Dieses Buch wurde mir damals von meiner Trauerbegleiterin empfohlen und war eines meiner ersten Trauerbücher.
Jetzt habe ich das Buch noch einmal gelesen und wieder sind mir an vielen Stellen die Tränen gekommen, weil ich mich in ihren Worten wieder gefunden habe. Heilsame Tränen.
Wiedergefunden habe ich mich aber nicht nur in den Worten, doch dazu später mehr.
Zum Buch
Die Autorin Ute Schlegel-Holzmann ist 48 Jahre alt, als sie ihren Mann verliert. Über die Zeit danach erzählt sie in diesem Buch. Erzählen, das ist es, was dieses Buch ausmacht. Sie schreibt, wie sie es formuliert, mit diesem Buch einen „letzten Brief“ an ihren toten Mann, aus Liebe und Dankbarkeit. Schreibt sich von der Seele, was sie in der ersten Zeit erlebt und gefühlt hat.
Sie stellt sich dabei sowohl ihren eigenen Fehlern als auch den Fehlern ihres Mannes, stellt ihn nicht auf einen Sockel.
Ergänzt wird das Buch, welches erstmalig 1992 erschienen ist, von einem Nachwort, indem sie uns erzählt wie es ihr 2017 im Alter von 76 Jahren geht.
Ein bewegendes Buch
Es liest sich leicht und doch bewegt es so viel, kommen so viele Emotionen hoch, findet man sich in dem von ihr Erlebten wieder.
Kennen wir nicht alle diese Wut, dass das Leben nicht anhält, sich weiter dreht und die Bäume einfach weiter blühen als wäre nichts gewesen?
Wünschen wir uns nicht alle einfach noch einmal einen Abend zu zweit, noch einmal Nähe, noch einmal die Gelegenheit miteinander zu reden?
Kennen wir sie nicht alle, diese Mitmenschen, die uns mit Worten trösten und aufmuntern wollen, damit aber alles nur schlimmer machen?
Uta Schlegel-Holzmann macht uns Hoffnung, zeigt aber auch wie zerbrechlich die positiven Stimmungen sind, wie leicht eine plötzliche Erinnerung die Trauer wieder hervor holen kann.
Sie stellt auch die Frage, wie lange Trauer währt und beantwortet die Frage für sich so:
Vielleicht werde ich bis zu meinem Lebensende um dich trauern, mein Mann, mein toter Mann. Nicht krankhaft, nicht mit dem höllischen Schmerz der ersten Phasen, sondern milde, dankbar, mit Wehmut werde ich die Erinnerung an unser gemeinsames Leben bewahren.
Uta Schlegel-Holzmann, Kein Abend mehr zu zweit, S. 102
Meine Meinung
Ja, auch dieses Buch kann ich euch sehr empfehlen und zwar gerade in einem frühen Stadium der Trauer. Eben weil es kein Ratgeber, sondern ein Überlebensbericht ist, in dem wir uns wiederfinden können. Aus dem Erlebten können wir dabei so viel für unsere eigene Trauerarbeit mitnehmen.
Vor allem ist auch hier das Wichtigste: wir können uns angenommen und verstanden fühlen und dadurch Trost erfahren.
Ja, ich habe mich verstanden gefühlt, aber ich habe jetzt beim zweiten Lesen auch noch eine ganz andere Verbindung zu Ute Schlegel-Holzmann gespürt.
Auch ich kehre hier auf dieser Seite mein Inneres nach aussen. Zum einen schreibe ich mir Vieles von der Seele, zum anderen, habe ich aber vor allem die Hoffnung, dass ihr dadurch hilfreiche Impulse für eueren Trauerweg erhaltet. Genau das ist auch ihr Ziel mit diesem Buch.
Kein Abend mehr zu zweit
Uta Schlegel-Holzmann
Gütersloher Verlagshaus, 2017
ISBN 978-3-579-08690-3