Der Adventskalender 2017 ist eine zusammenhängende Geschichte. Falls du mal ein Türchen verpasst, kannst du von einem Kapitel zu Kapitel blättern.
Viel Freude mit der Geschichte und eine schöne Adventszeit!
Hier geht es zum Anfang der Geschichte und hier zum vorherigen Kapitel.
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Ben war auf dem Heimweg von der Musikschule. „Geh nicht über den Weihnachtsmarkt“, hatte seine Mutter gesagt. Sie musste länger arbeiten und hatte ihn nicht zum Geigenunterricht bringen können. So war der Neunjährige allein mit dem Bus unterwegs. Seine Mutter wollte nicht, dass er mit seinem Geigenkasten durch die Menschenmenge lief und ihm etwas passierte. Sie hatte was von Gedränge und Glühwein erzählt. Zu gerne wollte Ben den Weihnachtsmann sehen, der heute auf der Bühne auftreten sollte, zusammen mit seinen Weihnachtswichteln. Vielleicht konnte er nur mal gucken, so von weitem, ohne wirklich über den Weihnachtsmarkt zu gehen? Noch während er überlegt, rollte ihm etwas über die Füße.
„Tschuldigung“, hickste jemand. Ben staunte. Vor ihm auf dem Boden saß ein Weihnachtswichtel. „Hallo“, grüßte der Junge freundlich. „Guten Tag“, lallte der Weihnachtswichtel. „Eure freut Bekanntschaft mich zu machen.“ Ben lachte und reichte dem Wichtel die Hand. „Oder so ähnlich. Es freut mich auch, deine Bekanntschaft zu machen. Ich heiße Ben.“ Der Weihnachtswichtel griff nach Bens Hand, brauchte dafür aber drei Versuche. „Waldemar“, stellte er sich vor, als er endlich aufrecht stand. Wobei stehen schon eine großzügige Beschreibung war. Er schwankte ganz schön. „Wichtel verloren. Extra auf ein Holzhaus geklettert, nix zu sehen. Aber das rote Zeug ist lecker.“ Erwartungsvoll sah Waldemar Ben an, stolz sich einigermaßen klar ausgedrückt zu haben. Doch der Junge schien ihn trotzdem nicht zu verstehen. „Kennst du das rote Zeug, dass die Großen auf dem Weihnachtsmarkt trinken?“
Nein, Ben hatte bisher keinen Glühwein getrunken, aber er begriff endlich, was mit diesem Weihnachtswichtel los war. Er war betrunken. Das hatte er im Sommer erst bei seiner Mutter erlebt, als sie mit seiner Tante Patricia kurz vor deren Hochzeit unterwegs gewesen war. Mitten in der Nacht war er aufgewacht, als sie kichernd und schwankend nach Hause gekommen war. Am nächsten Tag hatte sie Kopfweh gehabt und lange geschlafen. Am Nachmittag war es ihr wieder gut gegangen und sie hatte lustige Geschichten vom Abend erzählt.
„Du hast die anderen Weihnachtswichtel verloren?“, fragte Ben besorgt. Waldemar nickte betrübt, Tränen standen ihm in den Augen. Er schwankte auch schon wieder fürchterlich.
„Weißt du was, du kommst mit zu mir nach Hause. Dort schläfst du dich aus und dann machen wir uns morgen auf die Suche nach deinen Freunden. Da vorne ist die Bushaltestelle, schaffst du das?“ Das Gesicht des Weihnachtswichtels hellte sich auf.
Hand in Hand gingen die beiden zum Bus …
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(c) Stephanie K. Braun
Morgen geht es weiter.