Nathan der Weise ~ Gotthold Ephraim Lessing
Nathan der Weise ~ Gotthold Ephraim Lessing

Diesmal gibt es wieder einen echten Klassiker, beschrieben als „dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen“ oder wie auf der Rückseite des Reclam-Heftes steht: „nicht bloß eine gute Komödie, sondern auch eine philosophisch-theologische Abhandlung zugunsten des reinen Deismus.“ Hmm, ok. Also ich fand es nett zu lesen, aber weder wirklich tragisch noch wirklich komisch …

Worum geht es?

Da ist Recha, die Tochter (so glaubt man zunächst) von Nathan dem Weisen (ein reicher Jude in Jerusalem), die von einem Tempelherrn aus dem Feuer gerettet wird. Da ist Daja, (Christin und Gesellschafterin von Recha), die schon im ersten Auftritt ein Geheimnis ankündigt. Das Geheimnis besteht darin wie sich später rausstellt, dass Recha eigentlich Christin und nur eine angenommene Tochter ist. Nathan liebt sie ohne Ende, hat Angst sie zu verlieren, wenn das Geheimnis rauskommt und muss als Bestrafung dafür, dass er eine Christin als Jüdin aufgezogen hat, den Tod fürchten. Soweit die Hauptgeschichte. Aber das Gedicht beinhaltet soviel mehr; der Aussage „philosophisch-theologische Abhandlung“ stimme ich zu. Nathan der Weise zeigt uns, dass alle Religionen gleichwertig nebeneinander existieren können und ein friedliches Miteinander möglich ist.

Ein lustiger Zufall war, dass meine Enkelin sich gerade im Deutschunterricht mit Nathan dem Weisen befasste und so haben wir es zeitgleich begonnen. Das fanden wir beide lustig. Interessant war ihr Einstieg über einen kurzen Pressebericht, aus dem sie bereits das Geheimnis (Recha ist nicht die leibliche Tochter von Nathan) entnehmen konnte. Ich fand es sehr schön, dass wir uns anfangs noch über das Buch ausgetauscht haben, irgendwann war sie leider nur noch genervt von dem Buch. Aber wenn wir uns so an unsere Schulzeit zurückerinnern …

Ich fand es schön, mochte diesen Schreibstil, diese besondere Gedichtform, fand es spannend und habe es gerne gelesen. Habe mich allerdings zunächst gefragt, wie Nathan zu dem Titel der Weise gekommen ist. Er ist so menschlich, aber ja, weise zeigt er sich im 3. Aufzug, 7. Auftritt, als er dem Sultan die Wahrheit sagen soll, welches die wahre Religion sei, ihm sagen soll, wer den wahren Glauben habe: Christ, Jude oder Muselmann.
Nathan beginnt mit dem Satz: „Sultan, ich bin ein Jud`“ und Saladin erwidert:

Und ich ein Muselmann.
Der Christ ist zwischen uns.- Von diesen drei
Religionen kann doch eine nur
Die wahre sein. – Ein Mann, wie du, bleibt da
Nicht stehen, wo der Zufall der Geburt
Ihn hingeworfen; oder wenn er bleibt,
Bleibt er aus Einsicht, Gründen, Wahl des Bessern.

Nathan der Weise

Nathan bekommt eine kurze Bedenkzeit und erzählt ihm zunächst eine Geschichte. In dieser Antwort zeigt sich, dass er den Titel „der Weise“ zu Recht verdient.

Mein Fazit

Ich fand es absolut lesenswert!

Gelesen habe ich eine alte Schulausgabe in Form eines Reclamheftes meiner Tochter.

Nathan der Weise
Gotthold Ephraim Lessing
Universal-Bibliothek Nr. 3, Reclam, 1990
ISBN 3-15-000003-3