Die Suche nach dem Junibuch begleitete die Suche nach dem Abiballkleid, wie bereits im Beitrag zum Buch Abiball angedeutet … Warum steht eigentlich im CENTRO Oberhausen kein offener Bücherschrank? Ist es nicht ein Ort, der Konsum und Kultur verbindet? Die Promenade wäre ein wunderbarer Ort für einen solchen Schrank.
Fündig wurde ich in Troisdorf, einer Shoppingempfehlung folgend. Als Kind war ich häufig in Troisdorf gewesen, mit dem Rad an der Sieg entlang ein Eis essen. Mir fiel auf, es gibt derzeit einige Eisdielen in Troisdorf. Mitten in der Fußgängerzone steht ein offener Bücherschrank.
Noch immer auf der Suche nach Bücher, die zu Daggis Buch-Challenge passen, suchte ich mir ein Buch aus. Was ich suchte, fand ich nicht, dafür ein interessantes literarisches Exemplar. Mir war noch nicht ganz klar, ob es ein Sachbuch oder ein Roman ist.
Dieses Buch ist auf jeden Fall ein wundervolles Beispiel dafür, was mir das Projekt Bücherschrank bedeutet, nämlich Bücher zu lesen, die ich mir niemals selbst kaufen würde. Bücher und Themen entdecken, mit denen ich sonst eher nicht in Berührung komme. Dieses Buch war für mich eine Herausforderung, aber auch ein Stück eine Erweiterung meines Horizonts.
Sie kamen von den Enden der Erde
Es ist ein Roman! Erschienen 1971, spielt die Geschichte in der Antike und es liest sich, als wäre es irgendwann vor sehr langer Zeit geschrieben worden. Es liest sich für mich schwierig. Einen rechten Zugang zum Buch konnte ich leider nicht finden.
Es ist ein historischer Roman, die Geschichte der Germanen, der Untergang Atlantis. Ich weiß auch nicht so genau. Es dienten wohl historische Quellen als Basis, mir fehlten vielleicht ausreichend Ankerpunkte, um die Geschichte erfassen zu können.
Ein Roman von außerordentlicher Gestaltungskraft, sprachlich überzeugend, alle wissenschaftlichen Quellen zu diesem grandiosen Thema ausschöpfend. Was Jürgen Spanuth in einsamer Forschungsarbeit an Erkenntnissen freischlug. baut hier der Dichter zu einem großartigen Gemälde der Völkerschicksale zusammen und schenkt uns damit ein Buch von bleibendem Wert für jung und alte eines sich immer wieder gern auf seine Herkunft besinnenden Volkes.
Dieser Text steht auf der Innenseite des Buchumschlages und ich fragte mich, was das wohl zu bedeutet hat. Ich kann es euch nicht sagen, leider. Eine Idee dazu gibt es im Fazit.
Einige Aspekte des antiken Griechenlands sind mir vertraut, auch von Atlantis hatte ich bereits gehört, dennoch bleibt für mich ein großer Teil der Geschichte unzugänglich.
Weiter steht folgendes auf dem Umschlag:
Es schienen uns Banausen zu sein, die, wenn Athener, nicht mehr zur Kenntnis nehmen wollten, daß ihre Göttin dem Haupte des Zeus entsprungen ist, Römer, die Sage von Romulus und Remus lächerlich finden, und Deutsche, die nicht von ihren Göttern und Heldensagen wüßten. Hier aber liegt nun in 2 Bänden der Schicksalsroman des germanischen Volkes vor. Es ist ein ergreifendes, Generationen weiterhin überdauerndes Werk.
Es ist ein verwirrendes Werk, wenn ihr mich fragt. Der Hochkönig von Atlantis spricht zu uns. Wir erleben einige Szenen auf Atlantis, den Untergang und schließlich die Reise der Überlebenden …
Ich habe versucht Informationen über das Buch zu finden. Dabei bin ich leider nur auf Quellen gestoßen, die das Buch zum Verkauf anbieten …
Können Fremde Freunde sein?
