Robinson Crusoe ~ Daniel Defoe
Robinson Crusoe ~ Daniel Defoe

Aus dem Vorwort entnehme ich:

Daniel Deoes „Robinson“ ist nicht nur das klassische „Buch der Kindheit“, sondern eine der wenigen Dichtungen, welche auf die späteren wie auf die frühen Tage des Lebens ihren Zauber ausüben, ein weltliches Buch der Bücher, neben der Bibel wahrscheinlich, das verbreitetste und gelesenste Erzeugnis der gesamten Weltliteratur.

Robinson Cruesoe, Vorwort

Puuh, ok in Kindertagen habe ich es nicht gelesen, aber jetzt in späteren Tagen des Lebens. Aber beim Lesen kam mir doch so manches bekannt vor, habe es wohl irgendwann mal als Film gesehen.

Zum Inhalt brauche ich eigentlich nicht viel schreiben. Alle haben wohl irgendwo im Hinterkopf, dass es um Robinson geht, der auf einer einsamen Insel strandet, dort viele Jahre vor sich hinlebt, dann einen „Wilden“, den er Freitag nennt zur Gesellschaft bekommt und irgendwann doch die Insel verlassen kann.

Robinsons Abenteuer

Robinson wird 1632 als drittes Kind angesehener Leute in York geboren. Sein älterer Bruder fiel bei einer Schlacht bei Dünkirchen (lustigerweise habe ich das Buch in einem Urlaub bei Dünkirchen gelesen) und von dem Schicksal des Jüngeren weiß er nichts. Robinson hat schon früh im Kopf Seemann zu werden, was sein Vater unbedingt verhindern will. Er hat für ihn das Studium der Rechtsgelehrsamkeit bestimmt. Robinson gibt den Gedanken aber nicht auf und als er im 19. Lebensjahr zufällig einen Kameraden trifft der im Begriff stand, mit seines Vaters Schiff nach London zu gehen schließt er sich diesem spontan an ohne sich von seinen Eltern zu verabschieden oder ihnen auch nur Nachricht zu geben. Nach ersten Abenteuern wo er von Piraten versklavt wird, in Brasilien erfolgreich eine Zuckerplantage bestellt, fährt er erneut zur See und erleidet Schiffsbruch, überlebt als einziger und rettet sich auf eine Insel.

Jetzt, da ich mich gerettet sah, hob ich meine Augen empor und dankte Gott für das Leben, auf dessen Erhaltung ich vor einigen Minuten noch nicht hatte hoffen können. Ich glaube, es ist unmöglich, das Entzücken und die Wonne eines Menschen, der sozusagen unmittelbar dem Grabe entronnen ist, zu schildern.

Robinson Crusoe, Daniel Defoe

Er stellt aber bald darauf fest, dass er ja nichts hat. Weder Kleidung zum Wechseln, noch Essen oder trinken.

Keine andere Aussicht bot sich mir, als Hungers zu sterben oder von den wilden Tieren gefressen zu werden; und, was mich besonders bekümmerte, ich besaß keine Waffen, um irgendein Tier zu meiner Nahrung zu töten, oder mich gegen andere, die mich zu der ihrigen zu verwenden Lust hätten, zu wehren.

Robinson Crusoe, Daniel Defoe

Er findet aber dann doch etwas Wasser und schläft die erste Nacht auf einem Baum. Am nächsten Tag sieht er dann das Schiff in der Ferne liegen und nach und nach holt er sich von diesem allerlei Nützliches, richtet sich gut auf seiner Insel ein. Auch wenn er sich manchmal fragt, warum er gerettet worden ist und ob es nicht besser wäre dort in den Fluten, bekommt er immer wieder die Kurve und denkt positiv und freut sich über das was er hat und fühlt sich sogar glücklicher als früher

Allmählich kam mir zum Bewußtsein, um wieviel glücklicher mein jetziges Leben trotz aller seiner betrübsamen Umstände sei als das nichtswürdige verworfene Dasein, das ich in früheren Tagen geführt hatte.

