Was ist eine Graphic Novel?

Graphic Novel = eine Geschichte mit Bildern ?

Jeder kennt Bilderbücher und Comics, oder auch Bücher für junge Leser in denen viel Text steht, aber auch alle paar Seiten ein Bild auftaucht. Alle erfüllen das Kriterium Geschichten zu erzählen und Bilder zu beinhalten. Die Frage ist also nicht ganz einfach zu beantworten.

Meine Webrecherche ergab sehr schnell: Es gibt keine einheitliche Definition. Diese Aussage ist mir aus meinem Studium noch sehr vertraut.

Auf der Seite Graphic Novels wird eine sehr schöne Erklärung zur Entstehung des Begriffs abgegeben: Ziel von Will Eisner, der in den 70ern sein Comic mit dem Begriff „Graphic Novel“ betitelte, war es, sein Comic als Literatur für Erwachsene auf den Markt zu bringen.

Man gehe in den Bonner Comic-Laden und stelle fest, die meisten Kunden sind über 18 Jahre alt …

Eine hilfreiche Definition habe ich beim Reprodukt-Verlag gefunden:

In Graphic Novels oder Comicromanen wird eine abgeschlossene Geschichte erzählt, meist deutlich umfangreicher als in einem klassischen Comic-Album.

Dem würde ich noch folgende Erklärung hinzufügen:

Im Unterschied zu den oben erwähnten Kinderbüchern sind die Bilder bei einer Graphic Novel Teil der Geschichte. Sie kann, muss aber nicht vollständig im Comic-Stil erzählt werden.

Beispiele für Graphic Novels /Comicromane: oben: "Dork Diaries", "Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer" unten: "Ich bin Princess X" und "Bleibt locker Leute"

Beispiele für Graphic Novels /Comicromane: oben: „Dork Diaries“, „Game of Thrones – Das Lied von Eis und Feuer“ unten: „Ich bin Princess X“ und „Bleibt locker Leute“

Bei „Ich bin Princess X“ gibt es übrigens sehr große Textanteile. Die Comics dazwischen spielen eine besondere Rolle in der Geschichte und können nicht beim Lesen übersprungen werden.

E-Book und Comics

Die Graphic Novel „Princess X“ wurde mir als E-Book von Ars Edition zur Verfügung gestellt. Die bisherigen E-Books, die ich über NetGalley erhalten habe, konnte ich problemlos auf den Kindle laden. Diesmal ging das nicht. Zunächst dachte ich, das Gerät ist einfach zu alt und kann das nicht, es kann ja auch keine Farben darstellen. Doch schnell fand ich heraus, dass es an dem Dateiformat lag, fand heraus, dass ich Adobe Digital Editions benötige und es damit auf dem PC, Tablet oder Handy lesen könnte.

Zunächst versuchte ich es mit dem Handy. Die Geschichte begann mit Text und liess sich besser auf dem Handy lesen als erwartet. Doch dann kam das erste Comic … Ich zoomte maximal, es blieb winzig …

Ein Hilferuf auf Instagram:

Gestern Abend musste ich zwangsweise aufhören zu lesen. Das Comic in der Graphik Novel war einfach nicht lesbar auf dem Handy. 😥 Gerade auf dem Tablet getestet, lässt sich auch nicht auf den kompletten Bildschirm anzeigen. Gibt es eine geeignete App für Graphic Novels? #GraphicNovel #Comic #Ecomic #Hilfe #lesen #adobeDigitalEditions #Comiczoomen #prinzessX

Ein von Stephanie Bloggerin (@kleiner_komet) gepostetes Foto am

Schnell war die Datei auf das Tablet gezogen, die App war bereits installiert, um das schöne Bild für Rabenkuss zu machen.

Doch auf dem Tablet lässt sich die Grafik auch nicht maximal auf den gesamten Bildschirm zoomen. Die Buchstaben des Textes sind riesig, aber die Texte im Comic für mich nur mit Anstrengung zu lesen. Ich fürchte ich bin ein Blindfisch.

Unglücklich greife ich zur letzten Variante: Auf dem Laptop lassen sich die Bilder gut darstellen, das Lesen ist aber nicht so gemütlich.

Ein Dilemma für das ich noch nach einer Lösung suche, bevor ich die nächste Graphic Novel als E-Book lese.

