wo finde ich dich ~ Freya v. Stülpnagel

Heute stelle ich euch noch ein ganz anderes Buch vor. Ein Buch, das ich wegen dem Titel ausgewählt hatte. Es geht um die Frage, die uns sicher alle mehr oder weniger beschäftigt. Wir alle fragen uns doch, wo unser Verstorbener jetzt ist und wo wir ihn finden können. Diese Frage hat mich besonders nach dem Tod der Schwiegereltern beschäftigt. Ich selber bin katholisch und glaube an ein Leben nach dem Tod – ohne mir so wirklich vorstellen zu können, wie dieses dann aussehen mag.

Doch was ist mit denen, die aus der Kirche ausgetreten sind? Ich glaube an eine Art Himmel, aber ich kann und mag mir nicht vorstellen, dass alle, die der Kirche fern stehen später in der Hölle schmoren werden.

Halt finden in der Trauer

„Wo finde ich dich? Diese Frage nach dem Tod eines lieben Menschen stellen sich Hinterbliebene häufig. Bei der Suche nach der Antwort spielen Glaube und spirituelle Orientierung eine große Rolle. Mit diesem Buch möchte ich trauernde Leser und ihre Begleiter ermutigen, ihren eigenen Weg zu finden. Ihn zu gehen, vermittelt Trost, weitet das Herz und schafft über alle Religionsgrenzen hinweg ein Gefühl tiefster Verbundenheit.“

Klappentext, wo finde ich dich?, Freya v. Stülpnagel

Zum Buch

Es ist sehr ansprechend aufgemacht, fühlt sich sehr gut an und man nimmt es immer wieder gerne zur Hand. Die Autorin möchte sich an Menschen aller Konfessione richten. Ich empfinde es allerdings stark christlich geprägt.

Aus meiner Sicht geht es in diesem Buch in erster Linie um eine Auseinandersetzung mit dem persönlichen Glauben. Dieser wird ja durch den Tod eines nahestehenden Menschen besonders gefordert. Entweder kommen Zweifel oder und dieses: ´wie konnte Gott das zulassen´ oder man kommt Gott wieder näher, indem man bei ihm Kraft und Halt sucht.

Auch in diesem Buch gibt es besondere Zitate, die einen berühren, gibt es diese besonderen Geschichten.

Hier haben mich zwei Geschichten besonders berührt. Zum einen die Geschichte vom weißen Pferd aus der Zeit von Laotse. Das Fazit dieser Geschichte, urteile nie, du weißt nicht ob das was geschehen ist gut oder schlecht ist.
Zum anderen die Geschichte von Marie Juillet, wo es um die Heimat der Seele geht.

Freya v. Stülpnagel, die ihren Sohn im Alter von 18 Jahren durch Suizid verloren hat, begegnet uns mit ihrem Glauben, ohne uns diesen aufdrängen zu wollen. Sie begegnet uns aber auch mit ihren Zweifeln und steht auch anderen Religionen offen gegenüber.

Was ist das Besondere an diesem Buch

Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Ein Teil des Besonderen ist sicher, dass es obwohl es kein Ratgeber ist, doch soviel Rat enthält. Das Buch lebt von vielseitigen Erzählungen/ Geschichten, die oft aus der Bibel stammen. Sie sind so passend gewählt, dass sie uns so viel geben können. Man kann man sich immer einzelne Passagen rauspicken und muss das Buch nicht im Ganzen lesen. Im Gegenteil, es ist wertvoll sich Zeit zu lassen, sich Zeit zu gönnen, das Gelesene in sich aufzunehmen.

Ein weiterer Teil des Besonderen ist auf jeden Fall, dass die Autorin uns ihren Glauben nicht aufdrücken will, ihn nicht als die einzig richtige Glaubensweise hinstellt.

Eines der wunderbaren Zitate, hier zu der Frage: „Wo finde ich dich Verstorbener“:

Da ist ein Land der Lebenden
Und ein Land der Toten
Und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe.

Thornton Wilder, S. 62, wo finde ich dich?, Freya v. Stülpnagel

Meine Meinung

Ich mag dieses Buch sehr. Es berührt mich zutiefst und ja, es macht mir Hoffnung auf einen gütigen Gott. Es macht uns noch einmal bewusst, dass das Entscheidende des christlichen Glaubens die Auferstehung ist.

Dieses Buch gibt uns aber noch etwas ganz wichtiges, es macht Hoffnung auf Versöhnung nach dem Tod. Hierzu schreibt Freya v. Stülpnagel über das Annehmen von Licht- und Schattenseiten des Verstorbenen:

Wenn wir das Gefühl haben, dass wir dem Verstorbenen gegenüber etwas versäumt haben, so dürfen wir darauf vertrauen, dass er dort, wo er jetzt ist, uns längst vergeben hat.

Und wir haben die Mögliclhkeit, ihm zu vergeben, ihm eventuelle Ungerechtigkeiten oder erlittene Verletzungen nachzusehen, um so unseren inneren Frieden zu bekommen.

S. 59, wo finde ich dich?, Freya v. Stülpnagel

Das Buch ist aber nicht nur für Hinterbliebene hilfreich, sondern auch für Begleitende. Es ist hilfreich für alle, die sich mit dem Tod und dem danach auseinander setzen wollen.

wo finde ich dich?
Freya v. Stülpnagel
Kösel-Verlag, München 2014
ISBN 978-3-466-37113-6