Robinson Crusoe, Daniel Defoe

Und er findet zu Gott und liest täglich in der Bibel, die er ebenfalls vom sinkenden Schiff gerettet hat. Wir bekommen detailliert geschildert wie er sich sein Leben gestaltet, sich Hilfsmittel herstellt und damit so beschäftigt ist, dass er erst nach dem dritten Jahr dazu kommt sich in monatelanger Arbeit ein Boot zu bauen, das er dann allerdings nicht zu Wasser bringen kann. Trotzdem ist er dankbar.

Ich setzte mich oftmals mit Dankbarkeit zu Tisch und bewunderte die göttliche Vorsehung, dir mir so den Tisch in der Wüste gedeckt hatte. Ich lernte mehr die Lichtseite meiner Lage ansehen und weniger bei der Schattenseite verweilen, und das gewährte mir zuweilen so viel innere Freude, daß ich es gar nicht auszudrücken vermag. Diesen Umstand erwähne ich hier, um ihn unzufriedenen Leuten einzuprägen, die nicht behaglich genießen können, was Gott ihnen beschert hat.

Robinson Crusoe, Daniel Defoe

Und trotzdem fühlt er sich einsam und sehnt sich nach einem Gefährten. Sehr verstört ist er deshalb als er eines Tages nach über zehn Jahren einen einsamen Fußabdruck am Strand bemerkt. Einige Zeit später sieht er ein Boot und entdeckt dann eine Uferstelle, die mit Schädeln und Gliedmaßen von menschlichen Leibern übersät ist. Eine Feuerstelle weist darauf hin, dass hier Menschen getötet und verzehrt worden sind. Nun grübelt er monatelang was zu tun ist. Ob er als Retter für die Gefangenen auf die Insel geraten ist oder ob es Frevel wäre, die Wilden zu töten, die ja aus der eigenen Sicht nichts Böses tun beim Verzehr ihrer Gefangenen. Und er hat Angst um seine eigene Sicherheit, Angst vor einem Angriff der Wilden und verbarikadiert sich. Im dreiundzwanzigsten Jahr erblickt er wieder die Wilden und ist nach ihrer Abreise so empört, dass er sich vornimmt, sie beim nächsten Mal niederzumachen. Aber ihre Besuche sind nur selten. Im 24. Jahr beobachtet er aber erneut die Wilden und sieht einen Gefangenen fliehen. Robinson erledigt die beiden Verfolger und damit hat er seine Gesellschaft: Freitag, einen ergebenen Sklaven. Er bringt ihm seine Sprache bei und macht ihn zu einem guten Christen und die Gespräche machen ihn so glücklich, dass er diese drei Jahre, die sie zusammen hatten als die glücklichsten seines Lebens betrachtet.

Eine spätere Schlacht mit anderen Wilden und die Meuterei auf einem englischen Schiff führen dann zu seiner Rettung. Am 19. Dezember 1684 verlässt Robinson nach achtundzwanzig Jahren, zwei Monaten und neunzehn Tage die Insel und betritt am 11. Juni 85 wieder englische Erde.

Meine Meinung

Ein dickes, aber ein unterhaltsames Buch. Der Mittelteil mit dem Tagebuch hat mir nicht so gefallen, aber ansonsten ist es sehr schön geschrieben. Robinson ist erst nicht so mein Freund. Ich verstehe zwar, dass er seinen Traum verwirklichen will, aber seine Eltern ohne jede Nachricht zurück zu lassen fand ich denn doch sehr grausam. Aber nach und nach stiehlt er sich doch in mein Herz und nach der Rettung Freitags hat er dieses natürlich vollkommen erobert. Allerdings hätte ich mir etwas intensivere Gefühle gewünscht, grad zu Anfang als er auf der Insel strandet. Da geht es mir mit der Schilderung seiner „Lebensgestaltung“ etwas zu sachlich zu.