Beinahe sechs Jahre haben mich die Geschichten aus der Sherlock Holmes Sammelbox begleitet. Begonnen habe ich mit dem ersten von drei Bänden kurz nach dem Start meiner Klassiker-Challenge, für dieses habe ich auch am längsten gebraucht. Jetzt habe ich den dritten Band mit den Romanen beendet und ich bin ein wenig wehmütig, Abschied zu nehmen. Ich mag die Geschichten sehr, auch wenn ich von einigen Stereotypen entsetzt bin, die dort beschrieben werden. Es waren andere Zeiten und es ist auch spannend sich damit zu befassen, wie sich die Sicht verändert hat bzw. eben nicht von allen Menschen.
Sherlocks Denkweise
Mir geht es wahrscheinlich wie vielen, Sherlocks Denkweise fasziniert mich. Geschichten werden auch immer in einem bestimmten Kontext gelesen und so las ich den ersten Roman „Eine Studie in Scharlachrot“ in einer Zeit, während ich mein erstes Seminar an der IU vorbereitete.
Es ging um Wahrnehmung und Kognition, darum induktives und deduktives Denken zu erklären. Kurzerhand gestaltete ich meine Lehre entsprechend anschaulich und las eine kurze Szene aus Sherlock Holmes vor, eine in der Sherlock und Watson sich noch nicht so lange kennen und er seine Schlussfolgerung an dem einfachen Beispiel demonstriert, dass er weiß, dass Watson ein Telegram auf der Post aufgegeben hat.
Das ist die Beobachtung. Das Übrige ist Schlussfolgerung.
Sherlock Holmes, Die Romane, Seite 151
In dieser Szene steht auch mein Lieblingszitat:
Räumt man alle andere Faktoren fort, so muss der, welcher übrig bleibt, den wahren Sachverhalt zeigen.
Sherlock Holmes, Die Romane, Seite 152
Moriarty
In modernen Verfilmungen der Sherlock Holmes Geschichten spielt Moriarty für mich eine interessante Rolle. Als ich zum Roman „Das Tal des Grauens“ kam, freute ich mich, auf die Original Figur von Arthur Conan Doyle zu treffen und wurde enttäuscht. Moriarty ist lediglich Teil der Rahmenhandlung und bleibt sehr mysteriös.
Genau darin liegt aber auch viel Potential für Adaptionen, eine mysteriöse Figur, die Sherlock Holmes wirklich herausfordern kann.
Natürlich kann es durchaus auch sein, dass meine Sammlung unvollständig ist und es weitere Geschichten über Moriarty gibt, die mir noch unbekannt sind.
Sherlock Holmes, Sämtliche Werke in 3 Bänden
Arthur Conan Doyle
Anaconda Verlag
ISBN: 978-3730601556