Experiment Bücherschrank

Eine Idee mit dem Projekt Bücherschrank war, Bücher zu entdecken, die ich sonst eher nicht gelesen hätte. Diese Beschreibung passt auf das Oktoberbuch unglaublich gut. Denn noch nie in meinem Leben habe ich einen Groschenroman gelesen.

Meine Uroma hatte immer solche Heftchen bei ihrem Strickzeug liegen. Ich erinnere mich an die Bücher mit den kitschigen Titelbildern,  die an verschiedenen Stellen lagen, aber mir kommt kein einziges Bild von ihr in den Sinn, wo sie ein solches Heftchen liest.

Vor einiger Zeit habe ich mal ein sehr schönes Hörbuch gehört –> „Für jede Lösung ein Problem“ von Kerstin Gier. Die Hauptfigur schrieb solche Groschenromane, der Verlag änderte sein Programm und ihre Romantik-Arztserie sollte umgestellt werden auf eine Vampir-Serie. Sie selbst war fertig mit dem Leben und wollte es beenden … Das Hörbuch war klasse!

Bisher war es mir auf nie in den Sinn gekommen, ein solches Heftchen lesen zu wollen.

Bis ich eins aus Berlin mitgebracht habe … aus dem offenen Bücherschrank der Humboldt-Universität.

Bücherschrank in der Humboldt Universität Berlin

Bücherschrank in der Humboldt Universität Berlin

Voller Vorurteile (ich weiß, aber ich kann nicht anders) nehme ich mir also ein wenig Zeit um die 142 Seiten aus der Mystery-Reihe aus dem Cora-Verlag zu lesen.

Literarischer Kontrast am heutigen Diss-Frei-Tag. Ein spannender Artikel für die Diss und das Oktoberbuch. Darf sich das Heftchen überhaupt Buch nennen? Habt ihr schon mal einen Groschenroman gelesen? Schiebe die Lektüre schon den ganzen Monat vor mir her. Werde jetzt auch erst den Artikel lesen. #lesen #DissFreiTag #Frühchen #Resilienz #Groschenroman #mystey #coraverlag #danakilborne #bookstagram #Buchstagram

Ein von Stephanie Bloggerin (@kleiner_komet) gepostetes Foto am


Hinweis: Bis hierhin habe ich den Artikel bewusst vor der Lektüre verfasst, der folgende Teil wurde am selben Tag, nach der Lektüre verfasst.

Es war wirklich der Plan, ein wenig Zeit mit dem Buch gemütlich auf dem Sofa zu verbringen und es an einem Stück durchzulesen. Das habe ich nicht geschafft. Es war mir nicht möglich es an einem Stück zu lesen, aber ich habe es geschafft, das Buch nicht quer durch das Wohnzimmer zu werfen …

Die Zeit habe ich während des Lesens gestoppt und tatsächlich 95 Minuten gelesen, auch wenn es den ganzen Nachmittag gedauert hat …

Die Geschichte

… steht quasi komplett hinten auf dem Buch.

Die junge Frau (19 J) mit der tödlichen Krankheit und somit geringen Lebenserwartung hat noch Pläne für ihr kurzes Leben. Sie ist mir ihren Eltern und dem elfjährigen Bruder in Brighton im Urlaub, als der unglaublich attraktive Jake sie vor dem Ertrinken rettet. Dann kommt der Msytery-Teil ins Spiel: Es gibt eine Prophezeiung über eine reine Seele, die die Menschheit retten kann.

Jake soll diese Seele beschützen, hält dummerweise die junge Faith für das Ziel, aber es handelt sich um deren kleinen Bruder. Der wird von bösen Monstern entführt (auf dem Klappentext steht Geister?) und muss gerettet werden.

Wie Jake und Faith den Jungen retten verrät uns der Klappentext nicht mehr, aber eins sage ich euch, es wird wenig spannend, dafür um so kitschiger!

Mein Lesevergnügen

Ein klein wenig Hoffnung hatte ich doch, dass mich das Buch vielleicht positiv überraschen könnte. Kerstin Giers sympathische Romanheldin hat mich hoffen lassen, dass diese Genre etwas zu bieten hat.

Aber es war schlichtweg langweilig und hat mir einfach nicht gefallen.