Ein Detail habe ich aus dem Buch mitgenommen, die Frage, ob Fremde Freunde sein können. Diskutiert mit antiken Argumenten wirkt die Antwort etwas absurd. Freunde können diejenigen sein, die eine gemeinsame Herkunft haben, die sie verbindet. Dieser überaus antike Gedanke befindet sich leider noch immer in vielen modernen Köpfen …
„Warum führst du einen Fremden ein?“
„Der Prinz ist Libyer“
„Libyen liegt weit.“
„Die Libyer sind unsere Freunde.“
„Fremde sind sie trotzdem.“
„Wer hat dir das eingeschwätzt?“
Doch zwei Aspekte an dieser Diskussion sind interessant:
- Die Fremden sind durch historische Verwandtschaft doch enger verbunden als gedacht.
- Gemeinsamkeiten verbinden.
Wenn wir uns mal auf diese Gedanken einlassen, müssen wir feststellen, dass wir doch alle irgendwie miteinander verbunden sind. Schließlich sind wir alle Menschen und haben mehr Gemeinsamkeiten mit anderen Kulturen, als viele von uns wahrhaben wollen. Die Unterschiede zu betonen ist so viel leichter.
Individualität ist wichtig und richtig, doch sich somit von „Fremden“ abzugrenzen und einer Gruppe zuzusortieren, die selbst eigentlich gar nicht „das Volk“ sein möchte, welches sich von anderen Menschen abgrenzt, ist wenig hilfreich. Dank historischer Völkerwanderungen wird es tatsächlich auch schwierig mit der Argumentation, wer zum Volk gehören darf und wer nicht. Dies ist möglicherweise eine Intention des Türmer Verlag München, welcher die beiden, in meinen Augen doch recht merkwürdig anmutenden, Texte auf dem Einband verfasst hat.
Fazit
Ich bereue nicht, das Buch gelesen zu haben. Es macht mich ein wenig traurig, dass es mich so unwissend zurück lässt.
Im Nachgang habe ich ein wenig über Atlantis recherchiert:
Größer als Asien und Lybien zusammen und von ihr konnte man damals zu den anderen Inseln hinüber setzen, und von den Inseln auf ganze gegenüber liegende Festland, welches jenes recht eigentlich so zu nennende Meer umschließt…. (Germanenherz)
Dieses Zitat erklärt vielleicht ein bisschen meine Verwirrungen, denn mein Grundwissen passte nicht ganz zum Buch:
Atlantis in der Nordsee zu suchen erscheint für den lediglich mit der Schulgeschichtsdarstellung vertrauten abwegig, ein Paradiesartig beschriebenes Reich mit einer befestigten Hafenstadt, Tempeln, Götterstatuen und niedergeschriebenen Gesetzen direkt vor der eigenen Haustür? (Germanenherz)
Die Schwierigkeiten mit dem Buch haben mir gezeigt, welche Lücken ich in meiner historischen Allgemeinbildung habe. Die Schwierigkeiten hängen allerdings auch mit dem Schreibstil von Siegfried Bokelmann zusammen. Dem Buch fehlt jeglicher Glanz, der über dem Mythos Atlantis liegt. Die Nähe zu den historischen Quellen macht den Roman vielleicht zu einer für mich staubtrockenen Lektüre. Nicht hilfreich dabei war auch die Tatsache, dass es nur die halbe Geschichte war.
Aus wirtschaftlichen Gründen ebenso, wie aber auch aus raumtechnischen sahen wir uns gezwungen, das Werk in zwei Bänden erscheinen zu lassen.
Der 2. Band schildert den Bericht des germanischen Königs über Land- und Meernahme in Griechenland wie in Persien bis hin zum tragischen Untergang am Nil.
Wie wichtig Atlantis für die Allgemeinbildung ist, darüber kann man streiten. Ich denke, es ist für mich wichtig, die Bruchstücke, die ich in der Schule gelernt habe, mal in sinnvolle Zusammenhänge zu setzen. Die europäische Geschichte, die Weltgeschichte, als großes Ganzes zu betrachten. Dadurch werden viele aktuelle Entwicklungen verständlicher. Ein Blick in die Vergangenheit klärt auch den Blick in die Zukunft. Es geht um nichts weniger als die Geschichte der Menschheit.
Sie kamen von den Enden der Erde
Siegfried Bokelmann
Türmer Verlag München, 1971