Es wäre wunderbar, wenn es eine einfache Lösung gäbe, die ich noch nicht sehe bzw. mir zu kompliziert erschien (z.B. eine andere App verwenden, nachdem die Datei über Adobe Digital Editions geöffnet wurde, ist das legal?).

Die digitale Version könnte es ja theoretisch ermöglichen, die Texte noch besser zu lesen, als es im Print möglich ist. Wenn ich müde bin, ist mir die Schrift im Manga tatsächlich stellenweise manchmal zu klein.

"Ich bin Princess X" Cherie Priest und Kali Ciesemier; Bild: Bloomoon

„Ich bin Princess X“ Cherie Priest und Kali Ciesemier – Bild: Bloomoon, arsEdition

Ich bin Princess X – Worum geht es?

May hat ihre Freundin Libby verloren. Es war ein Unfall bei dem Libby mit ihrer Mutter von einer Brücke ins Wasser gestürzt ist. May hat ihre Leiche nie gesehen, der Sarg war bei der Beerdigung verschlossen. Seitdem hat sie immer wieder Träume gehabt, in denen Libby aus dem Wasser entkommen ist, der Gedanke, ihre Freundin könne noch leben setzte sich fest.

Die beiden Freundinnen haben zusammen Comics geschrieben, Libby hat gezeichnet und May die Geschichte erzählt. Nach Libbys Tod wollte May die Kiste mit den Comics abholen, aber sie kam zu spät.

Plötzlich nach Jahren taucht ein Sticker vom Princess X auf, dann sieht May sie überall in der Stadt. Schließlich findet sie eine Internetseite mit neuen Geschichten, Geschichten, die nicht von ihr sind.

Wer steckt dahinter? Lebt Libby doch noch? May macht sich auf die Suche.

Auf der Verlagsseite findet ihr eine Leseprobe.

Das Lesevergnügen

Das erste Kapitel ist niedlich. Es wird erzählt, wie die beiden Mädchen sich kennen gelernt haben und wie Princess X entstanden ist.

Wir erfahren von dem tragischen Unfall und ab dem Moment, als May den Sticker entdeckt, beginnt das Rätsel. Große Teile der Geschichte spielen sich in Mayas Gedanken ab. Sie liest die Comics online und zieht ihre Schlüsse daraus. Schließlich handelt sie, gemeinsam mit ihrem Nachbarn Patrick.

Patrick selbst ist auch ein interessanter Charakter, der aus Eifersucht eine Dummheit begangen und sein Stipendium verloren hat. Er ist recht gut im Haken, hinterlässt aber noch zu viele Spuren. Es ist schön, dass er nicht einfach der Super-Nerd ist, der alles mit Hilfe von Technik und Internet hin bekommt, sondern eben auch an Grenzen stößt.

Der Aufbau der Geschichte gefällt mir. Es ist eine wunderbare Schnitzeljagd, zunächst online, dann in der Realität.

Es ist unglaublich spannend. Trotz der Darstellungsprobleme wollte ich die Geschichte unbedingt zu Ende lesen.

Die Comics sind ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, gut gezeichnet und passen sehr gut zur Story. Leider gibt es im letzten Teil der Geschichte keine Comics mehr, was inhaltlich vollkommen sinnvoll ist, aber sie fehlen mir trotzdem.

Es irritierte mich beim Lesen, dass die Geschichte in Seattle spielt, aber Princess X eine de-Domain hat. War es eine komische Übersetzung? Nein, der Grund liegt darin, dass es die Webseite wirklich gibt. Schaut mal vorbei. Dort findet ihr viele weitere Informationen und Aktionen rund um die Geschichte von Princess X.

Fazit

Lesenswert! Nicht nur für Comic-Nerds. Es könnte aber vielleicht der sanfte Einstieg in die Comic-Szene sein, wer weiß.

Überlegt euch nur vorher, in welchem Format ihr die Geschichte lesen wollt. Aktuell würde ich zu Papier raten. Habt ihr eine bequeme Möglichkeit das Format als E-Book zu lesen, spricht nichts dagegen.


Die Graphic Novel wurde mir freundlicherweise von arsEdition (Bloomoon) zur Verfügung gestellt.

Ich bin Princess X
Cherie Priest, Kali Ciesemier
übersetzt von: Doris Hummel
272 Seiten
Bloomoon
ISBN: 978-3-8458-1229-8
Erschienen am 12.01.2016