Der Bücherschrank

Es war ein wunderschöner Tag im Juni, die Sonne schien und ich war mit meinen lieben Kolleginnen und dem Chef Eis essen. Ich erzählte, dass ich im Anschluss plante den nächsten Bücherschrank auf zu suchen. Meine Glücksfee hat mir eine neue Aufgabe gestellt, ich sollte das erste Buch wählen, dass mit einem „E“ begänne.

Diesmal bin ich ganz bewusst zu einem öffentlichen Bücherschrank gefahren, nach Bonn – Ippendorf.

Bei diesem offenen Bücherschrank war ich heute 😉💜 Verrate diesmal nicht, wo er steht, der aufmerksame Follower weiß vielleicht, was ich dort hinterlassen habe 😉💜 🍀 Würde mich auf ein Ja/Nein- Spiel einlassen, wenn ihr Fragen stellt. 🍀 Etwas tolles habe ich mir auch mitgebracht, das erste Buch mit „e“ war die Vorgabe 😉 #projektbücherschrank #KleinerKometImPerryversum #lesen #Bücherschrank

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Die Aufgabe klang einfach, war es aber nicht. Ein öffentlicher Bücherschrank hat bekanntlich zwei Seiten, auf der ersten fand ich keinen einzigen Titel, der mit „E“ begann. Auf der zweiten Seite dann ein Sachbuch „Ernährungstipps für Dyalisepatienten“ (oder so ähnlich). Nein, danke, das brauche ich zum Glück nicht. Schon fast fürchtete ich, um eine alternative Aufgabe bitten zu müssen, da fand ich im letzten Fach einen kleinen Schatz: „Es geschah im Nachbarhaus – Geschichte eines Verdachtes“ von Willi Fährmann.

Es ist der zweite Fährmann, den ich per Zufall aus einem öffentlichen Bücherschrank gezogen habe, das erste war das Märzbuch 2017, gefunden am Pferdebrunnen in Bonn-Endenich. Dieses hat mir noch besser gefallen.

Es geschah im Nachbarhaus – Geschichte eines Verdachtes – Willi Fährmann

Das Buch

Die Erstauflage der Geschichte erschien 1968, gelesen habe ich es in der 9. Auflage von 1984. Willi Fährmann lehnt sich an einem tatsächlichen Geschehen Ende des 19. Jahrhunderts an.

In einer Kleinstadt am Rhein nahe Köln wird ein Kind ermordet. Der Verdacht fällt auf einen Juden.

Es kann doch gar nicht anders sein, denken die Leute. Es gibt fadenscheinige „Zeugenaussagen“, verzerrte Erinnerungen, die sich zu einem Gesamtbild im Ort zusammenpuzzeln lassen.

Die Anfeindungen, die die Juden in dieser Zeit erleben mussten, werden sehr anschaulich in diesem Jugendbuch beschrieben.

Räuchert sie aus, diese Juden. Mistet den Stall aus. (…) Dieses Pack ist der Ruin unseres Volkes. Es lebt von der Arbeit anderer. Wer kennt schon einen jüdischen Handwerker oder Arbeiter der Faust? Das Weltjudentum ist eine große Gefahr für unser Volk.“

Als der junge Sigi, den Vater seines Freundes diese Worte sprechen hört, bekommt er Angst niemandem mehr trauen zu können. Doch er hatte aus einer Zeitung vorgelesen, solche Worte wurden schriftlich verbreitet.

Während sein Vater unter Verdacht steht, darf Sigi die Schule nicht mehr besuchen. Seine große Schwester ist in den jungen Nachbarn verliebt. Doch dieser bekommt Schwierigkeiten mit seiner Schmiede, denn niemand will ihm mehr Aufträge geben.

Der junge Sigi ist ein starker Charakter, der sich und seine Familie nicht aufgibt, ein Junge, der sich dem Hass stellt und seinen Weg sucht. Es gibt viele traurige Szenen, aber auch einige sehr schöne Erlebnisse. Die Hintergründe des Hasses, sowie seine Sinnlosigkeit werden in dieser Geschichte thematisiert und dabei lässt sie sich leicht lesen, ohne belehrend zu wirken.

Eigentlich gar nicht recht zu verstehen, Karl, daß wir meist nur an das denken, was uns im Glauben trennt. Das, was wir gemeinsam haben, das wird kaum erwähnt.

Die Thematik ist alt und brandaktuell zugleich, denn Hass ist auch heute wieder ein großes Thema. Hass aus Angst, Hass aus Unverständnis, Hass gegenüber „den Anderen“.

Fazit

Eine schöne Geschichte, die ich euch gerne ans Herz legen möchte.

In den nächsten Tagen werde ich es in einen anderen Bücherschrank stellen und hoffe vielleicht irgendwann eine Nachricht von einem weiteren glücklichen Leser zu erhalten.