Mehrfach wollte ich es weglegen, aber habe es bis zum Ende gelesen, es hätte ja sein können …

Der erste Abschnitt des Epilog war schon gar nicht mein Stil:

Es waren so viele Menschen auf dem großen Platz, dass sie dicht an dicht stehen mussten. Sie alle kamen, um zu sehen, ob es wirklich stimmte, was man sich erzählte. Dass es ihn wirklich gab, den Propheten, die reine Seele, die über Frieden und Liebe predigte.

Der Stil des Buches ist leicht geschrieben, relativ einfache Sätze und eine geradlinige Story. Spannung fehlt mir völlig, vielleicht, weil ich den Klappentext gelesen habe und weiß, was passiert.

Da wäre aber auch die Szene in der Faith einem Werwolf gegenüber steht.

Kapitel 6 endet mit folgendem Satz:

Ein Werwolf!

Gut, zu diesem Zeitpunkt betrachten wir die Geschichte aus der Perspektive von Jake. Dennoch kam ich mir ein wenig dumm vor, als die nächsten 1,5 Seiten mir erklären, wie Faith zu der Erkenntnis kommt, dass es sich um einen Werwolf handelt. Hätte die Autorin den letzten Satz aus Kapitel 6 weggelassen, wäre es etwas lesbarer gewesen.

Aber ich habe beim Lesen so oft gedacht: „Ach ne, auch schon gemerkt?“. In manchen Büchern kann sich der Leser freuen, wenn er etwas vor den Protagonisten durchschaut hat, aber nicht, wenn einem die Informationen vorab als Leuchtreklame präsentiert wurden.

Übel sind die Momente in denen Faith nicht nur das Offensichtliche noch nicht erfasst hat, sondern auch noch als völlig verwirrt dargestellt wird. Sie muss eigentlich eine intelligente Frau sein, denn sie plant ein Medizinstudium aufzunehmen!

Ähnlich verhält es sich bei manchen plötzlichen Wendungen: „Ach, jetzt doch anders?“.

Zurück zum Werwolf: Gerade lese ich ein wirklich gutes Buch, das zufällig von Werwölfen handelt und dramatische Kämpfe beinhaltet. Ihr versteht sicher, dass mir beinahe das Buch aus der Hand gefallen wäre, als ich folgenden Satz las:

„Okay,“ sagte er (Jake) zu der etwa zwei Meter großen Kreatur, deren rote Augen in der Dunkelheit wie glühende Kohlen schimmerten. „Lass sie los, und ich werde dich unbehelligt ziehen lassen. Tust du es nicht …“

Ihm fällt dann noch ein Trick ein und sie entkommen dem gefährlichen Monster.

Mir fällt gerade auf, wenn ich so weiter schreibe, wird der Artikel länger als die Geschichte …

Etwas Positives habe ich auch in der Geschichte gefunden: Ein zarter Ansatz einer schönen Figurenentwicklung findet sich in der Beziehung zwischen den Geschwistern: Die große Schwester mit dem Todesurteil ist neidisch und eifersüchtig auf den jüngeren gesunden Bruder, den alle lieben. Sein Leben wirkt scheinbar einfach, doch auch wenn die Mutter es ihr bereits erklärt hat, muss Faith selbst erkennen, wie schwer es für ihren Bruder ist zu wissen, dass ihre Schwester jung sterben wird und dass sie selbst es ist, die es für ihn noch schwerer macht. Hierin steckt viel Potential, leider ist auf 142 Seiten wenig Platz, aber dafür hat die Autorin Dana Kilborne das Beste aus den beiden herausgeholt.

Fazit

Es ist schade, aber der kleine Mystery-Roman hat mir nicht gefallen!

Vielleicht eignet sich so ein Heftchen als leichte Lektüre für unterwegs, zu lesen im Halbschlaf auf einem Nachtflug bzw. im Zug?

Wahrscheinlich fühle ich mich persönlich aber einfach wohler bei längeren Romanen, die mir Zeit geben die Figuren kennen zu lernen und in die Welten einzutauchen.

Trotzdem bin ich froh, mal einen Groschenroman gelesen zu haben.

Schenk mir deinen Atem, Engel
Dana Kilborne
2013, Cora-Verlag
Band 342 der Mystery-Reihe