Als ich neulich sagte, ich würde ein Buch schreiben, das in ein Genre gehört, das ich eigentlich selbst nicht lese, bekam ich eine Leseempfehlung.

Zu welchem Genre gehört mein Buch? Das fällt mir selbst schwer zu benennen und für mich ist es erst einmal ein Systemischer Roman, weil er meiner Arbeitsweise als Systemischer Therapeutin sehr nahe kommt.

Die Empfehlung war „Laufen“ von Isabel Bogdan, ihre anderen Bücher seien ebenfalls sehr empfehlenswert und leichtere Lektüre.

Es ist eine Geschichte über Trauer.

Was leider nicht auf dem Klappentext steht und ich wichtig zu erwähnen finde ist, dass es um Suizid geht, um Trauer nach einem Suizid.

Laufen von Isabel Bogdan

Die Protagonistin trauert um ihren Partner, der Suizid begangen und ihr einen kurzen Abschiedbrief hinterlassen hat, in dem er sie bittet glücklich zu werden.

Sie steht vor der Frage, wie dies möglich sein solle. Da sie nie verheiratet waren, haben seine Eltern alles bekommen. Ihr blieb nichts von ihm, auch keine Kinder, die sie gewollt hatten, aber es hatte nicht geklappt.

Sie hat mit dem Laufen begonnen und während sie läuft, erleben wir ihre Gedanken. In Gedanken spricht sie den Verstorbenen direkt an, erinnert sich. Wir erleben, wie sie sich Stück für Stück ins Leben zurück läuft, wer sie dabei unterstützt und was ihr schwer fällt.

Depression, Suizid & Therapie

Dem Suizid ging eine Depression voraus. Diese Thematik ist im Buch gut dargestellt, wie sich eine Depression äußern kann. Die Protagonistin hat eine Therapeutin an ihrer Seite, von der sie einige wertvolle Informationen bekommt, um das Geschehene zu begreifen.

Sie nimmt uns mit durch den Prozess. Was mich etwas stört, sind Aussagen, dass ihre Therapeutin ihr teilweise sagt, was sie tun soll, dass passt nicht zu meiner persönlichen Haltung.

Trauer

Es gibt viele Arten zu trauern, dabei kein Falsches, lediglich anderes. Das Buch schildert einen Weg, zeigt auf, wie Trauer sich verändern kann, über einen längeren Zeitraum. Auch wenn das Buch lediglich 200 Seiten hat, geht die Geschichte über Monate. Am Ende ist der Tod zwei Jahre her.

Die Art des Todes kann einen Unterschied machen im Trauerprozess, ebenso die Beziehung zum Verstorbenen. Suizid geht noch einmal besonders mit Fassungslosigkeit und auch Schuldgefühlen einher.

Deutlich wird, dass es in der Trauer den Blick zurück und nach vorne braucht. Erinnerungen sind wertvoll und die Art, wie sie sich erinnert, verändert sich. Gefühle wandeln sich und es dürfen verschiedene Gefühle nebeneinander stehen.

Schreibstil

Ich mag den Stil von Isabel Bogdan, es liest sich leicht und ist zugleich kunstvoll. Sie beherrscht ihr Handwerk.

Sie wendet einen stilstisch tollen Trick an, um zu verdeutlichen, wie sich ihre Trauer wandelt. Im letzten Kapitel verändert sie die Perspektive der Protagonistin. Hat sie bisher immer den Verstorbenen mit „du“ angesprochen, berichtet sie im letzten von „er“, was nicht bedeutet, dass er ihr egal geworden wäre. Ihr alltägliches Denken wird weniger von seinem Fehlen dominiert.

Fazit

Ein gelungener Roman zum Mitfühlen. Es geht nicht nur um Trauer und den Weg zurück ins Leben ohne den Partner. Es geht auch um Depression, Suizid und Gefühle wie Wut, Rat- und Hilflosigkeit. Es geht auch darum, Hilfe anzunehmen und zu sich selbst zu finden.

Es ist nicht einfach ein Buch über Tod und Sterben, es ist eine Geschichte über das Leben.

Laufen
Isabel Bogdan
KiWi, 2021
ISBN: 9783462001587

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