 2016
Die Sprache amüsiert mich – zu gerne würde ich das spanische Original lesen – leider ist mein Spanisch hierfür zu schlecht, der Wortwitz ginge einfach an mir vorüber. Laut einem Artikel in der FAZ handelt es sich wohl um keine gute Übersetzung bzw. keinen „Sprachkünstler“.
In der Übersetzung wird notgedrungen manches, was im spanischen Original einfallsreich und humorvoll ist, nur noch ordinär. Ein großer Sprachkünstler ist Francisco Casavella allerdings nicht. Das Buch verlangt eine sehr aufmerksame Lektüre, denn man kann sich leicht in dem Labyrinth der Ereignisse und der Streifzüge durch Barcelona verlieren.
Dem widerspreche ich – so kompliziert ist das Buch nicht! Die Ereignisse werden chronologisch berichtet, ab und zu gibt es kleine zusätzliche Anekdoten – verlieren kann sich der Leser höchstens im Lügengeflecht der Figuren. Ich nehme an, dem Redakteur hat das Buch einfach nicht gefallen, er ist nicht eingetaucht in Fernandos Barcelona.
Die Geschichte
Es ist das Jahr 1995 und Fernando bekommt einen Auftrag. Der letzte Abschnitt des 27 Seiten langen Proologes ist zugleich ein schönes Beispiel für den wunderbaren Stil des Buches und fasst den Auftrag eindeutig zusammen:
Ich habe heute gesehen, wie jemand, der nicht ist, wer er sagt zu sein, Waisenkindern, die keine Waisenkinder sind, Geschenke überreicht hat, die vielleicht leer waren. Danach hat mir jemand, der auch nicht war, wer er behauptet hat zu sein, eröffnet, er würde wer weiß wen vertreten. Dieser Mann hat mir einen Bericht aufgetragen, über eine Person, die nicht existiert, damit ein so genannter Leser bewertet, welche wichtigen Tatsachen ein Idiot wie ich herausfindet, die auf keinen Fall, niemals, jemand erfahren darf. Die Aufgabe besteht darin zu beweisen, dass diese Welt nicht nur bitter, sondern die Hölle sein kann, und dennoch nicht ernst zu nehmen ist.
Fernando nimmt uns in seinem Bericht mit an den wichtigsten Tag seines Lebens, den 15. August 1971, den Tag des Watussi. Er nimmt uns mit auf seine Tour durch Barcelona, auf die Suche nach dem geheimnisvollen Watussi, den alle für den Mörder eines jungen Mädchens halten.
Fazit
Es ist eine gut erzählte Geschichte, fesselnd bis zur letzten Seite. Eine Geschichte über Menschen und ihre Art das Leben im Barcelona Anfang der 70er zu meistern – Szenen, wie sie wirklich hätten passiert sein können.
Das Ende ist gut, rundet den Anfang gut ab. Doch zufrieden bin ich nicht wirklich. Meine Recherche ergab zum Glück, dass es sich „nur“ um den ersten Teil handelt. Die Gesamtausgabe umfasst ca. 1000 Seiten.
Wie geht es weiter?
Der Titel „Verwegene Spiele: Barcelona-Roman“ von Francisco Casavella steht auf meinem Wunschzettel, leider auf deutsch.
Das gelesene Buch geht nächste Woche ins Büro der Säuglingsstudie, damit meine Kolleginnen es lesen können. Leider werden sie erst nach der jetzt anstehenden Klausurphase zum Lesen kommen. Viel Erfolg Mädels!!!
Bis zum Augustbuch habe ich noch Zeit für andere Lektüre, z.B. für meine Klassik-Challenge.