Weihnachtsmarkt mal anders
Über 20 Jahre habe ich im sozialen Dienst eines Altenpflegeheimes mit einem sehr hohen Anteil an dementen Bewohnern gearbeitet und mich dort sehr wohl gefühlt. Besonders schön war, dass ich sehr selbständig arbeiten und viele Ideen mit einbringen und verwirklichen konnte.
Das Leben im Pflegeheim
Wenn man in ein spezielles Altenpflegeheim zieht, gibt man als Mensch vieles auf: das Umfeld wird meist auf das entsprechende Haus reduziert, nur selten ergeben sich Gelegenheiten noch einmal raus zu kommen und wenn, ist das doch meist mit großen Anstrengungen verbunden. Auf der anderen Seite gewinnt man natürlich auch: es ist immer jemand da, man muss sich weder um Essen noch um Wäsche kümmern, man hat Unterhaltung und der Kontakt zur Familie ist oft entspannter als wenn man als Angehöriger im Haushalt der Kinder versorgt werden muss.
Die Menschen, die zu uns kamen, waren größtenteils sehr pflegebedürftig und oft war ihnen schon ein Besuch bei der Familie – gerade oder auch an den Feiertagen – zu viel. Die Aufgabe des sozialen Dienstes sehe ich darin, den Bewohnern trotzdem soviel Lebensqualität wie möglich zu geben, Ihnen zu vermitteln, dass ihr Leben noch lebenswert ist, noch besondere Momente hat und die Tage mit Freude und Momenten der Nähe zu füllen, Ihnen zu vermitteln, dass Sie auch in ihrer Eingeschränktheit noch liebenswerte und wertvolle Menschen sind.
Ein eigener Weihnachtsmarkt für unsere Bewohner
Eine besonders schöne Zeit war für mich immer die Adventszeit, die für unsere Bewohner mit einem besonderen Highlight begonnen hat: dem Weihnachtsmarkt.
Entstanden damals aus dem Gedanken: „wir können nicht mit allen 160 Bewohnern zu einem Weihnachtsmarkt fahren, also holen wir den Weihnachtsmarkt zu uns“.
Einen Basar mit Verkauf der von den Bewohnern gefertigten Handarbeiten und Töpferwaren hatte es schon immer gegeben und diese waren stolz, dass besonders die getöpfterten Schalen, Figuren und Dekoobjekte so begehrt waren und sehr gut verkauft wurden.
Für die ersten Weihnachtsmärkte haben wir noch aufwendig Holzbuden bei Kirchengemeinden ausgeliehen und aufgebaut. Unterstützung bekamen wir durch ortsansässige Vereine. So hat z.B. der „Bund der Vertriebenen“ Schnaps und Schmalzbrote angeboten. Es war uns auch gelungen einen Drehorgelspieler für den guten Zweck zu gewinnen und einen Trompeter, der zum Abschluss geblasen hat. Schön sah das aus, aber leider hat sich herausgestellt, dass wir unsere Bewohner hiermit eher gequält haben. Den meisten war es draußen einfach nur zu kalt und so haben sie die Schönheiten in den Buden kaum wahrgenommen und wollten schnell wieder ins Warme.
Der Termin am 1. Adventssonntag ist geblieben, aber wir haben den Markt nach innen verlegt und nun konnten ihn alle genießen und haben gerne den Tag unten verbracht. Die Dekoration der angedeuteten Buden, die einfach eine wunderschöne Atmosphäre in der Eingangshalle/Cafeteria geschaffen haben, blieb dann auch die komplette Adventszeit und wir haben jedes Jahr kreative Menschen gefunden, die ihre Waren bei uns angeboten haben. Ob es nun Holz- oder Glasarbeiten, Handarbeiten aller Art, Seifen, Marmeladen, Gebäck, Schmuck oder die im Haus hergestellten Sachen waren, unsere Bewohner haben gerne im Warmen gestöbert und die Standbestücker haben die heimelige Atmosphäre gelobt und dafür in Kauf genommen, dass der Umsatz für sie eher mager war. Was sehr gut lief, war unser Stand mit weihnachtlichem Trödel, den wir jedes Jahr über einen Zeitungsaufruf erhalten haben. Endlich eine Möglichkeit den kitschigen Weihnachtsmann von Tante Else für einen guten Zweck loszuwerden. Und hier kamen dann auch unsere Stammkunden vom „normalen Trödelmarkt“, den wir einmal im Jahr veranstalten. Gerade an diesen Dingen hatten auch unsere alten Leute Freude und der Satz: „Guck mal, das hatte ich auch“, war häufig zu hören. Natürlich wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt und besonders der Duft von den begehrten Reibekuchen lag mindestens noch eine Woche später in der Luft. Umrahmt von Musik war das immer ein schöner Auftakt in die Adventszeit. Der Erlös der Veranstaltung kam dem Förderverein des Hauses zu Gute.
Auch wenn wir uns mehr Besucher von Außen gewünscht hätten – für unsere Bewohner war es immer ein schöner Tag und das war es was letztendlich zählt und die wochenlange Vorbereitung wert war.