Von einem kleinen Zettel, der in einem Herrenhemd um die halbe Welt reiste und unser Leben für immer veränderte ~ Claudia Klütsch, Dirk Höner

Von einem kleinen Zettel, der in einem Herrenhemd um die halbe Welt reiste und unser Leben für immer veränderte ~ Claudia Klütsch, Dirk Höner

Begegnung auf dem Schulhof

Nicht nur Kinder, auch Erwachsene kommen auf dem Schulhof ins Gespräch. Man lernt sich kennen, plaudert über die Arbeit und hin und wieder fällt auch mal ein privates Wort.

Wie du hast ein Buch geschrieben?

so in etwa war meine erste Reaktion

Eigentlich wollte Claudia mir ja nur erzählen, dass sie am nächsten Tag nicht da sein würde. Ich wünschte ihr viel Spaß in Berlin, zögerte und hakte nach, dass es doch einen schönen Grund gäbe. Sie fuhr wegen eines Interviews nach Berlin, weil sie ein Buch geschrieben hatte. Da wird man als Buchbloggerin doch gleich hellhörig.

Zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns flüchtig, etwa fünf Monate. Hin und wieder ein kurzes Gespräch auf dem Schulhof. Inzwischen habe ich ihr Buch gelesen und das Gefühl sie viel besser zu kennen. Das Buch las sich tatsächlich, wie unsere kleinen Gespräche. Claudia erzählt ihre persönliche Geschichte „Von einem kleinen Zettel, der in einem Herrenhemd um die halbe Welt reiste und unser Leben für immer veränderte“.

Claudias Begegnung mit dem Zettel

Vor etwa dreizehn Jahren bekam Claudias Mann Martin ein Hemd zum Geburtstag geschenkt. Als Claudia dieses einige Tage später auseinander faltete, fiel ihr ein kleiner abgerissener Zettel entgegen. Ein Zettel, der sie nicht mehr los ließ und ihr Leben auf den Kopf stellte. Es war ein Hilferuf aus Bangladesch. Zweifel, Neugier und viele Gespräche führten letztendlich zu einer ganz besonderen Begegnung und der Fund des kleinen Zettels war der Beginn einer ganz besonderen Freundschaft.

Claudia und Martin begegnen Gazi

Mit dem Journalisten Dirk Höfner, der Claudia Klütsch auch beim Schreiben des Buches unterstützte, reiste das Ehepaar Klütsch nach Bangladesch. Sie nehmen uns mit auf eine abenteuerliche und ganz persönliche Reise und doch ist es wirklich passiert, einem Menschen, den ich persönlich kennen gelernt habe.

Während des Lesens habe ich Claudias Stimme im Ohr, spüre ihre Begeisterung für die Erlebnisse und die Zuneigung für Gazi uns seine Familie. Ich sehe die Sehnsucht in ihren Augen, erneut nach Bangladesch zu reisen. Doch da sind auch Zweifel. Sie ist keine Heilige, hat keine Millionen zu verschenken. Ihre Familie ist eine ganz gewöhnliche Familie aus Wesseling. Doch Claudias Herz ist außergewöhnlich groß und sie ist hartnäckig. Zwei Eigenschaften, die sie trotz aller Zweifel nicht aufgeben lassen. Auch nach Jahren hinterfragen sie und ihr Mann ihre Unterstützung an die Familie. Ist es richtig was sie tun? Müssten sie mehr tun?

Meine Begegnung mit Claudias Geschichte

Ohne den persönlichen Bezug, hätte ich mir beim Lesen ganz sicher öfter bewusst machen müssen, dass es eine autobiografische Geschichte ist, kein fiktiver Roman und schon gar kein Roman, der in einer anderen Zeit, Welt oder gar auf einem fernen Planeten spielt. Menschen wie Gazi leben heute auf unserem Planeten so, wie Claudia es erlebt hat. Und das ist unglaublich!

Ja, ich habe bereits Berichte gehört und Dokumentationen gesehen. Und doch berührte diese Geschichte mich noch einmal persönlich. Die Geschichte stimmt mich nachdenklich. Im Gegensatz zu vielen Berichten fehlt dieser Geschichte der anklagende Zeigefinger. Claudia erzählt von ihren Erlebnissen, verschweigt keine Zweifel, beschönigt nichts. Leider hat sie auch keine universelle Lösung parat. Viele Marken produzieren günstig in Asien. Ohne Aufwand ist es kaum nachvollziehbar unter welchen Bedingungen unsere Kleidung entstanden ist. Wurden die letzten Schritte in Europa gefertigt, steht die ursprüngliche Fertigung in Asien gar nicht im Etikett.

Doch eines erreicht sie auf jeden Fall: Aufmerksamkeit für das Thema.

Wie können wir Menschen aus Entwicklungsländer nachhaltig unterstützen und ihre Arbeitsbedingungen verbessern?

Eine Frage auf die ich auch nach dem Lesen des Buches keine klare Antwort habe. Familie Klütsch unterstützt eine Familie und konnte viel vor Ort bewirken. Diese Möglichkeiten haben wir nicht alle. Es gibt viel Leid auf der Welt und wir können nicht alle retten? Wir können anfangen. Dies kann hier um die Ecke sein oder am anderen Ende der Welt. Es muss nicht viel sein, aber gemeinsam können wir die Welt ein kleines bisschen besser machen, jeden Tag.

Nicht nur in Bangladesch kam die finanzielle und persönliche Unterstützung an. Auch hier in Deutschland schafft Claudia mit ihrem Mann es, ein wenig Aufmerksamkeit auf die Thematik zu lenken und das ist wichtig. Neben dem Buch haben sie vor Ort die Dokumentation gedreht und seitdem auch weitere Interviews gegeben.

Wäre ein Vermeiden gewisser Marken eine Lösung für die Menschen, die in den Fabriken arbeiten? Welche Marken müssen dann vermieden werden?Zunächst hätten die Menschen vor Ort gar keine Arbeit mehr. Einfach weiter machen ist aber auch nicht die Lösung. Wir können bewusster einkaufen, bewusster leben, weniger Ressourcen verschwenden. Wir können Hilfsorganisationen unterstützen und den Menschen eine Stimme geben, indem wir Forderungen stellen an die Firmen und die Politik.

Menschenrechte müssen für alle gelten!

Deine Chance auf eine Begegnung mit einem Blick in eine fremde Welt

Was Claudia und ihr Mann erlebt haben, möchte ich euch nicht erzählen. Lest es selbst oder hört ihr zu. Am 25. April 2019 liest sie in Bonn. Diesen und weitere Termine findet ihr auf der Verlagsseite.


Das Buch wurde mir über das Bloggerportal von Random House zur Verfügung gestellt.

Von einem kleinen Zettel, der in einem Herrenhemd um die halbe Welt reiste und unser Leben für immer veränderte
Claudia Klütsch, Dirk Höner
blanvalet, 2018
ISBN: 978 3 7645 0680 3